Zweitägige Kunstroute in EhrenfeldBeachtliche Vielfalt und einige Verwirrung

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Wie eine Trailer-Show funktionierte die „Kunststation“: Im Bunker sind Arbeiten von rund 70 beteiligten Künstlern ausgestellt – eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Orientierung für die Besucher der Kunstroute.

Wie eine Trailer-Show funktionierte die „Kunststation“: Im Bunker sind Arbeiten von rund 70 beteiligten Künstlern ausgestellt – eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Orientierung für die Besucher der Kunstroute.

Ehrenfeld – „Hat was“, fasste die nicht mehr ganz junge Dame ihre Eindrücke beim Verlassen des Odonien-Geländes zusammen. Anlässlich der zweitägigen Kunstroute Ehrenfeld war im Freiluftatelier an der Hornstraße ein „Tag des offenen Tors“ angesetzt, mit Biergarten, kubanischer Live-Musik, Kinderprogramm und Führungen durch den Skulpturen-Park, den Odo Rumpf aus den Überresten des technischen Fortschritts konstruiert hat. Im Mittelpunkt stand die neue, zehn Meter hohe Installation „Mutantrion“ aus rostigen Metallteilen, Sofas und Warnbaken – theoretisch begehbar, was angesichts der unübersehbaren Zeichen des Verfalls indes nur zögerlich angenommen wurde.

Die Neugier der Besucher weckte unter anderem die Skulptur „Mutantrion“ von Odo Rumpf.

Die Neugier der Besucher weckte unter anderem die Skulptur „Mutantrion“ von Odo Rumpf.

Immerhin lockte das zweitägige Angebot des unverbindlichen Besuchs von etwa 60 beteiligten Ateliers, Galerien und sonstigen Kunstorten auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Neugierige an die entlegeneren oder eher versteckten Schauplätze der Szene. Nicht ganz glücklich und ein wenig verwirrend war aber die zeitliche Parallele mit den Veranstaltungen der c/o pop – beziehungsweise c/o ehrenfeld – an diesem Wochenende. Schon, weil in einigen Ateliers musikalische Darbietungen traditionell zum Rahmenprogramm der Kunstroute gehören: „Ist das jetzt c/o pop oder was?“, fragte sich ein junger Mann, der mit Bierflasche in der Hand die Konzertvorbereitungen auf der Odonien-Bühne verfolgte. „Ist doch egal“, meinte sein Begleiter, „Hauptsache: was los.“

Öffnungszeiten

Die Kunststation im Bunker, Körnerstraße 101, ist noch am Freitag und Samstag, 10. und 11. Mai, geöffnet, jeweils von 16 bis 21 Uhr. Am Freitag tritt außerdem ab 19 Uhr der Kontrabassist Christian Hinz auf. Eintritt frei. (hwh)

Solche Verwechselungen nahmen die Veranstalter der Kunstroute aber billigend in Kauf. Die Ausstellung „Kunststation“ im Kulturbunker in der Körnerstraße 101, zu der jeder Beteiligte eine seiner Arbeiten beisteuerte, hatten sie sogar schon am Wochenende zuvor eröffnet– im Rahmen des „Ehrenfeld Hoppings“. Beim Hopping wiederum stellen sich traditionell die Kneipen und Clubs des Stadtteils vor – natürlich ebenfalls mit Musik-Programm. Kein Wunder, dass manches durcheinandergeriet.

Der „Auferstehungsmorgen“ von Ramona Maria Nix war auch Teil der Kunststation.

Der „Auferstehungsmorgen“ von Ramona Maria Nix war auch Teil der Kunststation.

Gabriele Haanraats, die zusammen mit André Böxkes im vergangenen Jahr die Organisation der Kunstroute übernommen hat, erklärte den frühen Start im Bunker: „Normalerweise haben die Künstler ja keine Chance, ihre Kollegen an den Tagen der Kunstroute in den Ateliers zu besuchen, weil sie sich um ihre eigenen Gäste kümmern müssen. 2018 haben wir erstmals zu einem Treffen aller Beteiligten im Atelier Colonia eingeladen, das ist sehr gut angekommen. Die Künstler hatten Gelegenheit, sich auszutauschen und zu vernetzen.“ Das habe man in diesem Jahr mit der „Kunststation“ erreichen wollen, eine Woche, bevor es ernst wurde, und das sei wieder ein großer Erfolg gewesen. Auch das Publikum war diesmal eingeladen.

Auch das Moscheebild von Renate Geiter konnte bestaunt werden.

Auch das Moscheebild von Renate Geiter konnte bestaunt werden.

Für Besucher sei die „Kunststation“ ohnehin sehr nützlich. Angesichts der vielen Teilnehmer – wobei zahlreiche Galeristen oder Atelierbetreiber zusätzlich befreundete Künstler hinzubitten - kann man schon mal den Überblick verlieren, die „Kunststation“ funktioniere da wie eine Trailer-Show. Denn ob im Bunker nun das rätselhafte Foto von Katja Rosamith, das beleuchtete Glasobjekt von Ramona Nix oder die surreale Installation mit Schaufensterpuppe und Plastikschlauch von Richard Berners Interesse weckte: Das geneigte Publikum konnte anhand der beigefügten Nummer im ausführlichen Programmheft leicht Namen und Adresse des Künstlers nachschlagen und für einen späteren Besuch vormerken. „Im Bunker war immer Betrieb, das hat sich bewährt und wird im kommenden Jahr wiederholt“, so Haanraats.

Sie freute sich auch darüber, dass diesmal wieder angestammte Einrichtungen im Stadtteil mitmachten, das Bürgerzentrum etwa, das Theo-Burauen-Seniorenzentrum oder das Atelier Colonia, wo Kunstwerke zugunsten von Terre des Hommes verkauft wurden. Auch auswärtige Künstler wie HA Schult hatten dafür Arbeiten gestiftet. Und ein Veedels-Kunstort der ersten Stunde, die Kolbhalle, feierte ihr 30-jähriges Bestehen mit einer Fotoausstellung, mit Performance-Vorstellungen und Konzerten. Uli Schulz etwa war von Anfang an dabei und erzählte von den Schaustellerwagen die einst die Leute vom Takuplatz oder Heiner Moers „für ’n Appel und ’n Ei“ zur Verfügung gestellt hatten. „Aber was die Fotos gerade aus den 90er Jahren angeht, klaffen da noch Lücken. Wenn jemand noch was hat, wäre es schön, wenn wir das kriegen könnten.“ Denn die Feiern in der Kolbhalle sollen in diesem Jahr noch weitergehen.

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