EhrenfeldDer Jungle-Club will das Aussterben der Partyszene verhindern

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Der König im Affenstall: Tino Völkle betreibt zusammen mit Selman Mani den Jungle-Club in Ehrenfeld.

Der König im Affenstall: Tino Völkle betreibt zusammen mit Selman Mani den Jungle-Club in Ehrenfeld.

Köln – An manchen Tagen lassen Tino Völkle und Selman Mani den Affen aus dem Dschungel. Dann schicken die beiden Betreiber des Jungle-Clubs einen als Affen verkleideten Mitarbeiter durch Ehrenfeld oder die angrenzenden Viertel.

Gleichzeitig rufen die beiden im Internet zur Jagd auf: Wer einen Schnappschuss von sich und dem Affen auf seiner Facebook-Seite hochlädt, bekommt freien Eintritt in den Club in Ehrenfeld – oder einen Kurzen umsonst.

Gebäude stand eineinhalb Jahre leer

Vor einigen Monaten haben Völkle und Mani den Club eröffnet. Er liegt nur etwa 200 Meter von dem Ort entfernt, wo bis vorigen November noch das Underground stand, bevor es abgerissen wurde und unter anderem Platz für eine Schule machen soll. Früher war in der Halle der Club „Werkstatt“ untergebracht, dann stand das Gebäude eineinhalb Jahre leer. „Wir haben uns selbst gewundert, dass sich da niemand ran getraut hat“, sagt Völkle. „Und wir fanden es schade, dass es brach liegt.“

Der Entschluss, wieder einen Club aufzumachen, entstand auch aus dem Gefühl heraus: „Das braucht unser Viertel“, sagt Völkle. Er lebt und arbeitet seit mehr als zehn Jahren in Ehrenfeld, davor wohnte er in Nippes. „Dann habe ich einen Proberaum in Ehrenfeld gemietet und mich in das Viertel verliebt“, sagt er.

„Wir wollen versuchen, die Attraktivität aufrecht zu erhalten.“ Klar, es brauche auch Wohnraum und Schulen dort. „Aber in ein paar Jahren sitzen die Leute hier und fragen sich: Warum ist es eigentlich so langweilig geworden?“ Bei seiner Mission sieht er die anderen Clubs als Partner: „Wenn alle zusammenarbeiten, kann man Ehrenfeld belebt halten.“

Jungle-Flair im Club

Völkle und Mani hatten verschiedene Gründe, ihren Club „Jungle“ zu nennen. Der vielleicht wichtigste: „Ehrenfeld ist ja wie ein kleines kulturelles Biotop innerhalb der Stadt – genau wie unser Club.“ Drinnen im Dschungel gibt es einen Konzertsaal mit großer Bühne und hohen Decken. Über eine Treppe geht es runter in einen weiteren Raum mit kleiner Bühne. An den Wänden wuchern überall Farne und Lianen. Neben der üppigen Flora gibt es eine artenreiche Fauna: Dazu gehören ein Kolibri, ein Kakadu und eine Nachteule.

Und dann ist da noch die Belüftungsanlage: Das Rohr windet sich wie eine Anakonda unter der Decke der großen Halle. An deren Ende, direkt neben der Bühne, liegt der Backstage-Bereich. In dem schmalen Gang, der dahin führt, hängen noch die Poster von Bands, die hier aufgetreten sind, als es noch die Werkstatt war: „Luxuslärm“ und die „Black Angels“ gehören dazu.

Comedy und Theater geplant

Im Backstage-Raum steht noch das Catering vom Konzert am Vorabend. Die norwegische Metal-Band „Enslaved“ hat gespielt. Es läuft aber nicht nur Metal. „Wir spielen alles von Rock bis Pop und von Elektro bis Hip-Hop“, sagt Völkle.

Im Dschungel dreht sich aber nicht alles um Rhythmen und Klänge. Zu Konzerten und Partys soll bald noch eine offene Bühne hinzukommen, auf der Künstler ihre Texte vortragen können. Völkle und Mani planen auch Veranstaltungen, die in Richtung Comedy und Theater gehen. Gerade ist also jede Menge Leben im Dschungel. Langeweile kommt so erstmal nicht auf in Ehrenfeld.

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