Abo

Geiselnahme am Kölner HbfPolizei schließt terroristischen Hintergrund nicht aus

Lesezeit 3 Minuten
Hauptbanhhof14

Die Polizei ist am Hauptbahnhof im Einsatz.

Köln – Köln ist möglicherweise knapp einem Terroranschlag entgangen. Nach der Geiselnahme in einer Apotheke im Hauptbahnhof schließt die Polizei einen terroristischen Hintergrund ausdrücklich nicht aus. „Es war eine geplante Tat“, sagte Kölns Vize-Polizeipräsidentin Miriam Brauns der Rundschau. Die Behörde ermittelte aber weiter in alle Richtungen. Nach eigenen Angaben soll der Täter der Terrororganisation IS angehören. Dies habe der Angreifer (55) Passanten im Kölner Hauptbahnhof zugerufen.

„Notzugriff“ des Sondereinsatzkommando

Bei der Geiselnahme soll der mutmaßliche Täter versucht haben, die Mitarbeiterin der Apotheke am Breslauer Platz anzuzünden. Mehrere Gaskartuschen hatte der Mann genutzt und in der Apotheke im Hauptbahnhof gelagert. Zwei Gaskartuschen hatte der Angreifer seiner Geisel in der Apotheke um den Hals gehangen. Es seien blaue Campinggaskartuschen und Brandbeschleuniger gefunden worden, von denen einige mit Klebeband verbunden gewesen seien, sagte ein Polizeisprecher Montagabend bei einer Pressekonferenz in Köln.

Die Einsatzleitung habe sich zu einem „Notzugriff“ entschieden. Dabei schossen drei SEK-Beamte auf den Täter, unter anderem erlitt der Mann ein Bauchschuss. Nach dem Zugriff wurde der Angreifer mehrfach notoperiert. Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt: „Wir sind glimpflich davongekommen“. Ein anderer leitender Ermittler sagte: „Es hätte sehr sehr böse enden können“.

Geiselnehmer mit hoher Wahrscheinlichkeit 55-Jähriger Syrer 

Nach dem Zugriff sind in der Bahnhofsapotheke nach Angaben von Kripochef Stephan Becker Papiere eines 55 Jahre alten Syrers gefunden worden. Demnach habe der Besitzer dieser Papiere eine Duldung bis Mitte 2021 erhalten. Der Geiselnehmer sei mit „hoher Wahrscheinlichkeit“ der Passinhaber. Die Ermittler betonten gleichzeitig, dass die Identität des Täters aber noch nicht eindeutig geklärt sei. Der Inhaber des gefundenen Dokumentes von 2016 sei umfangreich wegen verschiedener Delikte wie Diebstahl, Körperverletzung und Drogen bekannt. Der 55-Jährige hat während der Geiselnahme freien Abzug vom Hauptbahnhof gefordert. Er habe außerdem ein Koffer und eine Reisetasche verlangt, sagte Einsatzleiter Rüschenschmidt weiter. Diese Gegenstände hatte der Angreifer vorher im Mc Donalds-Restaurant liegen gelassen. Zudem habe der Mann die Freilassung einer Tunesierin gefordert. Weitere Details waren der Polizei zunächst nicht bekannt.

Vor der Geiselnahme in der Apotheke hatte der Mann in dem Schnellimbiss ein Molotowcocktail gezündet. Dadurch wurde eine 14 Jahre alte Schülerin verletzt. Sie erlitt Brandverletzungen. Eine weitere Frau musste mit Atemnot ebenfalls in eine Klinik gefahren werden. Um den Fall aufzuklären sollen Aufnahmen von Videokameras ausgewertet werden. Die Polizei bittet Bürger ihre Handyvideos der Behörde zu schicken.

Ermittlungen wegen versuchen Mordes und Körperverletzung

Die Staatsanwaltschaft Köln hat ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Mordes und Körperverletzung gegen den Geiselnehmer eingeleitet. Es werde geprüft, ob das Verfahren an den Generalbundesanwalt übergeben wird. Geprüft werde auch, ob der Mann eine scharfe Schusswaffe bei sich getragen hat. Nach ersten Erkenntnisse der Beamten war es eine scharfe Waffe.   

Rundschau abonnieren