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Echt schrottigDieses Kölner Start-Up macht Airbags zu Rucksäcken

Lesezeit 3 Minuten
Airpaq

Umfunktionierte ehemalige Airbags mit Sicherheitsgurt-Trägern und Gurtschnallen-Verschluss. 

Köln – Vom Airbag zum Airpaq: Als Michael Widmann und Adrian Goosses an der Rotterdam School of Management die Aufgabe gestellt bekamen, sich ein Recycling-Projekt zu überlegen, hatten sie noch keine Ahnung, dass daraus eine erfolgversprechende Geschäftsidee werden sollte. Auf einem nahe gelegenen Schrottplatz nach Inspiration suchend, fanden sie alte Airbags und waren fasziniert von Haptik und Qualität des Materials. Ideale Ausgangsbasis für Rucksäcke, befanden beide – die Idee für „Airpaq“ war geboren.

Zunächst war Handarbeit angesagt

Vor der Idee bis zur Verwirklichung dauerte es allerdings noch eine Weile und sie mussten blutiges Lehrgeld zahlen, schließlich hatten beide noch nie Nadel und Faden in der Hand gehabt. Doch das Ergebnis fand Beifall, die Hände bekamen bald Unterstützung durch eine uralte Singer-Nähmaschine. Von da an bis zur Umsetzung eines eigenen Startups war es allerdings immer noch ein langer Weg.

Zuerst stand der Master-Abschluss an, dann ging es ans Geschäft. Unternehmen gründen, Netzwerke knüpfen, Lieferanten finden und nicht zuletzt geeignete Produktionsstätten finden – alles keine Selbstläufer. Die Anschubfinanzierung erfolgte durch ein Crowfunding-Projekt, das annähernd 70.000 Euro einbrachte.

Das Unternehmen

Hauptsächlich Rucksäcke, Bauchtaschen, Turnbeutel sowie Fliegen und Einstecktücher fertigt Airpaq. Aber auch Thermoskannen finden sich im Firmen-Portfolio. Auf der Unternehmens-Homepage wird genau angegeben, wie viel Autoschrott für das jeweilige Produkt wiederverwendet wird. Spitzenreiter ist der „Rolltop BIQ“ mit 1297 Gramm Schrottverwertung.

Ganz billig sind die Recycling-Rucksäcke zwar nicht, sie bewegen sich in der Regel irgendwo zwischen 119 und 219 Euro. Aber dafür eben in allen Fällen transparent, nachhaltig und langlebig. Und: Die beiden Gründer haben ihre eigene Studi-Zeit noch nicht vergessen. Es gibt Rabatte für Studenten. (two)

Auch auf ihrer Homepage machen Widmann und Goossens kein Geheimnis daraus, wo und wie produziert wird: Hauptsächlich in Timișoara in Rumänien. Die Ausschussware eines Autozulieferers ganz in der Nähe sorgt für kurze Wege, zum Färben werden nur Oeko-Tex-zertifizierte Farben verwendet. Die Entsorgung des Abwassers erfolgt durch eine eigene Näherei. Dass faire Löhne gezahlt werden und die Firmengründer (noch) alle Näherinnen persönlich kennen, gehört mit zur Firmenphilosophie.

Neben dem ganz materiellen Lohn der Arbeit gab es kürzlich aber auch noch zwei ideelle Auszeichnungen, die beide ganz im Zeichen nachhaltiger Ideen und Produkte stehen und dem jungen Unternehmen viel Auftrieb geben. Zum einen gewann „Airpaq“ den deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Design 2022“, zum anderen den „Vegan Fashion Award“ der Tierschutzorganisation Peta.

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Der Nachhaltigkeitspreis gilt mit fünf Wettbewerben und über 800 Bewerbern als größte Auszeichnung ihrer Art in Europa, mit dem Peta Fashion Award werden Designer und Modehäuser ausgezeichnet, die „innovative und tierleidfreie Mode kreieren und verkaufen“ – neben den Rucksäcken fertigt „Airpaq“ unter anderem auch Fliegen und Einstecktücher aus Restbeständen. Beides keine ganz kleinen Adressen in der Branche.

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