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Premiere im muslimischen FrauenzentrumGeflüchtete Männer erhalten Schulabschluss

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Besondere Ehre: Serap Güler (r.), Staatssekretärin für Integration im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW übergab die Abschlusszeugnisse.

Besondere Ehre: Serap Güler (r.), Staatssekretärin für Integration im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW übergab die Abschlusszeugnisse.

Köln-Ehrenfeld – Stolz waren sie alle. Rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen am Freitag ihre Zeugnisse der neunten oder zehnten Klasse bei einer Feier im Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen (BFmF) entgegen. Dabei waren unter den Teilnehmern aus aller Welt, die im Alter zwischen 16 und 51 Jahren sind, auch erstmalig elf Männer.

51-jährige Mutter bekommt ihren Abschluss

„Aufgrund des zunehmenden Flüchtlingsstroms haben wir auch Männern den Zugang zu unserem Zentrum gewährt, denn ein Schulabschluss ist die erste genommene Hürde auf dem Weg zur Berufsausbildung“, erklärte Dr. Erika Theißen, Leiterin und Geschäftsführerin des BFmF.

Besondere Ehre für die Absolventen war, dass Serap Güler, Staatssekretärin für Integration im NRW-Familienministerium, persönlich die Zeugnisse überreichte. „Da können Sie auf sich selbst sehr stolz sein. Vor allem, dass hier eine 51-jährige Mutter von sechs Kindern bestanden hat – das ist schon eine große Leistung und ein Vorbild für viele andere“, sagte Güler.

Tränen der Rührung

Denn das Thema „Frauen und Flucht“ sei eine ganz eigene Last für sich. Für viele sei es vor diesem Hintergrund auch enorm schwer, den Kopf zum Lernen frei zu bekommen. „Um in einer Gesellschaft anzukommen, sind Sprache und Bildung unabdingbar“, so Güler weiter. „Bei den Absolventinnen der zehnten Klasse hat keine Frau schlechter als mit der Note drei abgeschlossen“, sagte Theißen stolz. So fließen dann auch bei der ein oder anderen Tränen der Rührung, als diese endlich ihr Zeugnis in der Hand halten. Dazu gibt es Sonnenblumen und für jeden „deutsche Lektüre“ in Form von Kurzgeschichten.

Die Lehrer haben ihren Schülern auch Spitznamen gegeben. So werden beispielsweise „die Pragmatische“, „das Küken“ oder „die Diskutierende“ auf die Bühne gebeten. Die 36-jährige Patricia Elkaiem ist „die Pragmatische“. „Das BFmF hat mir meine Ziele gezeigt. Ich möchte jetzt noch meinen Realschulabschluss nachholen und wenn möglich auch das Fachabitur. Mein großes Ziel ist es, meinen Traumberuf Sozialpädagogin zu erlernen“, erklärte die zweifache Mutter. Der Grundstein ist jetzt schon mal gelegt.

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