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Kölner Moschee ohne BeiratDitib führt einseitig „neues Format“ ein

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Kölner Moschee

Die Moschee der Ditib in Köln 

Köln – Was sich schon lange andeutete ist nun Gewissheit: Die Ditib , die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion, verabschiedet sich von dem Moscheebeirat für ihre Zentralmoschee in Ehrenfeld. Und das tut sie einseitig, ohne Anhörung oder Einbindung ehemaliger Beiratsmitglieder. Auf eine Anfrage der Rundschau zur Zukunft des Beirats antwortet der Moscheeverein: „Wir arbeiten derzeit an einem neuen, offenen Format „Gesprächskreis Stadtgesellschaft“, das im Moschee-Forum angesiedelt ist. Diesbezüglich wurden auch schon einzelne Gespräche geführt. Im Rahmen einer baldigen feierlichen Eröffnung des Moschee-Forums ist geplant, dem Moscheebaubeirat zu diesem Anlass zu danken.“

„Ein Jahr von denen nichts mehr gehört“

Der ehemalige Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma winkt angesichts dieser Mitteilung ab. In seiner Amtszeit war er ein führender Befürworter des Moscheebaus – gegen massive Widerstände auch in seiner Partei, der CDU. Doch das Tischtuch zwischen ihm und der Ditib ist schon lange zerrissen. „Ich habe von denen schon mindestens ein Jahr lang nichts mehr gehört“, sagt er. Dass die Ditib den Beirat „los werden“ will, habe sich schon länger angedeutet. „Der Verein argumentierte zum Schluss, der Beirat habe nur zur Begleitung der Baumaßnahme bestanden. Nun, da die Moschee fertig sei, brauche es ihn nicht mehr. Hinter diesem Winkelzug vermutet Schramma Machtspiele. „Den Beirat könnte man auch als ein Gremium der Ditib sehen. Und Beschlüsse eines solchen Gremiums könnten bei dieser Sichtweise mehr oder minder bindet für den Verein sein.“

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Für den ehemaligen OB ist das ein weiterer trauriger Markstein in der Geschichte der Zentralmoschee. Das Zerwürfnis gipfelte im September 2018 in der offiziellen Eröffnung des Gotteshauses durch den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan, zu der mangels Einladung kein Kölner Politiker und Amtsinhaber erschien.

Ob er dem neuen „Gesprächskreis“ beiwohnen wird, lässt Schramma offen. „Mal sehen, ob die auf mich zukommen.“ Bei einem solchen Format sieht er aber die Gefahr, dass der Kreis sich in Beliebigkeiten zerfasert. „Da wird keine kontinuierliche Arbeit möglich sein.“ Noch im Beirat habe es die Ditib letztlich abgelehnt, Protokolle zu führen. „Wir mussten immer wieder von vorne anfangen.“

Auch Josef Wirges, Bezirksbürgermeister aus Ehrenfeld – ebenfalls ein wesentlicher Moschee-Befürworter von einst – erfährt von den Ditib-Plänen erst durch die Rundschau. „Mit mir hat keiner darüber gesprochen.“ Wie dieser Gesprächskreis in neuem Format aussehen soll, ist ihm schleierhaft. „Ich weiß noch nicht einmal, wo oder was dieses Forum ist.“ Weitere Nachfragen der Rundschau dazu hat die Ditib nicht beantwortet. Dass das neue Format wirklich ganz offen sein soll, kann er sich nicht vorstellen. „Dann wäre es auch ganz offen für Kritik.“

Wie Schramma so glaubt auch Wirges, dass die „Funkstille“ zwischen Vertretern der Stadt Köln und der Ditib erst nach der Ära Erdoğan beendet werden kann. Solange werde es Ankara nur darum gehen, die Moschee nicht als Integrationsprojekt, sondern als Außenposten zu nutzen.

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