Drach-Prozess in KölnIkea-Mitarbeiter berichten vom dramatischen Überfall

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Drach Fortsetzung

Der Angeklagte Thomas Drach (M) begrüßt im Landgericht seinen Anwalt Andreas Kerkhof (r)

Köln – Noch schnell eine Zigarette, und dann an die Arbeit: Das war der Plan von zwei Mitarbeitern der Ikea-Filiale in Godorf. Beim Rauchen vor dem Personaleingang beobachtet einer der beiden, wie sich ein etwas herunter gekommener Mann auf einen Geldboten zugeht, der gerade mit einem Koffer auf dem Weg zum Transporter ist. „Ich dachte das ist ein Bettler, der den aggressiv anbetteln will“, bekundete der 47-Jährige. Doch dann entpuppte sich die „aggressive Bettelei“ als bewaffneter Raubüberfall.

Der „Bettler“ mit dem Sturmgewehr

Als Täter vermutet die Staatsanwaltschaft den früheren Reemtsma-Entführer Thomas Drach (61), der sich wegen dieses Überfalls und drei weiteren am Flughafen Köln/Bonn, in Frankfurt am Main sowie im hessischen Limburg derzeit einem Prozess vor dem Landgericht stellen muss. Neben schwerem Raub und Verstoß gegen das Kriegswaffengesetz – Drach soll bei zwei Überfällen ein Sturmgewehr Typ AK 47 benutzt haben – lautet ein Vorwurf auf versuchten Mord. Bei einem Überfall in Frankfurt soll der 61-Jährige auf einen Mitarbeiter eines Geldtransporters geschossen und ihn lebensgefährlich verletzt haben. Mitangeklagt ist ein 53-Jähriger, der bei den Überfällen am Flughafen und in Frankfurt beteiligt gewesen sein soll.

Ein Bettler, diese Idee kam dem zweiten Ikea-Mitarbeiter nicht: „Ich habe gesehen, dass der Mann mit einer Maschinenpistole bewaffnet war“, so der 44-Jährige. Er habe nach dem Revolver des Geldboten gegriffen. „Es gab eine kurze Diskussion und ein kurzes Gerangel“, sagte der 44-Jährige, da der Geldbote auch nach dem Revolver habe greifen wollen. Doch der Räuber habe die Maschinenpistole auf Hüfthöhe gehalten. Ob er auch die Mündung auf den Geldboten gerichtet habe, erinnerte der Zeuge nicht mehr mit Sicherheit, „ist ja auch schon fast vier Jahre her“. Anschließend habe der Räuber den Geldkoffer an sich genommen, sei weggelaufen und in ein Fahrzeug gestiegen, dass auf dem Kundenparkplatz gewartet habe.

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Fachwissen über Waffen von Computerspielen

Gegenüber der Polizei hatte der 44-Jährige kurz nach dem Überfall angegeben, bei der Maschinenpistole des Täters habe es sich um eine MP5 gehandelt. Von den Beamten gefragt, woher er seine Waffenkenntnis habe, hatte der Mann geantwortet: „Aus Computerspielen.“ Das, so der Zeuge am Dienstag vor Gericht, sei später bei der Öffentlichkeitsfahndung in dem Fall in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ „ins Lächerliche“ gezogen worden.

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Weitere Zeugen berichteten über ein brennendes Fahrzeug, das wenige Minuten nach dem Überfall in Immendorf an einem Feldrand entdeckt worden war. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich um das Fluchtfahrzeug handelte. Von dem Brandort hatten sich damals laut der Zeugen zwei Männer zügig entfernt. Eine Zeugin sagte aus, das Erscheinungsbild eines der Männer sei „verwahrlost“ gewesen.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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