Für die Zeit „dazwischen“Sozialdienst Katholischer Frauen weiht Frauenwohnheim ein

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Auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung, kam Elisabeth (79) im neuen Frauenwohnheim unter.

Auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung, kam Elisabeth (79) im neuen Frauenwohnheim unter.

Köln – Elisabeth wird in zwei Monaten 80 Jahre alt. Die einstige Arzthelferin hat noch nie auf der Straße gelebt, aber sie fürchtet, da wird sie landen, wenn sie nicht bald eine eigene Wohnung findet. Aus der letzten in Lindenthal musste sie vor einem Jahr ausziehen, weil sie nach einer Sanierung von ihren nicht mal 700 Euro Rente die höhere Miete nicht bezahlen konnte.

Und jetzt im neuen „Frauenhotel“ des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SKF) in Weidenpesch darf sie eigentlich auch nur ein halbes Jahr lang bleiben. So will es das Konzept.

24 möblierte Zimmer hat das am Freitag eingesegnete Haus. Für jeden Platz zahlt die Stadt pauschal 1800 Euro im Monat. Neun Angestellte – Concierge, Sozialarbeiter und weiteres Personal stehen bereit – teils auch in der Nacht. Sie bieten Tagesstruktur und trainieren mit den Bewohnern, damit sie wirklich „mietvertragstauglich“ sind. Das bedeutet unter anderem: regelmäßig Miete zahlen, mit Nachbarschaft klarkommen, Putzen und die Mülltonnen rausstellen. Die Sozialarbeiter schauen auch gelegentlich ins Zimmer, weil Ordnung und Sauberkeit wichtige Kriterien bei der Vermittlung sind.

Grundstück an der Schmiedegasse kostet 1,1 Millionen Euro

1,1 Millionen Euro kostete laut Maier Architekten das Grundstück an der Schmiedegasse und knapp drei Millionen der Bau. In 15 Monaten entstanden die fast 900 Quadratmeter Wohnfläche. Die Zimmer sind alle barrierefrei – vier sogar rollstuhlgerecht, aber nur 15 bis 21,5 Quadratmeter groß.

„Gefühlt haben wir eine Ewigkeit auf die Genehmigung gewartet, sagte die SKF-Vorstandsvorsitzende Angelika Berzdorf-Lenders. „Haus Zwischen.Zeit“ nennt der SKF die Einrichtung, in die auch Haustiere mitgebracht werden dürfen – und die persönliche Habe. Doch das ist meist nicht viel.

Keine Wohnung mehr

Rund 6000 Menschen in Köln sind „wohnungslos“ gemeldet. Etwa ein Drittel von ihnen sind Frauen, die nicht irgendwo bei Bekannten oder Verwandten unterschlüpfen konnten. Die Stadt mietet für sie in der Regel Hotelzimmer an – unterster Standard, der meist nur für diesen Zweck da ist und Gemeinschaftswaschräume für beiderlei Geschlechter bietet.

Die 24 Plätze in Weidenpesch werden vom SKF finanziert, aber vom Wohnungsamt zugeteilt. (mfr)

In einem Kellerabteil standen gestern vier Pappkartons, in einem anderen zwei Rollkoffer. Elisabeth, die so wenig Rente bekommt, weil die nach 20 Jahren geschiedener Ehe nicht mehr zuließ, besitzt nur ein paar Gegenstände. Doch mit denen hat sie ihr Zimmer dekoriert. Einer ist der Teddybär ihres Sohnes. „Mein Sohn ist 38 Jahre alt. Er ist in der selben Lage wie ich und kann mir nicht helfen.“

Henriette Reker meldet sich per Videobotschaft

In einer Ecke, auf einem Mini-Kühlschrank, hat sie Instantkaffee und einen Wasserkocher stehen. Auf dem Gang gibt es eine winzige Teeküche mit Mikrowelle, im Untergeschoss eine große Gemeinschaftsküche. Stolz zeigt sie ihr eigenes Bad: „Toll, was Eigenes zu haben. Mit zwölf Mann eine Toilette zu teilen, ist nicht so prickelnd.“ Am Eröffnungstag überwog jedoch die Freude über das neue Haus. OB Henriette Reker wünschte per Videobotschaft, dass die Bewohner hier einen „Weg in eine bessere Zukunft“ finden mögen.

Dank galt dem Erzbistum Köln. Es stellte mehr als ein Jahr lang das ehemalige Schülerinnenwohnheim Erzieherinnenschule am Krieler Dom als Wohnheim zur Verfügung. Aber hier wohnt nur die Spitze des Eisbergs. Die, die nicht mit ihrer Tüte in der Stadt auffallen, die die es noch nicht verlernt haben, in einer Wohnung zu leben oder es erfolgreich beigebracht bekamen.

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