Duft-EntwicklungMit guter Nase weltweit Erfolg

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Robert Müller-Grünow mit einer Probe der Komposition „White Tea“.

Robert Müller-Grünow mit einer Probe der Komposition „White Tea“.

Köln – Autoabgase und Körperausdünstungen, Pinkel-Ecken und Zigarettenqualm: Wie in jeder Großstadt gibt es auch in Köln Orte, von denen man am liebsten schnell verduften möchte. Oder auch andere, von denen man gar nicht genug kriegen kann. Welch wichtige Rolle die Nase dabei spielt, werde erfreulicherweise von immer mehr Unternehmern erkannt, sagt der Kölner Duft-Experte Robert Müller-Grünow. Gut komponiert und dosiert, könnten Wohlgerüche dazu beitragen, eine anregende Konsum-Atmosphäre für Kunden zu schaffen, einen Markenauftritt zu optimieren oder die Aufenthaltsqualität für Gäste zu verbessern.

Mit seiner Firma „scentcommunication“ für Duft-Marketing sowie der Produktionsfirma „arome“ betreibt der Diplom-Kaufmann an der Deutz-Mülheimer Straße 183 ein weltweit agierendes Unternehmen, das auf individuelle Duft-Entwicklungen und deren professionellen Einsatz spezialisiert ist. „Wir bauen dafür auch die nötigen Beduftungssysteme“, erläutert der 46-Jährige. Schwerpunkt der beiden Firmen mit zusammen zwölf Mitarbeitern ist die Gestaltung von Düften für Firmen-Marken. Ein solch „olfaktorisches Logo“ soll die Aussagekraft einer Marke mit unterstreichen. Für die Flagship-Stores des TV- und Handy-Herstellers Samsung etwa habe „scentcommunication“ einen Duft komponiert, der „Metall und Kunststoff“ assoziiere, so Müller-Grünow.

Unter Beteiligung der „besten Parfümeure der Welt“ hat die Firma mit Sitz in Mülheim bislang 5000 Düfte erarbeitet, viele davon für internationale und renommierte Unternehmen. „Wir sind weltweit technisch und qualitativ führend“, versichert der gebürtige Bensberger. „Es gibt nicht so viele Firmen, die das abdecken, was wir machen.“

Geruchs-Marketing lange unterschätzt

Während in den USA und in Asien fast „jede starke Marke ihren eigenen Duft“ besitze, wie Müller-Grünkow sagt, sei in Deutschland die positive Wirkung des Geruchs-Marketings lange unterschätzt worden. Was sich jetzt ändert, auch in Köln. So erarbeitet „scentcommunication“ derzeit ein Duftkonzept für das noble neue „Qvest-Hotel“ im Gerling-Quartier. Müller-Grünow: „Das wird wahrscheinlich ein sehr eleganter, klassischer Duft mit modernen Aspekten.“ Auf Wunsch des französischen Künstlers Pierre Huyghe zeichnete seine Firma jüngst für den Duft von dessen Ausstellung im Museum Ludwig verantwortlich, und bei einer Designer-Modenschau im Hotel New Yorker stammten die verströmten Aromen ebenfalls von der Schäl Sick. Wer auf der Breite Straße bei „Adenauer & Co“ einkauft, kann dort das von „scentcommunication“ entworfene „Duft-Logo“ mit Anleihen an Holz, Wasser und Strand erleben. Selbst auf großen Einkaufsmeilen wie der Schildergasse kommen inzwischen die ersten Abteilungen und Läden „dufte“ rüber. Für segensreich hielte der Wahlkölner diese Entwicklung im übrigen auch für die öffentlichen Verkehrsmittel und die Messehallen.

„Es gibt so gut wie keine Branche, mit der wir nicht zusammen arbeiten.“ Fahrzeug-Hersteller beduften Autos, Banken ihre Filialen, Modeketten ihre Läden, Hotels ihre Lobbys. Ein Garten-Center möchte von „scentcommunication“ eine blumige Duftnote für den Eingang, ein Supermarkt wünscht sich ein fruchtiges Aroma, damit die Obstauslagen verlockender wirken, eine Zahnarztpraxis verlangt nach einem beruhigenden Umfeld, etwa mit der Komposition „Relax“ aus Jasmin, Lavendel und Rosenholz.

50 Düfte in der „Duftbibliothek“

Rund 50 Düfte umfasst die jederzeit verfügbare „Duftbibliothek“ von „scentcommunication“; auf Wunsch wird ein „Signature Scent“ für Firmen exklusiv kreiert. Das kann von den ersten Vorschlägen bis zur Entscheidung ein Prozess über Monate sein und durchaus Tausende von Euro kosten. Für kleine Boutiquen oder Privaträume dagegen gibt es fertige Düfte und Beduftungssysteme in Form handlicher Kuben schon ab 150 Euro.

Um am internationalen Markt erfolgreich zu sein, müssten die Düfte so gestaltet sein, dass sie passgenau auf ein Unternehmen zugeschnitten sind und Wohlgefühle erzeugen. Ein Firmengebäude aus Glas, Beton und Marmor etwa dürfe innen nicht nach Vanille riechen, das man mit Wärme und Behaglichkeit verbindet, erläutert Müller-Grünow, der persönlich den Geruch der „Dünen in Nordspanien“ am meisten liebt. Sand, Meer, Zedern, Gräser – Erinnerungen an die Kindheit. Was seine Nase dagegen am meisten verabscheut, kann der erfolgreiche Kölner Unternehmer ebenfalls sagen: „Schweißgerüche in meiner Umgebung und Parfümerien mit ihrer überladenen Duftmischung.“

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