DreikönigsempfangHenriette Reker füht sich von der Ditib hintergangen

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Zu Gast beim Katholikenausschuss war Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Sie wurde begrüßt von Stadtdechant Kleine (l.) und dem Vorsitzenden des Ausschusses Gregor Stiels (r.).

Zu Gast beim Katholikenausschuss war Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Sie wurde begrüßt von Stadtdechant Kleine (l.) und dem Vorsitzenden des Ausschusses Gregor Stiels (r.).

Köln – Es war wohl das Ereignis in 2018, das die tiefsten Wunden hinterlassen hat: Die Eröffnung der Zentralmoschee in Ehrenfeld durch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan unter Ausschluss der Kölner Stadtgesellschaft. Und was hat die tiefsten Sorgenfalten in die Stirn getrieben? Die sogenannte Stadtwerkeaffäre, bei der Kölner Politiker wichtige Positionen in der Verwaltung und Stadtkonzernen in Hinterzimmergesprächen verteilen wollten. So ist es zumindest, wenn die Reden beim Dreikönigsempfang des Katholikenausschusses als Maßstab genommen werden.

„Ich finde es sehr schade, dass die Ditib als Trägerin der Moschee die Chance vertan hat, die Einweihung als großes Fest für die muslimischen Gläubigen, die Nachbarn in Ehrenfeld sowie alle Kölner zu begehen“, sagte Stadtdechant Robert Kleine im Rückblick. Sein Wunsch: „Dass es gelingt, im interreligiösen Dialog Vertrauen wieder aufzubauen.“

Wenig Hoffnung scheint da Oberbürgermeisterin Henriette Reker zu haben. Sie fühlt sich gar hintergangen von dem Moscheeverein. Noch zum Ende des Jahres 2018 habe die Ditib ihr versprochen, sich mehr zu öffnen (wir berichteten). Doch mit der schlagzeilenmachenden Konferenz in der Zentralmoschee zum Thema Islam, zu der auch Muslimbrüder geladen waren, sei dieses Versprechen wieder gebrochen worden. Und was sie besonders dabei schmerze: Als das Versprechen ihr gegeben wurde, müsse diese Konferenz bereits in Planung gewesen sein.

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Große Sorge wegen Stadtwerkeaffäre

Die Stadtwerkeaffäre hat die Fraktionen im Rat gespalten. Große Mehrheiten scheinen selbst bei so richtungsweisenden Entscheidungen wie zur Ertüchtigung der Ost-West-Achse nicht mehr möglich. Kleine: „Ich wünsche mir für 2019, dass alle gewählten Mandatsträger versuchen, über Parteigrenzen hinweg gemeinsam sinnvolle Projekte anstoßen.“ Der Vorsitzende Gregor Stiels sieht als Konsequenz aus der Stadtwerkeaffäre einen Vertrauensverlust bei den Wählern gegenüber den Parteien. Eine gesellschaftliche Entwicklung, die ihm Sorge macht.

Doch Kleine und Stiels richteten als Katholiken ihren Blick nicht nur über den Tellerrand hinaus, sondern auch auf ihre Kirche. Beide verurteilten die Missbrauchsfälle scharf. Stiels sieht in ihnen einen Grund für die zahlreichen Austritte. Seit Frühjahr im Amt, hat Stiels den Kontakt zu den Gemeinden gepflegt. Sein Resümee: Der von Kardinal Woelki geprägte Begriff pastoraler Zukunftsweg sei für viele Gläubige diffus. Seine Forderung: „Den Menschen in den Gemeinden mehr zuhören, sie mehr beteiligen.“

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