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Wohnungsbau in Köln-EhrenfeldDurch diese Projekte sollen neue Wohnungen entstehen

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Wohnungsbau geplant: Die Ecke Piusstraße/Vogelsanger Straße (oben) soll neu bebaut, das Gebäude der Rheinischen Musikschule komplett saniert werden.

Wohnungsbau geplant: Die Ecke Piusstraße/Vogelsanger Straße (oben) soll neu bebaut, das Gebäude der Rheinischen Musikschule komplett saniert werden.

Ehrenfeld – Ende letzten Jahres wurde bekannt, dass Siemens seinen Standort an der Franz-Geuer-Straße aufgeben wird, voraussichtlich im letzten Quartal 2020 sollen die rund 1000 Mitarbeiter an die Schanzenstraße in Mülheim umziehen. Angesichts des anhaltenden Wohnungsmangels sind aber die Nachrichten erfreulich, wonach auf dem weitläufigen Gelände in Ehrenfeld Wohnungen entstehen sollen. Den Ehrenfelder Bezirksvertretern haben Vertreter des Investors Corpus Sireo Projektentwicklung Wohnen GmbH auch schon einmal entsprechende vorläufige Pläne vorgestellt. An die Öffentlichkeit möchte das Unternehmen derzeit damit noch nicht gehen: „Zur künftigen Gestaltung und Nutzung des Grundstücks und der Gebäude an der Franz-Geuer-Straße tauschen wir uns aktuell mit den zuständigen Stellen der Stadt Köln aus“, teilte Harry Hohoff mit, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit von Corpus Sireo.

Sobald die Planungen konkreter werden, so Hohoff weiter, werde man die Öffentlichkeit aber informieren. Die ist schon sehr gespannt, weil vor allem der großzügige oberirdische Firmen-Parkplatz an Franz-Geuer- und Stammstraße, der über das Wochenende stets abgesperrt ist, immer wieder zu Kritik von Politikern und Initiativen geführt hatte: Das sei in einem so dicht bebauten Stadtteil wie Ehrenfeld schlicht Platzverschwendung. Vor allem im Hinblick auf die benachbarte Bezirkssportanlage zwischen Everhardstraße und Innerer Kanalstraße, die durch den Siemens-Komplex derzeit regelrecht abgeriegelt werde.

„Damit könnten wir leben“

Auch Christiane Martin, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bezirksvertretung (BV), möchte keine Details der Planungen verraten, deutet aber positive Entwicklungsmöglichkeiten an: „Mit den Plänen, wie sie uns präsentiert wurden, könnten wir leben. Darin ist günstiger Wohnraum vorgesehen und auch eine vernünftige Durchwegung des Geländes.“

Aber nicht nur private Investoren, auch die Stadt verfolgt im Sinne ihrer Wohnungsbauoffensive einige Wohnungsbauprojekte im Bezirk, die teils schon seit längerem in der Diskussion sind. Die Fraktion Die Linke in der Ehrenfelder Bezirksvertretung hatte deshalb nach dem aktuellen Stand bei einigen dieser Vorhaben gefragt.

Etwa was die geplante Bebauung an der Johann-Thomer-Straße in Bickendorf angeht. Hier sollen rund 40 Wohnungen entstehen, das Gelände soll aber – anders als es früher gang und gebe war – nicht an den Meistbietenden verkauft werden, sondern an den Investoren mit dem besten städtebaulichen Konzept. Dabei sollen soziale, architektonische, ökologische und verkehrsbezogene Gesichtspunkte berücksichtigt werden. Dieses Modell der „Konzeptvergabe“ ist aber noch Neuland für die Verwaltung, entsprechend befinde man sich derzeit noch in „Abstimmungen mit dem Stadtplanungsamt zur Festsetzung der Kriterien“, teilte das Amt für Liegenschaften, Gebäudewirtschaft, Vermessung und Kataster mit.

