Ist die Corboud-Stiftung insolvent?Das steckt hinter den Gerüchten um die Sammlung

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Der geplante Museumsanbau

  • Ist die Corboud-Stiftung insolvent? Immer mehr Gerüchte wurden in den vergangenen Wochen gestreut.
  • Dabei ging es unter anderem auch um den geplanten Anbau am Wallraf-Richartz-Museum.
  • Doch wie ist die aktuelle Lage?

Köln – „Ohne mich geht gar nichts. Ich bin die Präsidentin der Fondation Corboud, und ich habe keinen Grund die 170 Bilder abzuziehen!“ macht Marisol Corboud, die Witwe von Gérard Corboud,  klar  und reagiert damit auf anderslautende Gerüchte, die seit dem Wochenende die Runde machten und von denen sie durch die Anfrage der Rundschau erfuhr. Es gab verschiedentlich Andeutungen, die Stiftung sei insolvent, die Bilder könnten nicht im Wallraf-Richartz-Museum verbleiben und in einem solchen Fall sei auch fraglich, ob der geplante Erweiterungsbau überhaupt noch von Nöten sei.

„Nichts davon stimmt!“, versichert Marisol Corboud. „Im Vertrag, den mein Mann seinerzeit gemacht hat, steht: Solange die Stadt Köln keinen maßgeblichen Fehler macht, Bilder nicht ausstellt, sie nicht reisen oder verkommen lässt, bleiben die Bilder als ewige Leihgabe im Museum.“

Zufriedenstellende Lösung für alle?

Doch was steckt hinter den Gerüchten? Dazu Stadtsprecher Alexander Vogel: „Mitglieder der Familie des Stifters Gérard Corboud haben die Stadt Köln um Gespräche gebeten, in denen es um den Gemäldebestand der Dauerleihgabe gehen soll. Offensichtlich gibt es Probleme privater Natur.“

Die Stadt Köln werde sich solchen Gesprächen natürlich nicht verschließen, mit dem Ziel, eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden. „Diese Absicht besteht vor dem Hintergrund eines Ratsbeschlusses über den seinerzeit erfolgten Namenszusatz ,Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud’ und kurz vor der Abstimmung des Rates über den Baubeschluss des Erweiterungsbaus für das Museum.“

Über welche Bilder gesprochen werden könnte, wird nicht mitgeteilt. Von internen Erbschaftsstreitigkeiten war schon zuvor zu hören gewesen, diese gibt auch Marisol Corboud unumwunden zu, so etwas käme ja überall vor. Auch wenn dies eine private Angelegenheit sei, so deutet sie doch an, dass es sich bei den Parteien um die zweite Ehefrau (also sie selbst) und die „erste Familie“ handele.

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Stifter Gérard Corboud 2015 inmitten seiner Bilder

Über diesen „Gesprächswunsch“, so der Stadtsprecher, habe Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach den gestern tagenden Betriebsausschuss Gebäudewirtschaft informiert. Das Gremium führte Vorberatungen zum Baubeschluss durch, es folgen der heutige WRM-Betriebsausschuss und der Finanzausschuss, bevor am 18. Juni der Rat darüber beschließen wird (die Rundschau berichtete).

Und somit wird eine unrühmliche Geschichte auf ihr Ende zugehen (die Fertigstellung des Erweiterungsbaus wurde für die zweite Hälfte 2025 in Aussicht gestellt), in deren Verlauf sowohl der 2017 gestorbene Gérard Corboud als auch seine Witwe der Stadt mehrfach gezürnt hatte:  So hatte Gérard Corboud die angetragene Ehrenbürgerwürde ausgeschlagen, Marisol Corboud hatte noch im letzten Jahr  17 Bilder der Fondation Surpierre aus Verärgerung über die Verzögerungen abgezogen.

„Und dann kracht’s!“

Doch im Moment herrscht zwischen Marisol Corboud und der Stadt gute Stimmung. „Ich habe gar keinen Grund, die Stadt anzugreifen. Solange ich vertrauensvoll auf das schauen kann, was die Stadt Köln letztlich jetzt beschließen wird, werde ich Gewehr bei Fuß stehen. Und daran ist nichts zu rütteln.“

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Aber Frau Corboud empfindet diese Anfragen der ungenannten Familienmitglieder mehr als nur als unpassend: „Anscheinend entwickelt sich da gerade eine kleine Schweinerei.“Und das will sie nicht so einfach durchgehen lassen: „Ich werde meinen Anwalt anrufen – und dann kracht’s!“

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