Selbsttest im Kölner VerkehrWie gut funktionieren die Fahrradstraßen in Ehrenfeld?

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Ottostraße Fahrrad

Die gesamte Ottostraße ist als Fahrradstraße markiert, gut sichtbar mit Schildern und Piktogrammen auf dem Boden.

  • Im Stadtbezirk Ehrenfeld gibt es bislang fünf Straßen, auf denen die Fahrradfahrer Vorrang haben.
  • Die Fahrradstraßen sollen ein großer Aspekt in der Kölner Verkehrswende sein.
  • Doch wie gut funktioniert das Radfahren auf den Ehrenfelder Straßen heute? Wir haben den Selbsttest gemacht.

Ehrenfeld – Vorfahrt vor dem Auto haben Radler auf ihrer eigenen Straße, der Fahrradstraße. Dort können Sie auch nebeneinander fahren und Autos müssen sich geduldig dahinter einordnen. Im Stadtbezirk Ehrenfeld gibt es davon fünf. Das ist eine ganze Menge im Vergleich zu anderen Bezirken. In Porz etwa, das viel größer ist als Ehrenfeld, gibt es nur drei. Allerdings wird in Ehrenfeld auch so viel geradelt wie in kaum einem anderen Bezirk.

Alles gut also für Radfahrer? Mitnichten. Schaut man sich die Fahrradstraßen genauer an, wird deutlich, dass einige nur wenige Meter lang sind, manche abrupt enden oder auf viel befahrene Straßen münden. Positiv hervorzuheben ist allerdings die Ottostraße. Die baumbeschattete Allee in Neuehrenfeld ist zwischen Subbelrather Straße und Nußbaumerstraße als Fahrradstraße gekennzeichnet.

Schilder und blaue Piktogramme kennzeichnen Fahrradstraße

Schilder und blaue Piktogramme auf der Fahrbahn weisen darauf hin. Die Straße ist für viele Kinder Teil des Schulweges. An einem Ende der Ottostraße liegt das Albertus-Magnus-Gymnasium.

Kurz vor der Schule kann der Radler links in die nächste Fahrradstraße einbiegen: in die Nußbaumerstraße. Auf dem Abschnitt zwischen Ottostraße und Gürtel hat das Rad ebenfalls Vorrang vor dem Auto. Allerdings endet dieses Vorrecht am viel befahrenen Ehrenfeldgürtel abrupt. Für den Radfahrer geht es dann nur nach rechts weiter, auf einem schmalen Radweg auf dem Fußweg. Wer den Gürtel kreuzen will, muss absteigen und einige Meter nach links zur nächsten Ampel gehen. Die führt über Fahrbahn, Straßenbahngleise und schließlich die Gegenfahrspur auf die andere Seite. Eine umständliche und sehr enge Überquerung.

Auf der nördlichen Seite des Gürtels findet sich eine weitere Fahrradstraße, die diesen Namen eigentlich nicht verdient. Der Abschnitt auf der Eichendorffstraße zwischen Siemensstraße und Chamissostraße ist nämlich nur knapp 30 Meter lang. Eine Passage, die für Autofahrer eine Einbahnstraße ist und so eng, dass ein einzelner Radler sowie nicht überholt werden kann. Nur wenige Meter länger ist der Abschnitt auf der Leostraße. Dort hat die Stadt den vielleicht 50 Meter messenden Teil zwischen Pellenzstraße und Stammstraße als Radstraße markiert.

„Das ist für mich Alibi-Politik und kein Konzept“

„Das ist für mich Alibi-Politik und kein Konzept“, sagt Ute Symanski, Vorsitzende des Projektes Radkomm. Sie wohnt und arbeitet in Ehrenfeld und ist selbst viel mit dem Rad unterwegs. Sicher fühlt sie sich dabei nur selten auf den ausgewiesen Fahrradstraßen. „Meistens hupen die Autofahrer hinter mir, weil sie oft nicht wissen, dass Radler Vorfahrt haben.“ Die Politik müsse noch mehr über die Regeln aufklären. Und die besagen, dass eine Fahrradstraße ein Verkehrsweg ist, der Radfahrenden vorbehalten ist.

Sie dürfen hier nebeneinander fahren, wobei sie sich dennoch rechts halten müssen, etwa um schnelleren Radfahrenden das Überholen zu erleichtern. In einer Fahrradstraße gilt Tempo 30. Andere Fahrzeuge, wie Autos oder Motorräder, dürfen eine Fahrradstraße nur befahren, wenn ein Zusatzzeichen dies erlaubt.

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Das ist auf allen Fahrradstraßen im Bezirk der Fall, auch auf der fünften und letzten in dieser Aufzählung. Doch haben wohl die wenigsten Ehrenfelder diese schon einmal mit dem Auto befahren. Sie ist eine Sackgasse und führt zur Kleingartenanlage Vogelsang. Auf dem Gelbspötterweg im Stadtteil Vogelsang haben Radfahrer zwischen Buchfinkenweg und Vitalisstraße Vorfahrt. Das ist genau der Abschnitt, der an den Schrebergärten vorbeiführt und sowieso eher selten von Autofahrern genutzt wird. Dort wäre eine Auszeichnung als Fahrradstraße gar nicht notwendig gewesen.

Die speziellen Radstraßen sind nur ein Teil der Wegeführung für Radler. Es gibt auch noch Radschutzstreifen und Radwege. Doch ein Konzept, wie die verschiedenen Straßen und Wege zusammenpassen, gibt es noch nicht. „Das ist aber wichtig, wir brauchen ein Netz von Fahrradstraßen und Wegen, die ineinandergreifen“, sagt Ute Symanski. Für die Innenstadt und Lindenthal gibt es schon Radwegekonzepte, für Ehrenfeld ist es seit 2017 beauftragt. Eine Veranstaltung mit Bürgern und Planern hat es 2018 gegeben. Angekündigt war für diesen Sommer eine weitere Veranstaltung und eine erste Vorlage für die Ehrenfelder Bezirksvertreter. Doch die Corona-Pandemie hat diese Pläne zunichte gemacht.

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