Ehrenamtspreis KölnChristian Stock ruft regelmäßig 3000 Müllsammler zum Rhein

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Mit der Müllzange sorgen Christian Stock und seine Helfer am Rheinufer für Sauberkeit.

  • Christian Stock organisiert in einer Facebook-Gruppe Helfer, die regelmäßig am Rheinufer aufräumen.
  • Mittlerweile hat seine Aktion bis zu 3000 Helfer mobilisiert.
  • Für das Engagement wird er nun mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Köln ausgezeichnet.

Köln – Ein Krake hat bekanntlich acht Arme. Christian Stocks K.R.A.K.E. hat derzeit fast 6000 Arme – und es werden immer mehr. K.R.A.K.E. steht für Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit und ist Christian Stocks aktiver Beitrag zu mehr Umweltschutz. Im September wird er dafür von der Stadt mit dem Ehrenamtspreis bedacht. Und auch wenn die Idee hinter diesem Beitrag äußerst simpel ist – der 36-jährige Schauspieler und Produzent ruft regelmäßig über eine extra erstellte Facebook-Gruppe zu gemeinsamen Aufräum- und Müllsammel-Aktionen auf –, so findet diese doch immer mehr begeisterte Mitstreiter: Fast 3000 Mitglieder hat die Gruppe zurzeit.

Dokumentarfilm über Müll als Auslöser

Alles begann für Stock damit, dass er 2014 für eine Dokumentation über Leprakranke in Nepal war. Dort habe er mit Erschrecken gesehen, wie die Menschen mit ihrem Müll und der Umwelt umgehen. „Da herrscht überhaupt kein Umweltbewusstsein, der Müll wird einfach in den Fluss gekippt. Während der Trockenzeit steht der dann da, aber mit dem nächsten Monsun wird er weggespült und ist somit aus den Augen.“ Vorwürfe will er der Bevölkerung allerdings keine machen. „Die haben dort ganz andere Probleme als ein funktionierendes Recyclingsystem“, sagt er und führt bittere Armut und politische Korruption als Beispiele an.

Dennoch wollte er nach seiner Rückkehr etwas gegen die zunehmende Vermüllung unseres Planeten unternehmen. „Wir als Westeuropäer haben dahingehend eine gewisse Verantwortung“, erklärt er. Immerhin sei Deutschland einer der größten Müllproduzenten der Welt. Er fing also an, Menschen zusammenzutrommeln, um wenigstens im eignen Umfeld aufzuräumen. Im Grunde sei das wie damals in der Grundschule gewesen, als er mit Flugblättern zum Müllsammeln am Bach seines Heimatortes aufgerufen hat. „Aus dem Bach ist der Rhein geworden, und die Gruppe meiner Grundschulklasse ist nun auf mittlerweile 2800 Leute angewachsen“, erzählt er.

„Man kann das eigentlich nur gut finden“

Niemals hätte er damit gerechnet, dass die Geschichte solche Ausmaße annimmt. Und auch wenn es normalerweise heißt, tue Gutes und rede nicht darüber, so sei er doch froh, dass er es in diesem Fall publik gemacht hat. „Es ist eine gute Sache, und eigentlich kann man das ja auch nur gut finden“, ist sich Stock sicher. Negative Stimmen habe er bis heute keine vernommen. Nur wenige meinten, dass man so den Leuten den Müll wegräume und diese sich so daran gewöhnen würden. „Das ist der falsche Gedanke, denn das wichtige ist, dass der Müll nicht im Rhein und so im Meer landet.“

Als „Hardcore-Öko“ würde Stock sich übrigens nicht bezeichnen. „Ich bin auch kein Vegetarier oder so“, lacht er. Aber man brauche doch kein Einwegbesteck, Plastikstrohhalme oder Wegwerfgrills. Von simplen Geboten oder Verboten halte er indes nicht viel. „Da wird dann immer jemand bevormundet, sowas erzeugt verständlicherweise eine Antihaltung.“ Vielmehr müsse man den Menschen auf Augenhöhe begegnen. Zwar sei er generell ein Optimist – und der Zuspruch und die Unterstützung, die er bekommt, bestärkten ihn noch mehr in dieser Haltung . Gleichzeitig sei er aber vor allem auch ein Realist. „Ich weiß, dass das hier nur ein sehr kleiner Tropfen auf einem sehr, sehr heißen Stein ist“, so Stock. Um wirklich noch etwas bewirken zu können, brauche es vor allem ein Umdenken, was die Müllproduktion anbelangt.

Ein wenig enttäuscht zeigte sich Christian Stock anfangs darüber, dass so wenig Unterstützung vonseiten der Stadt kam – mit Ausnahme der Abfallwirtschaftsbetriebe, die seit jeher kostenlos Handschuhe und Müllsäcke sowie den Abtransport des gesammelten Mülls zur Verfügung stellt. Den Ehrenamtspreis, mit dem er nun ausgezeichnet wird, sieht er auch als Wertschätzung der Arbeit an. Er hoffe, dass Politik und Verwaltung, auch wenn das Medieninteresse vielleicht wieder etwas weniger wird, weiterhin dabei bleiben.

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