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Endlich Ruhe in KölnLärmwagen sorgen nachts für Ordnung

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Die Beamten klingeln sowohl bei Verantwortlichen als auch bei den Hilferufern.

  • Zwischen 22 und 6 Uhr ist der Lärmwagen an Wochenenden und vor Feiertagen in der Kölner Innenstadt unterwegs.
  • Über 3000 Ruhestörungen haben Besatzungen der Lärmwagen im vergangenen Jahr bearbeitet.
  • Wir durften eine Schicht begleiten – und haben dabei teilweise kuriose Geschichten mitbekommen.

Köln – Sie sorgen für Ruhe. Wenn die Feier nebenan zu laut wird, wenn der Geräuschpegel vor Gaststätten steigt, wenn irgendetwas sonst dafür sorgt, dass die Kölner zwischen 22 und 6 Uhr  keinen Schlaf finden: Dann fährt freitags, samstags und vor Feiertagen der Lärmwagen vor. Besetzt ist er mit einem Mitarbeiter des Ordnungsamts und mit einem Polizisten.

In dieser Nacht sind Sarah (30), Ermittlerin im Außendienst, und Polizeikommissar Thomas (32) gemeinsam in einem Polizeifahrzeug im Einsatz, beide möchten ihren Nachnamen lieber nicht in der Zeitung lesen. Die beiden klingeln  an einer Haustür in der Südstadt, unweit des Sachsenrings. Eine Frau öffnet. Sie hatte sich vor einigen Minuten telefonisch bei der Polizei über die Geräuschkulisse beschwert, die von einem kleinen Restaurant in der Nachbarschaft herüberschallt. Allerdings sei es inzwischen wieder ruhiger geworden. Vor dem Restaurant stehen Gäste mit Gläsern in der Hand, plaudern, lachen. Sarah redet mit dem Wirt, diesmal bleibt es bei einer Ermahnung. Die Kellner fordern die Gäste auf, reinzukommen.

8000 Lärmbeschwerden im vergangenen Jahr

8000 Lärmbeschwerden sind im vergangenen Jahr beim Ordnungsamt eingegangen, 3000 davon wurden nachts von den Besatzungen der Lärmwagen bearbeitet. Mittlerweile sind fünf von ihnen in der Stadt unterwegs, außer in der Innenstadt in Ehrenfeld, Mülheim, Kalk und Nippes/Chorweiler. Wenn gerade kein Lärmproblem gelöst werden muss, unterstützen die Polizisten ihre Kollegen und zeigen Präsenz, erklärt Michael.

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Im Belgischen Viertel spricht er durchs Seitenfenster einen Radfahrer an, der sich anschickt, während der Fahrt sein Handy zu benutzen. Nahe der Philharmonie hat ein Autofahrer vergessen, das Licht anzuschalten. Dort hat sich gerade ein Stau gebildet, weil Pkw den Taxistand zuparken und die Taxis in zweiter Reihe stehen. Vier Ordnungsdienst-Mitarbeiter sind da und schreiben Knöllchen für die Falschparker – 25 Euro werden fällig.

Verstärkung ist mehr als gewünscht

„Wir haben nachts zehn bis 15 Zweierteams im Einsatz“, sagt Heribert Büth, Sprecher des Ordnungsamts. 150 Mitarbeiter gibt es derzeit, es sollten eigentlich mehr als 200 sein. Neueinstellungen sind geplant, im kommenden Jahr werden zusätzlich erstmals 20 Verwaltungsfachangestellte für öffentliche Ordnung ausgebildet. Die Bewerbungsfrist läuft bereits.

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Der Portier eines Hotels am Barbarossaplatz hat die Leitstelle angerufen: Die Gäste in der dritten Etage könnten nicht schlafen, weil irgendwo laut gefeiert wird. Vor dem Hotel – Stille. Nach hinten heraus lässt sich als Lärmquelle schnell eine Feier in der Nachbarschaft lokalisieren. Sarah muss lange an der Tür klingeln. Ein junger Mann öffnet und  verschwindet wieder, um die Mieterin zu holen. Sarah stellt den Fuß in die Tür, damit sie nicht zufällt. Die Mieterin akzeptiert ein Verwarngeld von 35 Euro. Falls der Lärmwagen noch einmal  vorfahren muss, wird es teuer, aus dem Verwarngeld wird ein Bußgeld: „Das geht schnell in den dreistelligen Bereich“, sagt Heribert Büth.

Verantwortliche oft uneinsichtig

Nicht alle „Störer“ sind einsichtig, nicht alle bleiben freundlich. Der Ordnungsdienst darf Personen in Gewahrsam nehmen, wenn es sein muss. Zur blauen Dienstkleidung gehören ein Funkgerät mit Notfallknopf, Handschellen, ein Reizstoff-Sprühgerät und ein Teleskopabwehrstock, mit dem Angreifer auf Distanz gehalten werden können. Bei Einsätzen achten die Mitarbeiter darauf, dass ein Fluchtweg frei ist.

Manchmal sind sich die Leute gar nicht bewusst, dass sie zu laut sind : Heribert Büth erinnert sich an einen munteren Chor, der morgens um halb sechs in der Wohnung probte. Als das Ordnungsamt klingelte, „waren die sehr erstaunt“.

Vor einem Kiosk haben es sich Kunden auf Bierkästen gemütlich gemacht, trinken und quatschen. Außengastronomie ist hier nicht vorgesehen, schon gar nicht um diese Zeit – es ist weit nach Mitternacht.  Sarah sorgt dafür, dass alle einpacken. Im Vorbeigehen sieht Michael, dass an einer Limousine seit Monaten der Tüv abgelaufen ist. Der Fahrer bekommt Post mit einer Zahlungsaufforderung über 25 Euro.

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