Freier bedroht und ausgeraubtGeldeintreiber für Rocker-Club steht vor Gericht

Lesezeit 2 Minuten
Gerichtsakten im Kölner Landgericht

Gerichtsakten im Kölner Landgericht (Symbolbild)

Köln – Nach einem langen Arbeitstag will ein Barkeeper (26) am frühen Morgen des 22. Januar noch eine Prostituierte besuchen. Den Termin mit der 21-Jährigen hat er über ein Sexportal im Internet gebucht. Als er in dem Appartement in Mülheim ankommt, bittet ihn die 21-Jährige, sich im Bad frisch zu machen. Doch als er die Tür öffnet sitzt dort ein Mann auf dem Klodeckel und hält einenSchlagstock in der Hand. „Mein Herz ist mir fast in die Hose gerutscht“, sagte der 26-Jährige vorm Landgericht. „Ich sollte keine falsche Bewegung machen, sonst schlägt er mir auf die Fresse“.

Der Mann mit dem Schlagsock (24) und seine frühere Verlobte sind nun wegen gemeinschaftlichen besonders schweren Raubes vor dem Landgericht angeklagt. Der Freier hatte für den Sex schon 150 Euro auf den Tisch gelegt. Aus dem Portemonnaie des Opfers nahm sich der 24-Jährige noch 400 Euro.

Eiskalte Planung

Geht es nach der Anklage, hat das Pärchen den Raub eiskalt geplant. Die Version des 24-Jährigen läuft auf eine Spontantat hinaus. Demnach hatte seine Verlobte ihn gebeten, mit dem gemeinsamen Sohn (1) in einer Abstellkammer zu warten, während sie den Freier bediente. Doch da sei nicht genug Platz gewesen, weswegen er schnell ins Bad sei. Ja, und dann sei die Tür aufgegangen. „Da stand der Typ vor mir, der Sex mit meiner Frau wollte. Da hab’ ich mich verloren“. Dem Vorhalt des Richters, die Sache mit der Prostitution sei doch seine Idee gewesen, entgegnete der Angeklagte: „Ja schon, aber moralisch bin ich in dem Moment damit nicht klargekommen.“

Zuvor hatte der 24-Jährige Angaben zu seiner verkorksten Kindheit gemacht, von Eltern erzählt, die sich nicht kümmerten, von Jugendstrafen und Obdachlosigkeit. Und er berichtete, wie er als Geldeintreiber und Drogendealer für einen Rocker-Club ins kriminelle Milieu abrutschte. Als er aussteigen wollte, habe der Club 10 000 Euro verlangt, die er monatlich abstottern muss. „Wir brauchten Geld“, führte der 24-Jährige als Erklärung an. Für Drogen war offenbar dennoch genügend da, denn laut eigenen Angaben rauchte er täglich Marihuana im Wert von 60 Euro – bezahlt vom Geld aus der Prostitution. Vermutungen der Staatsanwaltschaft, dass dies nicht der erste so durchgeführte Überfall gewesen sei, trat der Angeklagte entgegen.

Die 21-Jährige machte zunächst keine Angaben zur Tat. Im Gerichtssaal würdigte sie den 24-Jährigen, mit dem sie in der U-Haft per Brief Schluss gemacht hatte, keines Blickes.

Der Prozess wird fortgesetzt.

Rundschau abonnieren