Giftiger Spielplatz abgebautBlei-Alarm auf dem Rathenauplatz

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Ein Zaun umgibt den Sperrbereich mit belasteter Erde. Die Spielgeräte sind bereits abgebaut. Ein Zettel erklärt, warum.

Ein Zaun umgibt den Sperrbereich mit belasteter Erde. Die Spielgeräte sind bereits abgebaut. Ein Zettel erklärt, warum.

Köln – Ein Metallzaun umgibt den Bereich, in dem am Morgen noch Spielgeräte standen. Mehr als Reifenspuren im Sand sind im abgesperrten Teil nicht vom einstigen Spielplatz am Rathenauplatz zu sehen. Ein Erklärungsschreiben am Zaun informiert die Besucher über den Fund von Blei im Boden.

Es gibt betretenes Schweigen. Jedenfalls ist der Lärmpegel deutlich niedriger als noch am Tag zuvor, als hier Horden von Kindern fröhlich an den Geräten spielten, und Eltern den schönen Frühlingstag genossen.

Beide Spielplätze betroffen

Beide Spielplätze auf dem Gelände sind laut Stadt betroffen. Während Rutschbahn, Schaukeltiere und Wippe am südlichen Platzende demontiert sind, waren gestern noch ein Kletternetz und ein Hindernisparcours an der Nordseite nutzbar. Laut Stadt wird aber alles abgebaut – auch die Fundamente. Die Stadt spricht von einer „Komplettsanierung“.

Anwohner hätten Hinweise auf Schlacken gemeldet. Dies war bereits im vorigen Jahr. Im Herbst war bereits das Gesundheitsamt informiert. In den Mitteilungen der Stadt steht davon nichts.

Andere Parks wohl nicht betroffen

Blei, Chrom und Nickel sind in den Wegen gefunden worden. Sie stammen, wie die Stadt vermutet, aus einem Füllmaterial für den Wegebau. So seien zwar die Grenzwerte für einen Kinderspielplatz überschritten, nicht aber der Grenzwert für Parkwege. Sicherheitshalber prüft die Stadt, ob auch in anderen Parks nachträglich ein Spielplatz eingerichtet wurde, wie das am Rathenauplatz geschah.

„Das ist aber nicht sehr wahrscheinlich“, sagt Nicole Trum vom Presseamt. Katharina Riemer (32), eine Mutter, ist irritiert. „Das geschah ganz ohne Vorwarnung. Wir können von zu Hause auf den Platz schauen. Aber wir wussten von nichts.“ Auch das Elternpaar Julia und Mats, beide 33 Jahre alt, vermissen den Spielplatz.

„Abgeranzt und siffig“

„Er war zwar abgeranzt und siffig“, findet Julia, „der Lack blätterte ab, aber er war trotzdem schön, und mit den Wildbienen in den Bodenlöchern neben dem Spielplatz hatten wir keine Probleme.“ Mats: „Vor allem das Flair hier ist besonders schön.“ Vicky (32), Mutter von zwei kleinen Kindern, ist betrübt. „Wir haben den vorigen Sommer komplett hier verbracht. Es ist der einzige Spielplatz hier, der im Sommer im Schatten liegt.“

Die Stadt will den Spielplatz sanieren. Aber das wird dauern. Zuerst soll bei einem Treffen mit Anliegern nach Gestaltungswünschen gefragt werden. Dann muss der Platz geplant werden. Und schließlich haben die Spielgeräte üblicherweise eine Lieferzeit von mehreren Monaten.

„Man könnte sich bei der Ausstattung gerne am Spielplatz vor der Universität orientieren“, findet Julia. Vicky wünscht sich für ihre Kinder zudem eine Art Seilbahn. Auch Katharina Riemer hat konkrete Vorstellungen: „Für meinen sechs Monate alten Sohn, Hannes Friedrichs, wünsche ich mir eine Nestschaukel.“

Argwöhnisch versuchten Eltern gestern schon herauszufinden, seit wann denn die Schwermetalle im Boden bekannt sind. Die Anlieger, die den Hinweis an die Stadt gaben, kennen sie nicht. „Es gibt hier aber einige, die hassen Kinder und Kindergeschrei. Sie hätten gerne, dass der Spielplatz komplett verschwindet.“

Bürgerversammlung: Dienstag, 2. April, 18 bis 19.30 Uhr, Aula des Berufskollegs an der Lindenstraße.

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