Endlich wieder ein volles Stadion50.000 Zuschauer fiebern dem Derby in Köln entgegen

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Gegen Bayer Leverkusen darf der FC die gesamte Stadionkapazität nutzen.

Gegen Bayer Leverkusen darf der FC die gesamte Stadionkapazität nutzen.

Köln – Irgendwann in der zweiten Halbzeit wird Stadionsprecher Michael Trippel im Rheinenergie-Stadion sein Mikrofon einschalten und mit stolzer Stimme die Zuschauerzahl verkünden. 50 000 werden es am Sonntag im Heimspiel des 1. FC Köln gegen Bayer Leverkusen wieder sein. „Ausverkauft“ wird Trippel hinzufügen, zuletzt war dies am 2. Februar 2020 der Fall, als der FC mit 4:0 gegen den SC Freiburg gewann. Dann kam die Corona-Pandemie und brachte Geisterspiele und leere Ränge.

Erstmals wieder Vollauslastung

Zweimal hat das Gesundheitsamt der Stadt 25 000 Fans zugelassen, zuletzt waren es 40 000 gegen Greuther Fürth, nun ist erstmals die Vollauslastung erlaubt. „Es gibt ein sehr gutes, gemeinsames Vorgehen mit dem 1. FC Köln. Wir haben für das Spiel einige Auflagen erteilt, bislang hat der Verein unsere Empfehlungen stets angenommen“, betont Dr. Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamts. Im Gegensatz zu den bisherigen Heimspielen sollen die Fans am Sonntag nur auf ihren Plätzen im Stadion den Mund-Nasenschutz abnehmen. Nur dort dürfen auch Essen und Getränke verzehrt werden. Darüber hinaus hat die Polizei ein Alkoholverbot rund um das Stadion verhängt.

Nicht geimpfte Fans dürfen nicht mit

Das volle Stadion sehnt Gerd Jany schon lange herbei. Seitdem wieder Zuschauer zugelassen sind, ist er im Stadion, außerdem hat er den FC nach Frankfurt und Hoffenheim begleitet. „Es ist eine ungewohnte Situation, denn in unserem Fanclub dürfen einige nicht geimpfte Fans nicht ins Stadion. Aber ich will reisen und jedes Spiel sehen“, sagt er. Der 1. FC Köln hatte sich schon früh für eine 2G-Strategie entschieden und festgelegt, dass nur geimpfte oder genesene Fans die Heimspiele sehen dürfen. „Den Zugang auch mit Test hätte ich besser gefunden, für die Ungeimpften ist es schade“, urteilt der Fan.

Appell der Polizei

23 mutmaßliche Randalierer hat die Polizei nach dem Platzsturm von etwa 50 Fußballchaoten beim Spiel der U19 des 1. FC Köln im belgischen Genk identifiziert. Der Vorfall hatte sich am Dienstagabend ereignet (wir berichteten). Diese stammen nach Angaben der Ermittler „aus dem Umfeld von Ultra-Gruppierungen“. Die Polizei hat eine eigene Ermittlungsgruppe eingerichtet.

500 Polizisten werden am Sonntag (Anstoß: 15.30 Uhr) beim Spiel des 1. FC Köln gegen Leverkusen im Einsatz sein. Neben der Bereitschaftspolizei sind auch Reiterstaffel und Diensthunde angefordert worden. In einem Brief an die Fans appelliert die Polizei an einen friedlichen Stadionbesuch. (tho)

Wenn Gerd Jany von seinem Platz im Oberrang Süd hinab auf die Stehplätze schaut, bot sich ihm zuletzt ein ungewohntes Bild. Denn die Ultras, die mit ihren großen Fahnen und lauten Gesängen das Stimmungsbarometer hoch halten, boykottieren weiterhin die Unterstützung des Clubs, weil sie mit den Zugangsbeschränkungen ins Stadion und der Personalisierung der Tickets nicht einverstanden sind. „Optisch ist es etwas ganz anderes. Die Unterstützung ist nun deutlich spielbezogener und erlebnisorientiert“, stellt Thomas Reinscheid, Chef des Portals „effzeh.com“ fest.

Bayer nimmt nur 3000 Tickets

Nicht nur die Ultras aus Köln üben sich in Zurückhaltung, Bayer Leverkusen hat nur 3000 der dem Verein zustehenden 5000 Auswärtstickets in Anspruch genommen. „Im Grunde spüre ich bei den Fans des 1. FC Köln eine große Zustimmung zur 2G-Regelung. Andere Vereine haben durchaus Probleme, das Stadion voll zu bekommen“, beobachtet Reinscheid. Zuletzt war beispielsweise Borussia Dortmund von 2G zur 3G-Regelung gewechselt – wohl auch, weil die Kartennachfrage eher dürftig war.

Die Unterstützungs-Routine rund um den 1. FC Köln läuft erst langsam wieder an. „Viele Fans haben ihre Dauerkarte bis zur Winterpause auf pausieren gestellt und kommen erst zur Rückrunde wieder ins Stadion“, weiß Gerd Jany. Auch einige Fanclubs wollen erst in der zweiten Saisonhälfte wieder Busse chartern, um Auswärtsspiele zu besuchen. Für das Pokalspiel des FC am Mittwoch in Stuttgart hat Janys Fanclub einen Kleinbus für neun Personen bestellt.

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Zur Kontrolle der Impfzertifikate hat der Sicherheitsdienst das Personal aufgestockt, wie schon bei den vergangenen Heimspielen versucht der FC die Anreise der Fans gestaffelt nach verschiedenen Zeitfenstern zu regulieren. „Bislang funktioniert das sehr gut. Auch für das Spiel am Sonntag wird es wichtig sein, dass die Kontrollen diszipliniert ablaufen“, sagt Vereinssprecherin Lil Zercher. Einige Fans berichten dagegen von reibungslosen, aber durchaus oberflächlichen Kontrollen ohne Ausweisprüfung. Das Gesundheitsamt der Stadt will sich am Sonntag ebenfalls ein Bild von den Kontrollen und der Einhaltung der Hygienevorschriften machen.

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