BV fordert größeren Einfluss bei Bauvorhaben

Auf Antrag der SPD und gegen die Stimmen von CDU und FDP hat die Bezirksvertretung Ehrenfeld die Verwaltung beauftragt, Anträge auf Bauvorhaben mit einer Fläche von mehr als 3.000 Quadratmetern nicht mehr nach § 34 des Baugesetzbuches zu beurteilen. Der besagt, dass die politischen Gremien außen vor sind, wenn sich die Neubebauung von der Architektur und der Art der Nutzung her in die bauliche Umgebung einfügt.

Nach Vorstellung der Bezirksvertreter soll ab der Größe von 3000 Quadratmetern künftig grundsätzlich ein Bebauungsplan-Verfahren eingeleitet werden, was Politikern, aber auch Anwohnern – im Rahmen einer Offenlage etwa – Mitwirkungsmöglichkeiten eröffnet, etwa Vorschläge und Änderungswünsche.

Außerdem würde dann häufiger das kooperative Baulandmodell der Stadt greifen, wonach bei einem Bauprojekt mit mehr als 25 Wohnungen mindestens 30 Prozent des Wohnraums mit öffentlichen Mitteln gefördert – und damit preisgünstig – sein müssen. Der Antrag richtet sich ausdrücklich gegen die Schliche von Investoren, die ein größeres Projekt zuweilen in eine Anzahl kleinerer Projekte aufteilen, um so die Mitwirkungsmöglichkeiten der Öffentlichkeit zu umgehen. (hwh)

Weiter ist man bei der Neubebauung des Grundstücks an Ossendorfer Weg und Mathias-Brüggen-Straße in Bickendorf neben den Y-Häusern. Die GAG hatte bereits Pläne vorgelegt, die bestehenden älteren Wohngebäude abzureißen und rund 190 moderne Wohnungen zu einem meist günstigen Mietpreis hochzuziehen. Die „Direktvergabe an die GAG“ sei auch beschlossene Sache, so das Liegenschaftsamt, jedoch müsse zunächst ein angemessener Verkaufspreis für das rund 13 500 Quadratmeter große Gelände ermittelt werden. Diese „Feststellung“ sei aber schon in Auftrag gegeben.

Komplizierter ist es an der Ecke Piusstraße/Vogelsanger Straße. Dort soll schon seit Jahren das marode Gebäude saniert werden, in dem die Rheinische Musikschule ansässig ist – zwischenzeitlich wurde sogar ihr Umzug auf das Heliosgelände erwogen. Das ist vom Tisch, nun möchte die Stadt aber die Instandsetzung mit einer Bebauung des benachbarten Eckgrundstücks verbinden. Die notwendigen Arbeiten sollen europaweit ausgeschrieben werden. Immerhin konnte die Verwaltung mitteilen, dass der Liegenschaftsausschuss in seiner letzten Sitzung „die Ausschreibungskriterien festgelegt“ habe.

Was aber das Grundstück an der Alpenerstraße 4-6 angeht, widersprach das Liegenschaftsamt allen Gerüchten, dass es bereits verkauft sei. Darauf steht eine Artilleriewagenhalle von 1879, die einst zum preußischen Festungsring gehörte und heute vom Schauspiel als Lager genutzt wird. Zwischen BV und Rat war ein Streit entbrannt, weil die Bezirksvertreter das nicht denkmalgeschützte Gebäude als historisches Zeugnis sanieren und darin günstige Wohnungen für Studenten und Geflüchtete oder Ateliers für Künstler unterbringen möchten. Der Rat aber will die Halle komplett abreißen und dann das freie Gelände vermarkten. Bislang liege aber kein Ratsbeschluss zum Verkauf der Halle vor, so die Verwaltung. Beschlossen sei aber, dass der Verkauf auch hier, wie im Fall der Johann-Thomer-Straße, „per Konzeptvergabe“ erfolgen soll: „Derzeit werden die Kriterien der Vergabe abgestimmt.“

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