Eigentümer wehrt sichStreit um neues Stadtquartier in Köln-Mülheim eskaliert

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Was passiert mit diesen historischen Hallen im Otto-Langen-Quartier? Der Streit dazu eskalierte am Dienstag.

Köln – Der Streit um die Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes im Otto-Langen-Quartier in Mülheim ist am Dienstag eskaliert: In einer ganzseitigen Zeitungsanzeige haben sich mehr als hundert Menschen dafür ausgesprochen, dass die Künstler von „Raum 13“ die Halle weiter nutzen dürfen – doch der Besitzer Gottfried Eggerbauer hat den Mietvertrag gekündigt, die Räumungsklage wird am 4. Dezember vor Gericht verhandelt.

Möglicherweise müssen die Künstler nach zehn Jahren zum Jahresende dort raus. Die Künstler von „Raum 13“ haben aus der Halle das „Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“ gemacht und zeigen experimentelle und politische Kunst. Zu den Unterzeichnern der Anzeige zählen Stadtratspolitiker aber auch Kabarettist Jürgen Becker oder die frühere Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner – allerlei Prominenz, die den Druck auf unter anderem Eggerbauer erhöhen soll.

Grundstücksgrenze verläuft durch Häuser

Eben dieser Gottfried Eggerbauer hat sich am Dienstag gegenüber der Rundschau geäußert. Er sagte: „Dass ein privater Investor, der für seine sehr erfolgreichen Umbauten dreimal mit dem Kölner Architekturpreis ausgezeichnet wurde, nunmehr mit der Moralkeule bedroht wird, weil er nach zwölf Jahren vergeblicher Entwicklungsbemühungen das Handtuch wirft und verkauft, ist absurd.“

Er bezieht sich damit auf die Eigentumsverhältnisse in dem Quartier, die Gemengelage in dieser Geschichte ist komplex: Der landeseigenen Entwicklungsgesellschaft NRW.Urban gehört der größte Teil des Areals, zwei kleinere der Gerchgroup und Eggerbauer, dazu zählt die ehemalige Klöckner-Humboldt-Deutz-Hauptverwaltung. Das Schwierige: Die Grundstücksgrenze verläuft durch die Häuser, ein voneinander losgelöster Umbau ist fast ausgeschlossen, Eggerbauer ist ein Stück weit abhängig vom Land.

Interessent bietet 21 Millionen Euro

Und das Land kommt seit Jahren nicht richtig voran mit der Entwicklung – eben das moniert Eggerbauer, er verweist auf politische Beschlüsse aus den Vorjahren. Nun will Eggerbauer verkaufen, die „Moderne Stadt“ als Entwicklungsgesellschaft der Stadt soll nach Rundschau-Informationen rund 18 Millionen Euro geboten haben, ein anderer Interessent aber wohl mehr als 21 Millionen Euro.

Das ist das Otto-Langen-Quartier

Fünf Hektar groß ist das sogenannte Otto-Langen-Quartier im Mülheimer Süden, dort entstehen mehrere neue Quartiere mit Wohnungen und Büros. Der Name leitet sich ab von der dortigen Wiege des Verbrennungsmotors, in der Nicolaus August Otto und Eugen Langen wirkten.

Die Kölner Stadtverwaltung will dort gerne ein gemischtes Quartier entwickeln. Das Areal gehört aber der landeseigenen Entwicklungsgesellschaft NRW.Urban, Gottfried Eggerbauer und der Gerchgroup.

NRW.Urban wollte dort mal 450 Wohnungen bauen. 2019 hatte eine Initiative ein sogenanntes „Gesellschaftspolitisches Reallabor“ vorgestellt, dazu gehört „Raum 13“, aber auch Architekten, Denkmalschützer und das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie zählen dazu. Es soll eine zukunftstaugliche Stadtentwicklung entwickeln und im Idealfall eine Mustersiedlung sein. (mhe)

Doch vor dem Verkauf hatte Eggerbauer den Mietvertrag mit „Raum 13“ gekündigt. Dessen Geschäftsführer Marc Leßle sagt: „Es ist sein Eigentum und ich verstehe, dass er verkaufen will, aber er hätte mit uns Mietern nach einer Lösung suchen können.“ Eggerbauer sagt: „Was schließlich Leßle und Co. betrifft: Man muss das Subventionsschmarotzertum der Truppe bewundern, welche nach eigenen Angaben 1,7 Millionen Euro an Steuergeldern abgestaubt hat.“ Es ist eine Aussage, die eine außergerichtliche Einigung unwahrscheinlich wirken lässt.

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Und: „Unser Engagement in dieser Sache kann jeder Mitarbeiter der Stadt Köln, der mit dem Thema vertraut ist, bestätigen.“ Greitemann: Eigentumsrecht gilt es zu akzeptieren Doch der Kölner Stadtrat hatte sich in diesem Jahr für „Raum 13“ stark gemacht, eine Resolution zur Rettung verabschiedet, zudem ein Vorkaufsrecht für das Areal beschlossen. Verkauft Eggerbauer das Areal per Vertrag an einen anderen Investor, kann die Stadt eingreifen. So will sie sich den Zugriff sichern und die Hürden für Eggerbauer höher machen, obwohl Baudezernent Markus Greitemann sagte: „In einen privatrechtlichen Mietvertrag können wir nicht eingreifen und es gilt auch, das Eigentumsrecht zu akzeptieren.“

Greitemann weist auf ein weiteres Problem hin: „Wenn wir über das Vorkaufsrecht in den Vertrag eintreten, kann der Investor davon zurücktreten. Das Spiel lässt sich bis zum Sankt Nimmerleinstag wiederholen.“ Zumal: Grundsätzlich muss sie den vereinbarten Kaufpreis zwischen Eggerbauer und Käufer bezahlen, außer er liegt zu weit über dem Marktpreis – doch das ist ein Stück weit Auslegungssache.

Die Initiative richtet sich in ihrer Anzeige auch an das Land, es will das Areal verkaufen, offenbar an den Meistbietenden – die Initiative fordert die Landesregierung auf, das zu stoppen.

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