Genehmigung erteiltNach 16 Jahren: Rotes Haus am Alter Markt soll 2021 stehen

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Das neue „Rote Haus“ am Alter Markt, links davon steht der Turm des Historischen Rathauses.

Das neue „Rote Haus“ am Alter Markt, links davon steht der Turm des Historischen Rathauses.

Köln – Die gefühlt ewige Geschichte um das sogenannte „Rote Haus“ am Alter Markt neigt sich dem Ende zu: Der Neubau direkt neben dem Historischen Rathaus soll Ende 2021 stehen, die Baugenehmigung liegt seit Ende 2018 vor. Das bestätigte Patrick Huber-Flotho, Geschäftsführer von Investor Circle Development, der Rundschau. Der Konflikt um den barrierefreien Zugang vom Alter Markt auf den eine Ebene höher liegenden Rathaus-Vorplatz ist über einen öffentlich zugänglichen Aufzug im Haus gelöst (wir berichteten).

Hotel namens „Legend“ mit 20 Zimmern

An der prominenten Stelle wird ein Boutique-Hotel namens „Legend“ mit 20 Zimmern eröffnen. Huber-Flotho sprach von einem Suiten-Hotel, das Haus hebe sich damit von den anderen Hotels am Alter Markt ab. Im Erdgeschoss sind ein Ladenlokal und ein Gastronomie-Betrieb untergebracht, beide für die Öffentlichkeit zugänglich. Auch der Aufzug zur U-Bahn-Haltestelle „Rathaus“ liegt im Erdgeschoss. Der vordere Teil ist rot, der hintere grau. Zu den Kosten wollte Huber-Flotho sich nicht äußern.

Tatsächlich endet damit ein zähes Ringen, das viele Jahre beanspruchte (siehe Chronik). Das rot gestrichene Haus gehörte der Stadt, unter anderem hatten dort die Grünen früher ihre Fraktionsräume. Doch es musste 2005 im Zuge des Baus der Nord-Süd-Stadtbahn abgerissen werden, um dort die angrenzende Häuserzeile über einen Kompensationsschacht abzusichern. Lange Zeit tat sich danach nichts, ein provisorisches Holzhäuschen bildete den Eingang zur U-Bahn-Station „Rathaus“, manch einer sprach spöttisch von „finnischer Sauna“. Hinter dem Holzbau wächst seit Jahren auf der Brachfläche das Unkraut.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Huber-Flotho beschäftigt sich seit 2012 mit dem „Roten Haus“, die Pläne sahen eine sogenannte „Passerelle“ vor. Der Begriff bezeichnete den 25 Meter langen Tunnel im Haus, er hätte mit Hilfe eines innen liegenden Aufzuges Alter Markt und Rathausvorplatz verbunden. Aber an einigen Stellen war die Passage nur 1,55 Meter breit, die Polizei meldete nach den sexuellen Übergriffen an Silvester 2015/2016 Bedenken an, sprach von einem Angstraum. Also musste eine neue Lösung her, Investor und Politik rangen um einen Konsens, unter anderem wurde eine gläserne Passage verworfen, die Planer fürchteten einen Gaffer-Effekt.

Vertrag zwischen Investor und KVB nicht unterzeichnet

Ende 2016 stand das Projekt möglicherweise sogar auf der Kippe, denn bis März 2017 hätte Huber-Flotho von dem Kauf-Vertrag mit der Stadt für das Grundstück zurücktreten können, wenn er sich nicht mit den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) einigt. Die KVB ist Teil des Projekts, weil ihr Aufzug zum Neubau gehören soll. Der damalige Baudezernent Franz-Josef Höing sagte Ende 2016: „Wir machen einen allerletzten Anlauf.“

Am Ende einigten sich die Investoren, Stadt und Politik auf einen öffentlich zugänglichen Aufzug im Gebäude, er liegt direkt am Fuß der Rathaustreppe, und somit gut 15 Meter ums Eck entfernt vom Aufzug zur U-Bahn. Dafür kaufte das Unternehmen einen Teil der Treppe zum Rathaus, insgesamt 16 Quadratmeter. So wird das Haus nun auch gebaut – auch wenn der Vertrag zwischen KVB und Circle Development laut Huber-Flotho noch nicht unterzeichnet ist.

Chronik „Rotes Haus“

2005

Das nach seiner Fassadenfarbe benannte „Rote Haus“ wird abgerissen für den Bau der Nord-Süd-U-Bahn. Dort soll ein Kompensationsschacht errichtet werden, um die Häuserzeile für die Arbeiten zu stabilisieren. Der Plan ist, es ab 2008 wieder aufzubauen – wenn der Tunnel fertig ist.

2015

Die Stadt verkauft das unbebaute Grundstück an Investor Circle Development. Im Jahr darauf soll es eigentlich mit dem Bau losgehen.

2016

Die Pläne stocken, der ursprünglich geplante Durchgang zum Rathaus („Passerelle“) wird aufgrund der sexuellen Übergriffe an Silvester kritischer gesehen, der Angstraum soll neu geplant werden.

2017

Ein Aufzug an der Außenseite ist die favorisierte Lösung, der Stadtrat stimmt dieser Variante auch zu.

2018

Die Stadt erteilt Ende des Jahres die Baugenehmigung für das umgeplante Haus mit dem von außen zugänglichen Aufzug, der Projektentwickler will Anfang 2020 mit dem Bau beginnen.

2021

Ende des Jahres 2021 soll das neue Hotel namens „Legend“ Stand jetzt mit 20 Zimmern eröffnen – 16 Jahre nach dem Abriss des „Roten Hauses“. (mhe)

Höings Nachfolger Markus Greitemann hatte im September 2018 darauf hingewiesen, dass der Archiveinsturz 2009 diesen Vertrag erschwere, es geht um die Versicherung der Bahnanlagen während des Baus. Huber-Flotho sagte: „Ich sehe da aktuell keine Probleme.“ Also beginnt der Bau Anfang 2020, wenn der Weihnachtsmarkt auf dem Alter Markt beendet ist. Derzeit plant Circle Development die Gründung des Gebäudes, also den statisch abgesicherten Übergang des Gebäudes auf den Boden – in knapp zwei Jahren soll die Geschichte mit vielen Irrungen und Wirrungen beendet sein.

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