Gastronomie in KölnWie Wirte auf die Lockerungen der Corona-Ordnung reagieren

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In seinem Brauhaus will Till Riekenbrauk (r.) trotz Lockerungen einige Trennwände stehen lassen. 

Köln – Zusätzliches Personal hat Alexander Manek, Inhaber des Brauhaus Unkelbach in Sülz, nicht geordert. Nach den von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann angekündigten Lockerungen für die Gastronomie könnte vom heutigen Freitag an in vielen Kneipen, Brauhäusern und Restaurants das große Tischeschleppen und Stühlerücken beginnen. Denn die Abstandsregelungen fallen weg, auch auf Trennwände darf verzichtet werden. „Das Plexiglas an der Theke wird erstmal bleiben. Wir werden auch nicht direkt wieder alles vollstellen, sondern in Ruhe entscheiden“, kündigt Manek an.

Im Brauhaus Johann Schäfer bleiben einige Trennwände

Sein Kollege Till Riekenbrauk, der das Brauhaus Johann Schäfer in der Südstadt betreibt und dem Vorstand der IG Gastro angehört, will auch nicht gleich alle Trennwände in den Keller verbannen. „Einige Wände haben sich als nützlich erwiesen, weil dadurch ruhige Séparées entstanden sind“, erzählt er. Hinzu komme, dass in kaum einer Kneipe noch optisch fragwürdige Plexiglas-Stücke von der Decke hingen, sondern vielfach schicke Trennelemente aus Holz und Glas angefertigt worden seien. Doch vor allem an der Theke wünscht er sich eine schnelle Rückkehr zu alten Zeiten. „Atmosphärisch ist das ein wichtiger Bestandteil für ein Brauhaus. Die Thekenplätze kommen zurück“, hat er entschieden.

Mehr Tische können aufgestellt werden

Bislang mussten benachbarte Tische in einem pandemiebedingten Sicherheitsabstand von 1,50 Metern zueinander aufgestellt werden.

Corona-Zahlen

20

Prozent beträgt derzeit die Auslastung der Testzentren. Pro Tag werden nach Angaben des Gesundheitsamts im Schnitt zwischen 17 000 und 23 000 Corona-Schnelltests gemacht. Zum Vergleich: Im Juni lag die Zahl noch bei rund 56 000 Tests pro Tag, was einer Auslastung von 52 Prozent entsprach.

Infektionen trotz Impfung sind keine Seltenheit. Vergangene Woche registrierte die Stadt täglich mehrere sogenannte Impfdurchbrüche. Der niedrigste Wert lag an zwei Tagen bei 16 Prozent aller Neuinfektionen. An einem Tag wurden sogar 30 Prozent Impfdurchbrüche registriert.

86

Infizierte werden derzeit im Krankenhaus behandelt, davon 41 auf den Intensivstationen. Im Gesundheitsamt am Neumarkt werden derzeit zwischen 150 und 200 Corona-Schutzimpfungen pro Tag durchgeführt. (tho)

Damit ist nun Schluss, so dass sich in vielen gastronomischen Betrieben die Kapazität deutlich erhöhen wird. Riekenbrauk geht für seinen Laden von einer Platzsteigerung um die 20 Prozent aus. Aber auch er sagt: „Einige Gäste fühlen sich abgeschottet wohler, das werden wir auch berücksichtigen“. Während der Pandemie habe er bislang jedoch nur eine positive Corona-Infektion bei einem seiner Gäste erlebt.

Die Erleichterung über die in Düsseldorf beschlossenen Lockerungen ist beim Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) groß. „Ein Befreiungsschlag ist das noch nicht, aber ein großer Schritt zurück zur Normalität“, sagt Mathias Johnen, Geschäftsführer der Kölner Dehoga. Er denkt bei Lockerungen auch an die Beschäftigten der Branche. „Wir müssen sehen, ob die Maskenpflicht für Servicekräfte auch weiterhin sinnvoll ist“, sagt er. Die Impfquote sei hoch, außerdem gebe es Tests auf freiwilliger Basis.

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Zweimal mussten die Gastronomen ihre Betriebe während der Pandemie schließen, einige verkauften notgedrungen Essen durchs Fenster, damit die Umsätze nicht auf Null sinken. Die Pandemie hat in vielen Betrieben allerdings Personalnot ausgelöst, weil kaum noch Kellnerinnen und Kellner zu finden waren. „Wir haben die berechtigte Hoffnung, dass es besser wird. Zuletzt hatten wir die ein oder andere Bewerbung“, erzählt Till Riekenbrauk. Insgesamt habe die Pandemie jedoch den Fachkräftemangel in der Branche beschleunigt. „Die Lage bei den Servicekräften entspannt sich leicht, denn es gibt zunehmende Planungssicherheit“, sagt er. Vielfach waren die Jobs zuletzt gemieden worden, um im Falle eines erneuten Lockdowns nicht auf der Straße zu stehen. Doch danach sieht es nicht aus, das Infektionsgeschehen in der Stadt stagniert bereits seit geraumer Zeit (siehe Infobox).

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