Einfühlsame KurseWie Yoga Kölner Krebspatienten unterstützen kann

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Gaby Kammler 

Gaby Kammler 

Köln – „Komm in eine aufrechte, angenehme Haltung, spüre wie sich dein Körper anfühlt, lege eine Hand auf die Brust und eine auf den Bauch, spüre deinem Atem nach ...“, so ähnlich beginnt Gaby Nele Kammler ihre Yoga-Stunden. Die Teilnehmer haben bei allen äußeren Unterschieden etwas gemeinsam − eine „Krebserfahrung“.

„Ich nenne das so, weil die Menschen an ganz unterschiedlichen Punkten sind“, erklärt die Kölner Yogalehrerin. Manche haben gerade erst die Diagnose erhalten, andere haben eine Operation hinter sich, sind in einer Chemotherapie oder bekommen Bestrahlungen. Wieder andere sind zurück aus der Reha. Unterschiedliche Voraussetzungen. Und genau darauf geht Kammler bei ihrem Angebot ein. „Ich gebe immer Alternativen bei den Übungen vor“, sagt sie. Um Leistung geht es im onkolologischen Yoga-Kurs gar nicht. Das entspricht, erklärt die Lehrerin, auch nicht dem Kern der indischen Lehre.

Grenzen wahrnehmen und repspektieren

„Beim Yoga geht es darum, wahrzunehmen, wie man sich fühlt. Es geht darum, Grenzen wahrzunehmen und liebevoll zu respektieren“, erklärt Kammler.Jeder führt die Übungen so aus, wie er kann. Wenn gar nichts geht, genügt es sogar, sich die Übung nur vorzustellen. „Selbst das hat einen Effekt“, sagt die Yogalehrerin. „Jeder kann Yoga, wirklich jeder“, ist sie überzeugt.

Heilig Geist-Krankenhaus bietet Online-Veranstaltungen an

Informationen zu Yoga und Krebs bietet das Heilig-Geist-Krankenhaus an drei Terminen online an. Dabei werden auch Übungen speziell für Brustkrebspatientinnen gezeigt. Die Seminare sind kostenfrei. Einen Link zum Beitreten gibt es über die Seite des Krankenhauses.

Die Termine für die Onlineveranstaltungen sind am Donnerstag, 23. September, 17.30 bis 19 Uhr; Samstag, 2. Oktober, 11.30 bis 13 Uhr; Donnerstag, 18. November, 17.30 bis 19 Uhr. Am Oktobertermin zeigt die Kölner Yogalehrerin Gaby Kammler Übungen.

Qualifizierte Kölner Lehrende, die sich in onkologischem Yoga weitergebildet haben, findet man auf der Seite von Gaby Kammler nach Postleitzahlen geordnet. (dha)

www.yoga-und-krebs.de

www.die-frauenklinik.koeln/

brustzentrum/veranstaltungen

Zudem weiß sie genau, welche Einschränkungen und Beschwerden ihre Schülerinnen und Schüler haben. Seit 2012 beschäftigt sich Kammler mit dem Thema „Yoga und Krebs“. „Darauf gekommen bin ich über eine eigene Erkrankung, einen Hörsturz.“ Yoga half dabei , gesund zu werden. Dann folgte eine Ausbildung zur Yogalehrerin. Als immer mehr Krebspatienten in ihre Kurse kamen, begann Kammler, sich systematisch fortzubilden. „Man muss über die Krankheiten und die Auswirkungen der Behandlungen Bescheid wissen, um richtig auf die Menschen einzugehen“, sagt sie. Brustkrebspatienten beispielsweise mutet sie keinen „Herabschauenden Hund“ zu, bei Metastasen in Knochen sollten bestimmt Drehungen vermieden werden.

Seit 2016 bildet Kammler im Bereich „Yoga und Krebs“ aus. Inzwischen gibt es Deutschlandweit rund 250 Spezialistinnen und Spezialisten, die sich bei ihr fortgebildet haben.

Nutzen ist wissenschaftlich belegt

Dass gerade die ganzheitliche Gesundheitslehre Yoga im Umgang mit Krebs und einer onkologischen Therapie hilft, ist inzwischen wissenschaftlich untersucht und belegt. „Die Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie haben die integrative Medizin inzwischen mit aufgenommen“, sagt Dr. med. Verena Kirn, Leiterin des Brustzentrums am Heilig Geist-Krankenhaus.

„Grundsätzlich ist Sport sinnvoll und empfohlen, er verbessert die Therapieverträglichkeit und senkt das Risiko, wieder zu erkranken“, sagt Kirn. Im Vergleich zu anderen Sportarten wirke Yoga allerdings nicht nur leistungssteigernd. „Es liefert einen mentalen Ausgleich, kann Schlafstörungen, Angst und Depressionen positiv beeinflussen“, sagt die Ärztin. Aus ihrer Erfahrung als Brustkrebsspezialistin weiß sie: „Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Rund 70 000 Neuerkrankungen werden jedes Jahr festgestellt. Die meisten Frauen sind von der Diagnose sehr geschockt.“

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Auch um aus dieser Schockstarre herauszukommen, ist Yoga sinnvoll. „Schlimm ist für viele die Hilflosigkeit und die Ohnmacht nach einer Diagnose, das Gefühl, ausgeliefert und fremdgesteuert zu sein“, sagt Kammler, „Mit Yoga kommt man selbst wieder ins Handeln und erlebt Selbstwirksamkeit.“ Zur Ruhe kommen, das Gedankenkarussell stoppen und langsam und sanft beweglicher und offener werden − all diese Folgen habe Yoga, ist Kammler überzeugt. Und mehr noch: „Es liefert einen Zugang zur eigenen inneren Kraft.“

Trotz dieser positiven Effekte übernehmen Krankenkassen bisher noch nicht die Kosten für Yoga bei Krebserkrankungen. Immerhin: Viele beteiligen sich an den Kosten für Yogakurse als Präventionsmaßnahme.

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