Köln – Es gibt vermutlich nichts, was die Zollfahnder am Flughafen Köln/Bonn bei ihren Kontrollen noch nicht entdeckt haben. Da gibt es gefälschte Potenzmittel aus China, täuschend echt nachgemacht Champions-League-Pokale, geschmuggelten Beluga-Kaviar, gefälschte Klunker oder billigen Zahnersatz.
Doch jetzt haben die Beamten ihren größten Fund gemacht. Das Hauptzollamt hat am Flughafen 173 000 Ecstasy-Tabletten mit einem Straßenverkaufswert von 1,3 Millionen Euro sichergestellt. „Mehr Ecstasy-Tabletten wurden in einer Nacht an einem deutschen Flughafen noch nie gefunden“, sagte der Sprecher des Hauptzollamts Jens Ahland am Dienstag. In fünf Paketsendungen seien die Drogen als Snacks aus Nüssen und als Gebäck getarnt gewesen. Die Tüten trugen harmlose Aufschriften wie „Tijger Nootjes“ - Niederländisch für „Tigernüsschen“.
Samen ergäben 21 Fußballfelder voll Cannabis
Ein weiterer Rekord: Auch 147 600 Cannabissamen wurden von den Zöllnern sichergestellt. „Noch nie hat der deutsche Zoll Paketsendungen mit geschmuggelten Cannabissamen in dieser Größenordnung gefunden“, sagte der Sprecher. Mit den Samen könnte man 21 Fußballfelder bepflanzen. Und um die riesige Menge noch einmal zu verdeutlichten. „Jeder Volljährige in Deutschland hätte einen Joint rauchen können“, betonte Ahland weiter.
Funde am Flughafen
Im Dezember 2020 und im Januar 2021 haben die Fahnder in verschiedenen Sendungen aus China fast 47 000 gefälschte FFP 2 Masken gefunden und beschlagnahmt. „Sie erfüllten nicht den Sicherheitsstandard und waren mangelhaft“, sagte der Zollsprecher.
400 gefälschte Harry Potter-Kleidungsstücke fanden die Beamten am Flughafen Köln/Bonn im Jahr 2019. In rund 60 Paketen waren die gefälschten Lieblingsstücke der Fans des Zauberlehrlings entdeckt worden. Die Ware kam aus der Türkei mit dem Flieger nach Köln.
Die Fahnder stellten im Jahr 2018 mehr als eine Tonne Betäubungsmittel sicher. Der Straßenverkaufswert lag bei 16 Millionen Euro. Um das Rauschgift in das Land zu bekommen, war die Ware in Bohrmaschinen, Handtaschen-Innenfutter oder Kerzen versteckt.
Schildkröten in Tupperdosen oder ausgestopfte Steinadler fanden die Beamten im Jahr 2007. Nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen ist die Einfuhr verboten. (ta)
Eigentlich waren die Sendungen als Atemschutzmasken und Werbeartikel gekennzeichnet. Aber beim Betrachten der Röntgenbilder kamen den Zöllnerinnen und Zöllnern Zweifel am Inhalt der Pakete. Möglicherweise deklarierten die Täter die Pakete mit Absicht als Atemschutzmasken, weil diese weiter sehr begehrt und sie dann bei der Kontrolle schnell durchgewunken werden – doch so war es nicht. Der Straßenverkaufswert liegt laut Ahland bei der unglaublichen Summe von 147 Millionen Euro. Mit dem Stoff hätten fast 15 Tonnen Marihuana hergestellt werden können.
Der Zoll erlebe seit einem guten Jahr einen enormen Zuwachs an Drogenaufgriffen. „Mittlerweile finden wir fast jede Nacht Pakete mit Drogensendungen am Flughafen“, berichtete Ahland. „Das Allermeiste davon ist auf dem Weg von einem in ein anderes Land. Was besonders auffällt: die Größenordnung der Einzelsendungen.“ Was früher mal ein paar Gramm gewesen seien, seien jetzt schnell ein paar Kilo - vor allem harte Drogen. Beim ersten Lockdown im Frühjahr 2020 verlegten die Schmuggler ihre kriminellen Tätigkeiten auf die Luftfracht. Viele Grenzen waren in Europa geschlossen, so mussten die Täter sich andere Wege suchen. Der Sprecher des Zolls sprach von einem europäischen Drogenschmuggel über den Flughafen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die personelle Situation werde deshalb entsprechend angepasst, aber auch die Risikoanalyse werde immer besser. „Unsere Schwerpunktkontrollen finden vor allem in der Nacht statt“, sagte Ahland. „Darauf richten wir uns ein.“ Bereits Anfang des Jahres sind dem Kölner Zoll mehr als 5800 Briefsendungen mit knapp 70 000 Cannabissamen ins Netz gegangen.
