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Geschäft für KirchenbedarfAn Ostern fällt die Wahl auf Weiß – Wefers Paramente

Lesezeit 4 Minuten
In seinem Geschäft bietet Wolfgang Stracke Gewänder für die Liturgie an, aber auch Kerzenständer und Rosenkränze.

In seinem Geschäft bietet Wolfgang Stracke Gewänder für die Liturgie an, aber auch Kerzenständer und Rosenkränze.

  • Wefers Paramente verkauft Kerzen, Rosenkränze und Kirchenbedarf.
  • Das Geschäft wurde 1885 gegründet und existiert immernoch.
  • Papst Benedikt XVI trug zum Weltjugendtag schon Gewänder von Wolfgang Stracke.

Köln – Die Stimmung in dem Geschäft ist ruhig, fast andächtig. In einer Vitrine liegen Rosenkränze, manche mit bunten Perlen. In einer anderen befinden sich die Jesusfiguren für Kruzifixe, einige sind Kopien berühmter Vorlagen, andere sind selbst uralt. In der Mitte des Verkaufsraumes steht eine Schutzmantel-Madonna auf einem Sockel, die geschnitzten Gläubigen schmiegen sich an ihr kunstvoll gefaltetes Kleid.

Das Original stammt aus dem 16. Jahrhundert, auch die Kopie hat schon Jahrzehnte überdauert. „Ich habe sie von einem Privatmann übernommen“, sagt Dr. Wolfgang Stracke (66), Inhaber von Wefers Paramente. Das kommt nicht oft vor, obwohl fast täglich Leute mit ihren vermeintlichen Schätzen vorbeikommen. „Da ist es von Vorteil, wenn man sich mit Kunstgeschichte befasst hat“, erklärt der promovierte Kunstexperte. Er spricht leise, wie alle hier.

Seit den 1950er Jahren in der Komödienstraße

Wefers Paramente ist kein Museum, aber das Sortiment an kirchlichen Artikeln kann so manchem Museum Konkurrenz machen. Kerzenständer, Kelche, Rauchfässer, Heiligenfiguren, Vortragekreuze – nicht alles ist alt und verziert, manches auch modern und schlicht. Wenn es um Kirchenbedarf geht, sind die Geschmäcker eben auch verschieden. Gegründet wurde das Geschäft 1885 von Wilhelm Wefers.

Seit den 1950er Jahren ist es im Schatten des Dom an der Komödienstraße ansässig. Wolfgang Strackes Vater hat das Haus damals gebaut, der Architekt hat auch den Innenraum entworfen. „Wir haben ganz wenig verändert“, sagt Wolfgang Stracke. Die Vitrinen, Schränke und Theken stammen aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, ebenso die Treppe mit dem geschwungenen Geländer zur Empore.

Priester können Gewänder nach eigenen Vorstellungen gestalten lassen

Vor allem dort sind die Paramente zu finden, also die Textilien, die in der Liturgie verwendet werden. Hinter schweren Türen hängen vollendete Gewänder in den liturgischen Farben – alles Unikate. „Weihnachten und Ostern kommen auch für manche Geistliche recht plötzlich“, erklärt Wolfgang Stracke mit einem Lächeln.

Wenn mehr Zeit ist, besuchen ihn die Priester mit ihren eigenen Ideen für ein liturgisches Gewand. Dann arbeitet Wolfgang Stracke gemeinsam mit einem Künstler die Gestaltung aus. Ein samtenes, tiefgrünes Gewand wurde von einer Künstlerin mit Farbsprenkeln verziert. Ein rotes Gewand besteht aus aufwendig vernähten, schimmernden Seidenstoffen. Sind Priester eitel? Das steht nicht im Vordergrund.

Stücke zur Ausbesserung 

„Es geht um das überzeugende Aussehen im Zusammenhang mit der Liturgie und um die Verbindung von Inhalt und Form.“ Deswegen brauchen katholische Geistliche eine gewisse Auswahl im Kleiderschrank: Rot wird nur zu den „blutbetonten“ Anlässen herausgeholt, etwa an Karfreitag oder zu den Märtyrerfesten. Violett gehört zur Fastenzeit und zum Advent. Grün ist die liturgische Allerweltsfarbe. In der Osternacht und an Weihnachten wird Weiß getragen.

Auf einem Kleiderständer hängen wertvolle Stücke, die zur Ausbesserung abgegeben wurden. Ein weißes Gewand hat es schlimm erwischt: Der Stoff wurde an mehreren Stellen unschön geflickt, der Saum ist übersät mit Flecken. Vielleicht Kerzenwachs oder verschütteter Messwein. Aber die alte Pracht ist unverkennbar: Die Vorderseite ist mit Ranken verziert, die Rückseite mit Engeln auf blauem Grund.

Papst Benedikt XVI trug Wefers Gewänder

„Wir trennen die Stickerei heraus und bringen sie auf neuen Stoff auf“, erklärt Wolfgang Stracke. Bis 1970 standen die Priester mit dem Rücken zur Gemeinde – deswegen befindet sich die größere Applikation auf der Rückseite. „Von Liturgie-Reformen sind wir bei der Gestaltung auch immer betroffen.“

Zum Weltjugendtag 2005 hat der damalige Papst Benedikt XVI. ein Gewand von Wefers getragen, außerdem wurden 4000 Messgewänder für die Priester geschneidert. Ein Foto von den Stoffbahnen mit goldfarbenen Streifen hängt in der kleinen Werkstatt. Hier nähen Ermelinda Cifteli (66) und Olga Kriger (66) gerade eine Stola und ein Gewand für einen Diakon. Ermelinda Cifteli steckt die Seide mit Nadeln ab. Die Stola, die diagonal getragen wird, entsteht in stundenlanger Handarbeit.

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Rund um Ostern hat Wolfgang Stracke viel zu tun. „Wir leben von besonderen Anlässen“, sagt er. Er verkauft auch Osterkerzen, eine kleine gibt es für 6 Euro. Die etwas größere mit fünf aufsteckbaren Nägeln, die die Wundmale symbolisieren, kostet 11 Euro. Ein Kunde fragt nach einem Kreuz als Geschenk zu einer Kommunion.

Eine Mitarbeiterin berät über Materialien und Bedeutung. Außerdem war die Chrisam-Messe im Dom. In der Karwoche werden die Öle geweiht und an die Vertreter der Kirchen im Erzbistum ausgegeben. Viele Geistliche nutzen die Gelegenheit dann noch für einen Schlenker in das Fachgeschäft.

Wilhelm Wefers Paramente, Komödienstr. 97, Telefon 0221/ 913 01 70, geöffnet montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr

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