Drogenkäufer aus allen sozialen SchichtenMasten für Kameras am Ebertplatz installiert

Lesezeit 3 Minuten
Ein Blick von oben: der Ebertplatz aus der guten alten Zeit.

Ein Blick von oben: der Ebertplatz aus der guten alten Zeit.

Köln – Die Videoüberwachung auf dem Ebertplatz nimmt konkrete Formen an. Wie die Rundschau aus Polizeikreisen erfuhr, werden am Mittwochmorgen gegen 8 Uhr die ersten Masten auf dem Gelände aufgestellt. Erste Vorarbeiten fanden bereits in den vergangenen Tagen und auch vor dem gewaltsamen Tod am Sonntag statt. Die Überwachung soll im November komplett in Betrieb gehen.

Die Installation der Masten und später der Kameras ist nur der erste Schritt bei der Ausweitung der Videoüberwachung in Köln. 32 Kameras werden in den kommenden Monaten am Ebertplatz, Neumarkt, Breslauer Platz und Wiener Platz aufgestellt. Nach den sexuellen Übergriffen der Silvesternacht 2015/2016 sind bereits rund um den Hauptbahnhof und auf der Vergnügungsmeile am Ring zahlreiche Kameras angebracht worden. Aktuell gibt es rund um den Bahnhof, Dom und auf der Partymeile insgesamt 44 Kameras. Die Polizei betonte, dass eine flächendeckende Rund-um-die-Uhr-Beobachtung des großen Areals am Ebertplatz ohne die Videoinstallation nicht möglich sei. Afrikaner würden den Handel mit Cannabis auf dem Platz dominieren.

Drogenkäufer aus allen Gesellschaftsschichten

„Die Abnehmer von Cannabis am Ebertplatz stammen aus allen gesellschaftlichen Schichten“, sagte ein Polizeisprecher der Rundschau. Der Großteil der Abnehmer sei zwischen 20 und 30 Jahren, aber es gebe auch Kunden die 16 Jahre oder auch 60 Jahre alt seien. „Die Abnehmer kommen gezielt zum Ebertplatz, um sich dort mit Marihuana zu versorgen“, ergänzte der Sprecher.

Einige nutzten die Gelegenheit, wenn ihr Heimweg über den Ebertplatz führt, sich mit Drogen einzudecken. Die Abnehmer kämen aus dem Kölner Raum, aber auch aus dem näheren Umland. Dealer und Abnehmer treffen sich auch in Hauseingängen am Ebertplatz zur Abwicklung des Geschäftes.

Durch die Präsenz der Polizei seien die Drogendelikte zurückgegangen, betont der Behördensprecher. Von Januar 2019 bis zum 23. August zählte die Polizei am Ebertplatz und in den angrenzenden Bereichen etwas weniger als 300 Rauschgiftdelikte. Im Vorjahr registrierte die Kölner Polizei etwas mehr als 430 Drogendelikte auf dem Platz.

Debatte vor Ort

Der „Brennpunkt Ebertplatz“ wird am Mittwochabend in einem kölschen Brauhaus ein großes Thema sein. Der Bürgerverein Eigelstein hat zum Veedelstreff geladen. Im „Kölsche Boor“ am Eigelstein werden ab 20 Uhr prominente Gäste debattieren.

Erwartet werden Polizeipräsident Uwe Jacob, Innenminister Herbert Reul und Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Auch OB Henriette Reker wurde angefragt. Ob Reker kommt, blieb unklar.

Die Videoüberwachung beschäftigt auch die Justiz. Dem Verwaltungsgericht liegt seit dem Juli 2018 eine 50-seitige Klage gegen die Videoüberwachung vor. „Für die Verhandlung ist noch kein Termin festgesetzt“, sagte eine Sprecherin des Verwaltungsgerichtes der Rundschau. Der Kammer sei die Wichtigkeit des Verfahrens bewusst und und sie wolle so schnell wie möglich einen Termin ansetzen, hieß es weiter.

Im aktuellen Fall vom Sonntag ist der 25-jährige Tatverdächtige in Untersuchungshaft. Dem Mann wird Totschlag vorgeworfen. „Der Beschuldigte schweigt zu den Vorwürfen“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer gegenüber der Rundschau. (ta)

Rundschau abonnieren