„Super Markt“ beim c/o-PopLeihfahräder und nachhaltige Design-Ideen

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Zumeist junge Leute schauten sich die vielen Design-Artikel an oder informierten sich über nachhaltige Konzepte auf dem „Super Markt“.

Zumeist junge Leute schauten sich die vielen Design-Artikel an oder informierten sich über nachhaltige Konzepte auf dem „Super Markt“.

Ehrenfeld – Himmelblau und brandneu – zumindest für Köln: Auf dem „Super Markt“, der am vergangenen Wochenende begleitend zur diesjährigen c/o pop im Schatten des Ehrenfelder Leuchtturms stattfand, waren sie nicht zu übersehen, die Räder des Start-ups Swapfiets. „Wir sind seit knapp vier Wochen in Köln, unser Lager befindet sich an der Oskar-Jäger-Straße“, erzählte René Kanya, Mitarbeiter des in den Niederlanden gegründeten Unternehmens. Das Geschäftsmodell von Swapfiets habe sich mittlerweile auch in Deutschland bewährt, rund 10 000 Kunden habe man bereits in 15 Städten: „Man zahlt einen festen Preis für ein Leihrad, 17.50 Euro im Monat, dafür kommen wir vorbei, wenn Reparaturen nötig sind.“

Studenten zahlten sogar nur 15 Euro, erklärte Kanya den meist jungen Menschen, die über die Heliosstraße flanierten und interessiert am Stand der stabilen Sieben-Gang-Räder mit den markanten blauen Vorderreifen – dem Erkennungszeichen von Swapfiets – stehen blieben. Demnächst werde auch ein Store am Rudolfplatz eröffnet. „Tolle Idee, man fragt sich, wieso bisher noch niemand darauf gekommen ist“, kommentierte Martin Herrndorf von der Agora Köln das neue Angebot, als er einen Rundgang über den Super Markt machte. In den Niederlanden seien die Swapfietse seit einigen Jahren schon verbreitet im Einsatz: „Aber ich werde erstmal nicht beitreten, ich bin sehr gut mit Rädern versorgt“, so Herrndorf lachend.

Nachhaltige Designideen und bessere Perspektiven für Radfahrer

Gute Ideen, wie man den Radverkehr fördern könnte, kamen natürlich auch am Stand der Radkomm gut an, wo Ute Szymanski und ihre Mitstreiter Unterschriften für die Initiative „Aufbruch Fahrrad“ sammelten. Darin werden ein Fahrradgesetz für NRW und ein Verkehrsanteil für Räder von 25 Prozent bis zum Jahre 2025 gefordert. „Es geht auf dem Markt ja hauptsächlich um nachhaltige Design-Ideen. Da ist es nett, dass man uns auch dazu gebeten hat“, so Szymanski. Außerdem habe die Modedesignerin Lena Schröder, die einen Laden in Ehrenfeld hat, den Markt wieder zusammen mit Anna Mancarella organisiert, man kenne sich halt.

„So etwas liegt uns natürlich am Herzen“, sagte Mancarella, „Greenpeace hat ja auch einen Stand hier.“ Zum zehnten Mal hatten die beiden Frauen einen Super Markt zur c/o pop auf die Beine gestellt, in den vergangenen Jahren, als das Musikfestival noch im Belgischen Viertel seinen Mittelpunkt hatte, allerdings auf dem Hans-Böckler-Platz. Mit dem neuen Standort, seiner Nähe zu angesagten Clubs und Kneipen, in denen die Live-Musik geboten wurde oder auch zur Deutschlandfunk-Bühne auf der Vogelsanger Straße könne man bestens leben. „50 Händler sind wieder dabei, dazu viele Getränke- und Street Food-Stände. Aber auch das Publikum ist uns treu geblieben“, stellte Mancarella mit Blick auf die am frühen Nachmittag schon gut gefüllte Heliosstraße fest.

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Großen Anklang fand etwa der Wagen, an dem Apérol Spritz ausgeschenkt wurde. Mit dem orangen Cocktail in der Hand spazierten viele junge Leute zwischen den Ständen umher und sahen sich die originellen T-Shirts und Kleider, Ringe und Armbänder an. Aber auch anderes war im Angebot: Beim Veedelskrämer „Unverpackt“, der seinen Laden in der Körnerstraße hat, gab’s diesmal keine Lebensmittel, sondern nachhaltigen Haushaltskram, von wiederverwendbaren Butterbrottüten bis hin zu ökologischen Ohrstäbchen und Abschminkpads. Nebenan wurde Schabau von O’Donnell verkauft, und zwar in Geschmacksrichtungen wie „Harte Nuss“, „Bratapfel“ oder „Bitter Rose“, auf Kornbasis und in Marmeladengläser abgefüllt: „Ist so eine Art Reminiszenz an die Prohibitionszeit, als die Schwarzbrenner ihren „Moonshine“-Whiskey in Fruchtgläsern vertrieben“, erklärte Verkäuferin Leonore Ritter.

Fokus auf Mode

Der nächste Super Markt findet am Samstag, 1. Juni, zum Mode- und Design-Event „le bloc“ statt. Von 12 bis 20 Uhr sind im Parkhaus an der Maastrichter Straße 10 dann originelle Design-Ideen mit Fashion-Schwerpunkt zu sehen. Eintritt frei. (hwh)

„Herdentiere" und

„Kitsch Kommandos“

Auffällig der in zarten Rosa- und Blautönen gehaltene Stand des „Kitsch Kommandos“: Liebevoll und mit einem dicken Augenzwinkern gestaltete Drucke und Buttons mit Aufschriften wie „Alles Gute, Zuckerschnute“, „Oh wie schön“ oder „Ja zur Pizza“ lockten vor allem Frauen an, wie Eva Baertz, Grafikerin aus Dortmund, politisch riskant zugab: „Normalerweise arbeite ich im Werbebereich, da ist alles so clean und vorhersehbar, das hier ist mein Ventil.“ Und Miriam Zabek war gar aus Hannover angereist. Sie hatte an ihrem „Herdentier“-Stand, wo sie „garantiert vegane“ und selbstproduzierte Taschen aus Kork und Pinatex – Ananasfasern – verkaufte, mit den Witterungsbedingungen zu kämpfen. Ständig fuhr ein kräftiger Wind unter ihr Zeltdach: „Seit einigen Jahren komme ich schon zum Super Markt. Der neue Standort ist schön, aber die Verlegung der c/o pop vom August in den Mai hat auch ihre Schattenseiten.“

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