Abo

Boykott angedrohtCSD-Motto spaltet LGBTIQ-Szene

Lesezeit 3 Minuten
CSD Köln

Regenbogenbunt ist die CSD-Parade in Köln.

  • Das Motto des diesjährigen Kölner Christopher Street Days lautet „Einigkeit! Recht! Freiheit!“
  • In der LGBTIQ-Szene wird seit einiger Zeit über das abgewandelte Zitat der deutschen Nationalhymne als neues Motto gestritten.
  • Nun gibt es sogar Boykott-Drohungen.

Köln – Seit Wochen wird in der schwul-lesbischen Community heftig über das Motto des Christopher Street Day (CSD) 2020 in Köln gestritten – jetzt machen die Grüne Jugend, die Jusos, die Linksjugend und andere Gruppen Druck auf die Veranstalter und drohen sogar mit Boykott.

Sowohl das Motto als auch seine offizielle Begründung sei „unverantwortlich in Zeiten von verstärktem Nationalismus und immer noch andauernder Diskriminierung queerer Menschen durch den deutschen Staat“, heißt es in einem offenen Brief, den auch die Kölner Grünen, die Kölner Ortsgruppe von „Fridays for future“ das Autonome Queerreferat der Uni Köln und andere unterzeichnet haben. Es wird gefordert, das Motto zu ändern, um „geschlossen solidarisch auf die Straße gehen zu können“. Der Brief endet mit dem Satz: „Sollte dieses Motto bestehen bleiben, sähen sich viele von uns gezwungen, ihre Teilnahme zu überdenken.“

„Einigkeit! Recht! Freiheit!"

Die Aufregung dreht sich um drei Worte: „Einigkeit! Recht! Freiheit!“ Das abgewandelte Zitat aus der Nationalhymne hatten die Veranstalter des „Cologne Pride“, der „Kölner Lesben- und Schwulentag e. V.“, kurz KLUST, am 1. Dezember als CSD-Motto vorgestellt. Seitdem spaltet das Thema die LGBTIQ-Szene (kurz für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Intersexuelle, Queere) – nicht nur in Köln, sondern bundesweit. Viele sehen in dem patriotisch angehauchten Slogan eine Anbiederung an nationalistische Tendenzen, es sei geradezu ein Affront für queere Menschen angesichts zunehmender Anfeindungen und Gewalt gegen Minderheiten. In einer Umfrage des Portals queer.de bezeichneten 41,3 Prozent das Motto als gut, 54,0 Prozent lehnten es ab.

Alles zum Thema Universität zu Köln

Das könnte Sie auch interessieren:

Laut KLUST-Geschäftsführer Uwe Weiler wurde das umstrittene Motto nicht vom Vorstand vorgegeben, sondern in öffentlicher Veranstaltung einstimmig beschlossen. 32 Personen seien beteiligt gewesen. Kontroverse Reaktionen gebe es jedes Jahr, so heftig wie diesmal sei die Kritik aber noch nie gewesen. Weiler betonte, das Motto sei „Denkanstoß, Mahnung, Ausdruck von Wertschätzung und Forderung zugleich“. Es stehe „für gemeinsame Werte aller Menschen in diesem Land“.

Motto suggeriere anhaltenden Kampf

Mit den Ausrufezeichen im Slogan mache man deutlich, dass längst nicht alles erreicht wurde, dass man weiterhin kämpfen müsse – gegen Diskriminierung und Ausgrenzung, für gleiche Rechte und freie Selbstentfaltung. „Dass das Motto eine politische Debatte auslöst, ist doch gut so“, sagte Weiler. Der Cologne Pride 2020 findet vom 20. Juni bis 5. Juli statt. Höhepunkt ist die große Demonstration zum Christopher Street Day am Sonntag, 5. Juli, zu der Hundertausende Besucher erwartet werden. Am heutigen Donnerstag veranstaltet der KLUST um 19 Uhr beim SkF, Mauritiussteinweg 77-79, eine öffentliche Diskussion über das Motto. Ändern werde man es aber nicht, stellte Weiler klar.

Rundschau abonnieren