Fünf Jahre Saatgutfestival KölnNur kräftiges Gemüse vererbt sich gut

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Saatgutfestival Köln

Löffelweise tütet Birgit Scherer-Bouharroun Saatgut ein, während Ursula Stahl die Tüten mit einem Klebeetikett verschließt. 

Köln – Einen gehäuften Teelöffel voller Samen füllt Birgit Scherer-Bouharroun in jedes Tütchen. Und mit ihnen eine gute Portion Hoffnung, dass die Rheinische Gartenmelde sich wieder vermehrt. Denn dieses Blattgemüse ist selten geworden, weil Spinat leichter zu handhaben ist und auch länger hält. „Dabei schmeckt die Gartenmelde viel milder, und man kann sie auch sehr gut roh essen“, schwärmt Scherer.

300 Papierbehälter liegen auf dem Tisch in ihrem Wohnzimmer. Gut, dass Ursula Stahl als Gleichgesinnte vom „Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN)“ ihr zu Hilfe gekommen ist. Stahl klebt die vorbereiteten Etiketten auf, die gleichzeitig die Behältnisse verschließen. „Luft wäre schädlich, und Saatgut wird am besten trocken und kühl aufbewahrt“, sagt Scherer.

Extra für Jubiläum geerntet

Und wegen des Jubiläums „5 Jahre Saatgutfestival Köln“ muss auch noch ein kleiner grüner Aufkleber extra auf dem Etikett angebracht werden. Denn die Samen, die ein bisschen wie Haferflocken aussehen, aber viel dünnwandiger sind, wurden extra für das Jubiläum geerntet. „Sie stammen lediglich von ein paar Pflanzen, die aber bis zu zwei Meter hoch wurden. In unserem Beet am Thurner Hof war auch nur eine Reihe von drei Metern frei“, erklärte Scherer.

Im März vorigen Jahres hatten die Vereinsmitglieder die Gartenmelde ausgesät. Also viel Vorarbeit für so eine Saatgutbörse, wie sie nun am Monatsende wieder stattfindet. Drei bis vier Zentimeter voneinander entfernt sollten die jungen Pflanzen aufwachsen. Scherer: „Man muss sich entscheiden: Essen oder Saatgut ernten. Denn wenn die Blätter abgeerntet werden, können sie der Rispe keine Kraft liefern.“ Da nur gesunde, kräftige Pflanzen perfektes Saatgut bilden können, brauchten sie etwa 40 Zentimeter Platz. Also ernteten die ehrenamtlichen Saatgutpfleger einfach so lange die nicht ganz so stark aussehenden Pflanzen zum Essen ab, bis genug Platz war.

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Scherer ist froh, dass der Verein am Thurner Hof arbeiten kann. „Mein Garten ist dafür viel zu klein und zu schattig.“ Mehr als 1000 Saatguttütchen werden zum Saatgutfestival befüllt sein. 20 verschiedene Arten stehen bereit. Bohnen, Tomaten, Chili, Salate und eine Melde sind dabei. Je Tütchen werden sie zu einer Mindestspende von zwei Euro angeboten – weit weniger als die Hobbygärtner dafür aufwendeten.

Und so manchen Misserfolg hatten sie hinzunehmen: „Die alte Stangenbohnensorte, die wir ausgesät hatten, war schon einen Meter hoch, als die Wühlmäuse sie von unten weggefressen haben. Die Nacktschnecken haben sich zu viel vom Mombacher Winter-Kopfsalat schmecken lassen“, bedauert Scherer.

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