Domumfeld soll verbessert werdenWilhelm Belkes Team nimmt Problemzonen ins Visier

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Ihr Arbeitsbereich: Wilhelm Belke und seine Kollegin Andrea Klüting wollen das Domumfeld verbessern.

Ihr Arbeitsbereich: Wilhelm Belke und seine Kollegin Andrea Klüting wollen das Domumfeld verbessern.

Köln – Wird Wilhelm Belke nach seinem Beruf gefragt, könnte er sich auch Herzchirurg nennen. Ein ganz spezieller. Nur für das Herz von Köln zuständig. Für das Domumfeld. Vor rund fünf Monaten wurde er von Oberbürgermeisterin Henriette Reker der Öffentlichkeit vorgestellt, als der Kümmerer, den sie im Wahlkampf versprochen hatte. Er soll für Ordnung sorgen in dem Teil der Stadt, der für die allermeisten Touristen der erste Eindruck ist und der stellenweise arg schmuddelig daher kommt – das Areal rund um die weltberühmte Kathedrale inklusive Altstadt.

Klingt ein bisschen nach Law-and-Order. Doch die Stelle ist eher im „diplomatischen Dienst“ angesiedelt. Belke und sein Team sollen sondieren, anregen, vermitteln und schließlich verbessern. Und auch wenn sein vierköpfiges Team erst seit diesem Mittwoch komplett ist, er war nicht untätig in den vergangenen fünf Monaten.

Am Kurt-Hackenberg-Platz hat Wilhelm Belke Handlungsbedarf ausgemacht. Das  Baumfeld  sollte die Stadt intensiver pflegen.

Am Kurt-Hackenberg-Platz hat Wilhelm Belke Handlungsbedarf ausgemacht. Das  Baumfeld  sollte die Stadt intensiver pflegen.

Belke hat die Runde gemacht. „Antrittsbesuche“, sagt er. Bei der IHK war er, bei Einzelhändlern, bei der Polizei, bei Haus und Grund, bei Anwohnern. „Durch die Bank positiv“ seien die Reaktionen gewesen. Dass es jetzt einen Kümmerer gibt, „das ist überfällig“, ist sein Resümee aus den Gesprächen.

Die großen „Baustellen“ im Schatten des Doms, die braucht sich das Team Belke eigentlich nicht mehr anschauen. Die sind seit Jahren bekannt. Der Tunnel Johannisstraße allen voran, dicht gefolgt vom Blauen Zelt am Breslauer Platz.

Nicht nur Schandflecken im Fokus

Doch der Ingenieur und Architekt hat sich in den vergangenen Wochen auch mal die Stellen angeschaut, die nicht im Fokus sind, wenn es um klassische Schandflecken im Schatten des Doms geht. Etwa der Kurt-Hackenberg-Platz. Eigentlich ein „Schmuckkästchen“, gerade neu gestaltet. „Edle Materialien, tolle Planung, da wurde Geld angepackt“, ist Belke voll des Lobes. Umso ärgerlicher: Bei Rundgängen fand er den Kies aus dem Baumfeld über den halben Platz verteilt. „Wenn man so etwas plant, dann muss man wissen, das ist reinigungsintensiv. Es reiche nicht, einmal in der Woche mit der Kehrmaschine durchzufahren.“

Eine Herkules-Aufgabe: Die Zustände  im Tunnel  Johannisstraße. 

Eine Herkules-Aufgabe: Die Zustände  im Tunnel  Johannisstraße. 

Und dann ein benachbartes Hotel. „Außengastronomie ist gut“, sagt Belke. Die belebe einen Platz und sorge für soziale Kontrolle. Doch als Stein des Anstoßes hat er die Schirmständer ausgemacht. In Betonplatten, umklebt mit schwarz-gelben Flatterband, sind Schirme fixiert. „Vor dem Planen erst denken“, mahnt Belke. Bei der Gestaltung des Platzes hätten direkt Röhren für die Stangen in den Boden eingelassen werden können. Dann bräuchte es die unansehnlichen Ständer nicht.

Mag seine Ermahnung auch harsch klingen, er meint es nicht vorwurfsvoll. „Ich bin nicht der Schlaumeier und Besserwisser.“ Belke kann auf eine lange Erfahrung in der Kölner Verwaltung zurückschauen. Zuletzt saß er als Stadtplaner im Büro der Oberbürgermeisterin. „Die Ämter haben den Buckel voll von Arbeit“, sagt er. Darum könne es nicht ums draufpacken gehen, sondern ums erleichtern. Probleme, die im Vorfeld erkannt werden, müssen nicht aufwendig behoben werden. Klingt einfach, „ist aber komplex“, sagt der Kümmerer. „Es gibt ungeheuer viele Schnittstellen.“ Ordnungsamt, Polizei, Fachämter, soziale Anlaufstellen, Anwohner, Interessengruppen: „Je nach Sachlage muss ich die möglichst größte Schnittmenge finden.“

Die Sonnenschirme eines Hotels hätten bei der Planung schon bedacht werden können.

Die Sonnenschirme eines Hotels hätten bei der Planung schon bedacht werden können.

Um die wird es auch im Falle der Straßenmusiker gehen. Was für den Touristen Unterhaltung ist, wird für die Anwohner zunehmend zur Folter (die Rundschau berichtete). Zwar sind Verstärker mittlerweile verboten. „Aber das alleine löst das Problem nicht“, sagt Belke. „Wir müssen vielleicht auch an die Stadtordnung ran.“ Die regle nämlich unter anderem nicht, in welcher Dichte die Musiker sich im Domumfeld aufstellen dürfen. Für September hat er sich vorgenommen, Anwohner, Musiker und Ordnungshüter an einen Tisch zu bringen.

Das Konzept muss überzeugen

Kurt-Hackenberg-Platz, Straßenmusiker: Fälle, in denen das Kümmerer-Team reagieren muss. Doch künftig wird es auch bei Planungen für Großbauten oder beim Verkehrskonzept für die Altstadt zurate gezogen. Umfangreiche Planung mit zahllosen Gestaltungsdetails. „Alles werden wir nicht im Vorfeld bedenken können“, weiß der erfahrene Stadtplaner. Aber er will dazu beitragen, die Zahl der Korrekturen gering zu halten.

Wird sein Team sich vor allem auch in der Kunst der Diplomatie üben müssen, es wäre naiv zu glauben, das Domumfeld kann ohne Reibungspunkte verbessert werden. „Es wird auch darum gehen, über Jahrzehnte eingeschliffene Arbeitsabläufe zu hinterfragen“, sagt Belke mit Blick auf die Stadtverwaltung und ihre Töchterbetriebe. Er muss mit Widerständen rechnen. Doch was kann er im Ernstfall entgegensetzen? „Meine Möglichkeiten reichen bis zu einem Vorspracherecht bei der Oberbürgermeisterin“, sagt er. „Aber darauf baue ich nicht. Erfolg werden wir letztlich nur haben, wenn das Konzept überzeugt.“

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