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Frauenanteil gestiegenJedes zweite Mitglied ist neu im Kölner Stadtrat

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Köln – Nach sechs Jahren hat Köln am Sonntag einen neuen Stadtrat gewählt. Er konstituiert sich im November und bleibt wie üblich fünf Jahre im Amt. Beim vorigen Mal war die Wahlperiode um ein Jahr verlängert worden, um Ratswahl und Oberbürgermeisterwahl (zuletzt 2015) künftig gemeinsam durchführen zu können. Die wichtigsten Zahlen zum neuen Rat im Überblick.

90 Sitze hat der Stadtrat. Die Zahl ändert sich nicht, sie ist durch das Kommunalwahlgesetz Nordrhein-Westfalen festgelegt. Demnach haben Räte in Städten mit mehr als 700 000 Einwohnern 90 Vertreter. 45 von ihnen haben die 45 Wahlbezirke direkt gewonnen, der Rest ist je nach Wahlergebnis der jeweiligen Partei über die Reservelisten in das höchste Gremium der Stadt eingezogen. Stimmberechtigt als 91. ist auch die Oberbürgermeisterin oder der Oberbürgermeister.

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11 Parteien und Wählergruppen sind künftig im Rat vertreten. Eine wahrhaft kölsche Zahl – und so viele wie nie. 2014 waren es zehn, 2009 acht.

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7 Fraktionen gibt es im neuen Rat, eine mehr als 2014. Die größte stellen die Grünen (26 Sitze), sie haben die SPD (jetzt 19, vorher 27) von Platz 1 verdrängt. Neben CDU (19), Linke (6), FDP (5) und AfD (4) hat sich die neue paneuropäische Partei „Volt“ mit vier Sitzen auf Anhieb als Fraktion etabliert. Fraktionsstatus erhält eine Partei oder Gruppe, wenn sie mindestens drei Mandate erringt.

37 Frauen und 53 Männer gehören dem neuen Rat an, der Frauenanteil beträgt also 41,1 Prozent. Das ist mehr als im Bundestag (30,7 Prozent) und im NRW-Landtag (27,6 Prozent). 2014 wurden 35 Frauen in den Rat gewählt, ihr Anteil lag bei 38,8 Prozent. Die höchste Frauenquote haben jetzt mit je 50 Prozent die Linke, Volt, Gut, die „Partei“ und die Klima Freunde. Bei den Grünen sind zwölf von 26 Mitgliedern weiblich (46,2 Prozent), es folgen SPD (42,1 Prozent), FDP (40 Prozent) und CDU (36,8 Prozent). Für die AfD sitzen nur Männer im Rat, die Freien Wähler stellen mit Walter Wortmann einen Ratsherrn.

48,8 Jahre alt sind die Ratsmitglieder im Durchschnitt. Die jüngste Fraktion hat Volt mit im Schnitt 30,8 Jahren, die älteste die FDP mit 53,2 Jahren.

1234 Jahre bringen die 26 Mitglieder der Grünen-Fraktion zusammen – im Schnitt sind sie 47,5 Jahre alt. Der Altersdurchschnitt der übrigen Parteien und Gruppen: AfD 40,8 Jahre, Gut 42,5 Jahre, die „Partei“ 47,5 Jahre, SPD 50,0 Jahre, Klima Freunde 50,5 Jahre, Linke 51,2 Jahre, CDU 52,3 Jahre.

21 Jahre zählt das jüngste Ratsmitglied. Sarah Niknamtavin (Linke) ist im selben Jahr wie Felix Spehl (22, CDU) geboren. Die Deutsch-Iranerin kam vor fünf Jahren zur Linksjugend. Sie hat für die linke Ratsfraktion im Social-Media-Bereich gearbeitet, trat dieses Jahr in die Partei ein und beschloss, für den Rat zu kandidieren. Vor weiteren beruflichen Schritten wolle sie jetzt „den Fokus auf die Politik legen, vor allem auf die Themen Jugend, Umwelt und Integration“, sagte sie der Rundschau. Weitere Youngster sind die Studierenden Lars Wahlen (23, Grüne), Viola Recktenwald (25, SPD) und Lukas Lorenz (28, SPD), Studienrätin Maria Helmis (30, SPD) sowie von Volt Isabella Venturini (28) und Jennifer Glashagen (30), die als Favoritin für den Fraktionsvorsitz gilt und momentan in Elternzeit ist.

1948 wurde das älteste Ratsmitglied geboren: Einzelmandatsträger Walter Wortmann ist 72 Jahre alt und saß schon im vergangenen Stadtrat. Zu seinen Zielen sagte er: „Ich möchte mich um Themen kümmern, die die Zielgruppe 50 plus betreffen.“ Wortmann nennt bezahlbare und neue Wohnformen im Alter sowie alternative Pflegemodelle. „Und ich möchte angesichts der Krise von der Stadtverwaltung einen Plan B haben: Welche Projekte braucht es jetzt wirklich oder welche nicht“, sagte er.

45 Mitglieder sind neu im Rat, also genau die Hälfte. Bei den Grünen sind 16 der 26 Mitglieder neu dabei (62 Prozent), bei der SPD sind es zehn von 19 (53 Prozent) und bei der CDU nur fünf von 19 (26 Prozent). Die Linke hat zwei Novizen bei sechs Sitzen (33 Prozent), die FDP einen von fünf (20 Prozent), die AfD zwei von vier (50 Prozent), Gut einen von zweien (50 Prozent), die Freien Wähler keinen bei einem Sitz. Komplett neu sind Volt, Klima Freunde und die Satire-Partei.

26 Jahre gehört Ursula Gärtner (68, CDU) ununterbrochen dem Rat an. Damit ist sie dienstältestes Mitglied. Die am Dienstag wiedergewählte Fraktionsvize kam 1994 über die Liste, gewann 1999 den Wahlbezirk Höhenberg/Merheim direkt und danach viermal den Bezirk Brück/Rath/Heumar. Ihr Tipp an Neulinge? „Kontakt suchen und einfach fragen, wenn man etwas nicht weiß.“

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