Drogen, Obdachlose, Lärm14 Bürgerinitiativen wollen die Innenstadt verbessern

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Gegensatz: Ein Mann zieht Geld an einem Bankautomat, ein offenbar Obdachloser nutzt den Raum nahe der Schildergasse als  Platz zum Ausruhen.

Köln – Insgesamt 14 Bürgerinitiativen aus der Innenstadt  haben genug von Müll, Party, Lärm, Verwahrlosung und auch von den  Obdachlosen, die teils ihre Notdurft zwischen Autos verrichten, betrunken auf dem Bürgersteig liegen.

Deshalb haben  sich  die  Gruppen   zusammengeschlossen, sie fordern auf lange Sicht Lösungen – zunächst aber verlangen sie vor allem, dass Stadtrat und Stadtverwaltung viel aktiver werden.  Guido Köhler, Vorsitzender der Bürgerinitiave Zukunft Neumarkt, sagte am Freitag: „Wir müssen das Thema gemeinsam anschieben, damit es auf die Agenda kommt bei Politik und Verwaltung. Es passiert einfach nicht genug.“   Oder anders ausgedrückt: Das neue Bündnis vereint die gesammelte Wut.

Problemfall Neumarkt

Im  September haben sich die  Initiativen zum ersten Mal getroffen,  am Donnerstag  kam erstmals Stadtdirektorin Andrea Blome  mit ins Maritim,  auch neun Sozialverbände wie die Obdachlosenhilfe waren dabei. Die ganz große Runde. Aus Sicht der Initiativen drängt die Zeit.

Der Drogenkonsumraum am Neumarkt? Ein jahrelanges  Warten. Der Neumarkt? Seit Jahren  Treffpunkt von Drogenabhängigen, trotz eines Arbeitskreises zur Verbesserung.  Die Zülpicher Straße?   Könnte laut einigen Wirten zu den nächsten Ringen  werden, zuletzt starb ein Jugendlicher nach einem Messerangriff.  „Die Innenstadt kippt“, sagte Köhler.  Er betonte, man wolle die  Obdachlosen nicht loswerden, auch sie seien Betroffene – doch es müsse etwas getan werden.

Taskforce im Dezernat

Unklar blieb am Freitag, wie aktiv Blome bei dem Treffen  die Rolle der Stadt festgelegt hatte, Köhler sprach von einer Taskforce im Dezernat. Blome teilte am Freitag schriftlich mit, dass  der Ist-Zustand analysiert wurde: „Hier wurde deutlich, dass es vielschichtige und heterogene  Herausforderungen gibt, die wir nur interdisziplinär – also in der Zusammenarbeit von Initiativen, Verbänden, Politik und natürlich Verwaltung – meistern können.  Ich habe daher im Namen der Verwaltung alle Akteur*innen zu einem moderierten Workshop Anfang 2022 eingeladen, der den Auftakt für eine noch bessere Zusammenarbeit legen wird.“ Es geht  offensichtlich  zunächst mehr darum, eine Form der Zusammenarbeit als konkrete Lösungen zu finden.

Das neue Bündnis

14 Bürgerinitiativen oder Interessensgemeinschaften  der Innenstadt  haben sich zusammen getan: ABC Südstadt IG, Bürgergemeinschaft Altstadt, Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt, Bürgerverein Eigelstein, Gastro Kwartier Latäng, IG Altstadt, IG Deutz, IG Kolumba, IG Mittelstraße, IG Neumarkt: ISG Severinstraße, Miteinander im Mauritiusviertel, Pro Stadtgarten  und Stadtmarketing.   Knapp 130.000 Einwohner  hat die Innenstadt als einer von neun Bezirken. Dazu gehören die fünf Stadtteile Altstadt Nord und Süd, Neustadt Nord und Süd sowie Deutz.    Bei der Kommunalwahl 2020 haben die Grünen dort  35,97 Prozent geholt. (mhe)

Nur: Die Probleme sind seit Jahren klar, es mangelt  an Lösungen. Dabei geht es auch darum, wie aktiv eine Verwaltung sich selbst sieht in solchen Fragen. Und  das Arbeiten an Konzepten kann   auch dazu dienen,  Themen  auf die ganz lange Bank zu schieben. Köhler sagte: „Wir brauchen keine langen Konzepte, wir brauchen Taten. Wir müssen weg davon, hundert Seiten Konzepte zu schreiben, wir müssen jetzt machen, umsetzen und  ausprobieren.“ Burkhard Wennemar vom Bürgerverein Eigelstein sagte: „Unsere Aufgabe sehen wir darin, uns nicht abspeisen zu lassen von der Verwaltung mit Kleinkram.“ Köhler nannte  ein  Café auf dem Neumarkt. Oder dass die Obdachlosen in den Schlafunterkünften  Freizeitangebote bekommen, um ihren Tag zu strukturieren.

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Für die Initiativen ist es ja ein schmaler Grat: Einerseits  müssen sie die Verwaltung aus ihrer Sicht antreiben, andererseits kann die Stadtverwaltung schon mal bockig reagieren, wenn sie öffentlich  kritisiert wird. Deshalb betonte Wennemar, sich als Partner zu verstehen, aber  er  sagte:  „Wir haben in Köln einen falsch verstandenen Begriff von Toleranz und Liberalität, glaube ich.  Im individuellen Bereich ist das ganz lässig, aber wenn man nirgendwo anpackt, führt das zum Wahnsinn.“

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