Frischer Kuchen und ein PlauschNeue Pächterin für Mühlenpavillon gefunden

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Immer zu ein paar Worten bereit: Ingrid Schneider, neue Pächterin des Mühlenpavillons, heißt ihre Gäste herzlich willkommen.

Immer zu ein paar Worten bereit: Ingrid Schneider, neue Pächterin des Mühlenpavillons, heißt ihre Gäste herzlich willkommen.

Köln – „Hier war aber lange zu“, sagt ein Kunde und nimmt dankend sein frisch geschmiertes Brötchen entgegen. Ein anderer möchte eine Zeitung und erklärt aufgeräumt: „Ich begrüße es sehr, dass Sie hier sind.“ Ähnliches hat Ingrid Schneider in den vergangenen Tagen oft gehört. Anfang Mai eröffnete sie in dem kleinen sechseckigen Gebäude neben der Decksteiner Mühle ihren Kiosk mit zwei Tischchen draußen und einem drinnen. Seit November hatte der Mühlenpavillon leer gestanden.

Die Geschichte seiner Entstehung ist fast ebenso abenteuerlich wie die des bekannten Ausflugslokals nebenan: Gebaut hat ihn Robert Schumacher, dessen Familie die Decksteiner Mühle seit 1913 gehört. Sein Urgroßvater Martin Paffendorf kaufte das Anwesen und machte das dazugehörige Ballhaus mit seinen Tanzveranstaltungen in den 20ern und 30ern über die Grenzen Kölns hinaus bekannt. Das Ballhaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, an seiner Stelle ein Wohnhaus errichtet. 1953 eröffnete das Lokal „Decksteiner Mühle“ in einem Neubau, daneben entstand 1962 ein Minigolfplatz samt Büdchen.

„Ich musste den Platz von meinem Vater kaufen.“

Den übernahm Urenkel Robert Schumacher in den 80ern. Doch er bekam nichts geschenkt. „Ich musste den Platz von meinem Vater kaufen.“ Der Platz lief gut, doch noch besser lief die Decksteiner Mühle, die in den 80ern zum angesagten Lokal in Köln wurde. „Die Leute parkten bis runter zum Gürtel“, erinnert sich Schumacher. Die Anwohner beschwerten sich, die Stadt Köln – so erzählt er – suchte eine Handhabe. Und fand heraus, dass Schumachers Vater den Minigolf-Platz ohne Baugenehmigung eingerichtet hatte. Pech für Schumacher: 1987 musste er die Anlage abreißen. Im Anschluss erwirkte er die Baugenehmigung für den Mühlenpavillon, um einen Kiosk zu betreiben.

Der steht jetzt seit 30 Jahren. Pünktlich zum Geburtstag hat Robert Schuhmacher, dem seit 2013 auch die Decksteiner Mühle gehört, eine neue Pächterin gefunden – und dazu noch eine, die gut backen kann. Die gelernte Konditorin bietet nicht nur Panini und Brötchen an, sondern auch Pfirsich-Karamell-Torten, Donauwellen oder Wein-Apfel-Torten. Und die Sahne dazu ist frisch, genau wie der Kaffee aus der Siebträger-Kaffeemaschine, für den die Bohnen pro Tasse gemahlen werden.

Sprung in die Selbstständigkeit

Die 52-Jährige kommt jeden Morgen um 6 Uhr aus Bergheim zu ihrem neuen Arbeitsplatz. Ihren Beruf hängte sie für die Kinder an den Nagel – „die Arbeitszeiten waren nicht damit zu vereinbaren“. Jetzt, wo die Kinder erwachsen sind, wagt sie den Sprung in die Selbstständigkeit. Besser, sagt sie, als hinter der Theke einer Bäckerei zu stehen. Von 7 bis 19 Uhr hat sie geöffnet, samstags und sonntags ab 10 Uhr, montags ist Ruhetag.

„Ich möchte gerne Leute mit meinen Kuchen glücklich machen. Und auch mal einen Plausch halten“, sagt sie und wirft den Backofen an, um die Großbestellung Panini für die Angestellten aus dem Bürohaus nebenan vorzuwärmen. Das hat Robert Schumacher auf das Gelände des Minigolf-Platzes gebaut, musste dafür aber noch ein Grundstück von der Stadt dazu kaufen, auf dem er dann Parkplätze baute, deren Gebühr am Kiosk zu bezahlen ist. „Dabei hat das Grundstück früher meinen Urgroßeltern gehört“, fängt er an zu erzählen – aber das ist eine ganz andere Geschichte.

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