Entscheidung ist gefallenKölner Stadtrat treibt „Historische Mitte“ am Dom voran

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Blick in die Zukunft am Dom: Der Berliner Architekt Volker Staab hat nach heftiger Kritik seine Pläne angepasst. Links zu sehen ist das neue Stadtmuseum, dahinter ersetzt ein Verwaltungsbau das jetzige Kurienhaus der Kirche (nicht im Bild). Beide bilden die „Historische Mitte“. Rechts steht das Römisch-Germanische Museum.

Blick in die Zukunft am Dom: Der Berliner Architekt Volker Staab hat nach heftiger Kritik seine Pläne angepasst. Links zu sehen ist das neue Stadtmuseum, dahinter ersetzt ein Verwaltungsbau das jetzige Kurienhaus der Kirche (nicht im Bild). Beide bilden die „Historische Mitte“. Rechts steht das Römisch-Germanische Museum.

Köln – Am Ende geht es angesichts der jahrelangen Vorgeschichte ganz schnell: 39 Minuten und 21 Sekunden Minuten beschäftigt sich der Stadtrat am Donnerstag mit dem Museumsneubau namens „Historische Mitte“ am Dom – den ersten Aufschlag hatte Alt-Oberbürgermeister Jürgen Roters am 28. März 2014 gemacht, also vor 1498 Tagen.

Aber seit Donnerstag, 20.15 Uhr, also zur besten Fernseh-Sendezeit, ist klar:

Das Mega-Projekt geht in die nächste Phase, der Rat gibt zunächst 5,4 Millionen Euro zur Planung frei, der finale Baubeschluss soll 2020 folgen.

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Es geht dabei um Kölns Stadtmitte, um einen neuen Museumskomplex am Roncalliplatz, eben die „Historische Mitte“ direkt neben dem Römisch-Germanischen Museum (RGM). Der Begriff steht für zwei neue Bauten: Einer beherbergt das Kölnische Stadtmuseum, dazu gesellt sich ein Haus mit Büros des RGM, des Stadtmuseums und der Hohen Domkirche. Mit ihr baut die Stadt die „Mitte“, sie ersetzt das bisherige Kurienhaus und das RGM-Verwaltungshaus.

2028 sollen Häuser bezugsbereit sein

Voraussichtlich im Jahr 2027 sollen die Häuser stehen, 2028 bezugsfertig sein. Die „Mitte“ kostet die Stadt nach ersten Schätzungen 116,3 Millionen Euro, die Domkirche bezahlt weitere 27,5 Millionen Euro, summa summarum 143,8 Millionen Euro. Zur „Historischen Mitte“ zählt nicht die Sanierung des RGM-Haupthauses für rund 42 Millionen Euro.

Die Idee hinter der „Mitte“: Das RGM zeigt die Antike, das neue Stadtmuseum die Zeit vom Mittelalter bis heute, 2000 Jahre in direkter Nachbarschaft also. Denn das Zeughaus als bisherige Heimat des Stadtmuseums ist mehr oder weniger baufällig, ächzt unter Asbest- und Wasserschäden. Was mit dem leerstehenden Zeughaus später passiert? Unklar. Wer es saniert? Unklar. FDP-Fraktionschef Ralph Sterck nennt die vagen Zukunftspläne der Verwaltung „heiße Luft“.

„Die Kosten werden nicht eingehalten“

Doch an Tagen der Entscheidung wie am Donnerstag fallen traditionell ohnehin eher viele Worte der Verzückung. Von einem „Museum mit internationaler Strahlkraft“ (Ralph Elster, CDU) ist die Rede, von „einer einmaligen Chance“ (Kirsten Jahn, Grüne), von einer „kulturpolitisch herausragenden Aufgabe“ (Klaus Schäfer, SPD). Das sehen unter anderem FDP und Linke anders, sie lehnen den Bau ab. Michael Weisenstein (Linke) sagt: „Man sollte überlegen, ob es klug ist, sich ein weiteres Mega-Projekt ans Bein zu binden.“ Und Thor Zimmermann (Wählergruppe Gut) sagt: „Die Kosten werden nicht eingehalten. Der Zeitplan wird höchstwahrscheinlich nicht geschafft. Und es wird nicht ohne Probleme gehen.“

Trotzdem stimmt Gut dafür – so wie CDU, Grüne, SPD und Bunt: das reicht dicke. Die Planungen gehen also voran bis zum Baubeschluss 2020. Dass der Rat das Projekt in zwei Jahren stoppt, gilt als unwahrscheinlich. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte im März von einer Vorentscheidung gesprochen.

Weniger begeistert ist das „Bürgerbegehren Domklotzstopp“, will die „Mitte“ verhindern. Laut Initiatoren hat das Begehren nach dem Baubeschluss 2020 drei Monate Zeit, die 23 000 Unterschriften zu sammeln. Gelingt das, kann der Rat der Idee folgen oder es gibt einen Bürgerentscheid.

http://domklotzstopp.de/

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