EbertplatzAnwohner diskutieren bei Veedelstreff mit Reker und Reul

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Volles Haus und rege Beteiligung: Beim Veedelstreff im „Kölsche Boor“ kamen auch die Anwohner des Ebertplatzes zu Wort.

Volles Haus und rege Beteiligung: Beim Veedelstreff im „Kölsche Boor“ kamen auch die Anwohner des Ebertplatzes zu Wort.

  • Der Drogenhandel ist das Kernproblem am Ebertplatz.
  • Im Brauhaus „Kölsche Boor“ präsentierten Anwohner viele Ideen, neu ist keine.
  • Der Betreiber des „African Drum“ bot Kölns Polizeipräsidenten erneut seine Mithilfe an.

Köln – Die Menschen rund um den Ebertplatz sind in Aufregung. Am frühen Sonntagmorgen wurde ein 25-Jähriger auf dem Ebertplatz getötet. Im Brauhaus „Kölsche Boor“ kamen Anwohner nun zum Veedelstreff des Bürgervereins Eigelstein zusammen. Mit dabei: Innenminister Herbert Reul, OB Henriette Reker, Polizeipräsident Uwe Jacob und Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer.

Neue Lösungen gab es nicht. Angeregte Diskussionen dafür umso mehr, es blieb weitestgehend sachlich. Als sinnvollste Erkenntnis stellte sich das heraus, was ohnehin jedem im Raum bereits klar war. Die Bemühungen, den Ebertplatz zu beleben, müssen weitergeführt werden. „Jeder, der dazu beiträgt, ist ein Gewinn“, sagte Reker. Gleich mehrfach im Verlauf des Abends machte sie deutlich, dass Zusammenhalt und der Austausch von Informationen zwischen Anwohnern, Polizei und anderen Bürgern wichtig sei, um die positiven Entwicklungen fortzuführen. „Ich hoffe, das wirft uns nicht zurück“, sagte Reul.

Nicht der einzige Brennpunkt mit hoher Kriminalitätsrate

Die Menschen, die am stärksten von den Problemen am Ebertplatz betroffen sind – die Anwohner – haben Ideen. Neu davon ist keine, zielführend wohl ebenso wenig. Klar ist, dass der Drogenhandel der Kern der Probleme ist. Warum also nicht einfach mal ein paar Tage noch gezielter, mit noch mehr Polizisten dazwischen gehen und ordentlich aufräumen? So lautete eine Frage aus dem Publikum. Die Dealer seien gut organisiert, antwortete Jacob. Die hätten Leute, die rechtzeitig warnen, wenn die Polizei auftaucht. Dazu kommt ein weiterer Punkt, der an diesem Abend nicht nur einmal genannt wird. Der Ebertplatz ist nicht der einzige Brennpunkt mit hoher Kriminalitätsrate. Sei es der Wiener oder Breslauer Platz, der Neumarkt oder die Ringe. Überall gebe es Probleme. „Wir können nicht zu jeder Zeit überall sein“, sagte Polizeipräsident Uwe Jacob. Die Präsenz in den Morgenstunden solle am Ebertplatz jedoch erhöht werden.

Drogendealer gestellt

Kurz vor der Debatte im „Kölschen Boor“ zur Zukunft des Ebertplatzes haben Polizeibeamte einen 20 Jahre alten Drogendealer festgenommen. Fahnder hatten beobachtet, wie der aus Afrika stammende Mann sich an den Blumenbeeten auf dem Ebertplatz zu schaffen machte. Dann griff er sich in die Unterhose, übergab einem anderen jungen Mann zwei Tütchen mit Marihuana und erhielt dafür mindestens einen Geldschein. Die Beamten nahmen den Dealer wenig später fest. Er ist wegen ähnlicher Delikte polizeibekannt und wurde am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt. (EB)

Und warum nicht einfach die Gesetze in Sachen Drogen verschärfen? „Das Betäubungsmittelgesetz ist eines der schärfsten Gesetze, die wir haben“, antwortete Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Warum sei nicht schon längst eine Videoüberwachung eingeführt worden? „Das ist ein hoch komplexer Vorgang, der dazu auch noch viel Geld kostet. Da kann man nicht einfach eine Kamera aus dem Mediamarkt kaufen und an einen Baum kleben“, erklärte Jacob. Dass am Dienstagmorgen die Masten zur Videoüberwachung aufgestellt wurden, sei völliger Zufall. Die Videoüberwachung soll gegen Ende des Jahres starten. „Die Kameras sind statisch, die Drogen-Geschäfte aber nicht“, meinte eine Anwohnerin. Die Dealer würden ausweichen. Schon jetzt seien sie beispielsweise vor der Eigelsteintorburg unterwegs. Warum nicht mehr Streetworker einsetzen? „Die Dealer sind für Streetworker lange nicht mehr erreichbar“, erklärte Reker.

Applaus für Samuel Obode

Viele Menschen im Veedel sind davon überzeugt, dass Samuel Obode ein Teil der Lösung sein könnte. Der Nigerianer betreibt seit vielen Jahren das Restaurant „African Drum“ in der Ebertplatz-Passage. Als ihn Moderatorin Ruth Wennemar vorstellt, gibt es großen Applaus.

Nach dem gewaltsamen Tod am Sonntagmorgen hatte Innenminister Reul die Schließung des Restaurants gefordert, das „African Drum“ sei ein Anlaufpunkt für Drogendealer. Beim Veedelstreff sagte Reul, die Aussagen richteten sich nicht gegen Obode als Person. Dieser hatte sich durch die Aussagen des Innenministers rassistisch angegriffen gefühlt. Als die Moderatorin Obode nach vorne holte, bot er Uwe Jacob erneut eine engere Kooperation an. Bisher sei sein Vorschlag nicht angenommen worden. „Wenn ich anrufe, kommt die Polizei manchmal, manchmal aber auch nicht. Wenn ich sage, dass es eine Schlägerei gibt, sind sie in zwei Minuten da.“ Uwe Jacob dementierte den Vorwurf, keine Kooperation anzustreben. „Wenn sie uns Tipps zum Drogenhandel geben, dann kommen wir und stellen die Ware auch sicher.“

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Dazu, dass die Probleme auf dem Ebertplatz mit der Nationalität oder der Hautfarbe zu tun haben sollen, hat eine Anwohnerin eine klare Meinung: „Die Dealer sind nur ein Problem, solange es auch Käufer gibt. Und das sind vor allem auch Deutsche, auch hier aus dem Veedel. Das sind Menschen aus allen Gesellschaftsschichten.“ Abschließend rief der Bürgerverein Eigelstein die Anwohner zur Mithilfe auf: „Meldet euch, wenn ihr was seht“.

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