GlücksspielLand will Spielbanken privatisieren – Kölner Casino auf der Kippe

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So hätte das Kölner Casino in Deutz aussehen können.

Köln – Der Jubel war groß im Jahr 2013. Eine fünfte Spielbanklizenz für Nordrhein-Westfalen, Einnahmen in Millionenhöhe und zusätzliche Arbeitsplätze für Köln: Die Glückskugel schien in die Domstadt gerollt zu sein, der SPD-Abgeordnete Martin Börschel genoss breite Anerkennung für den Coup, die neue Spielbank nach Köln gelotst zu haben.

Sechs Jahre und eine quälende Standortsuche später werden die Karten neu gemischt. Martin Börschel hat sich in der Kölner Stadtwerke-Affäre verzockt, ist nicht mehr örtlicher Fraktionschef, und die schwarz-gelbe Landesregierung will das Geschäft der landeseigenen Westspiel GmbH privatisieren.

Vier Spielbanken sollen im Paket verkauft werden

Die vier NRW-Spielbanken in Duisburg, Dortmund, Aachen und Bad Oeynhausen sollen laut dem nun vorliegenden Gesetzentwurf im Paket verkauft werden. Ein möglicher Investor soll zudem die Möglichkeit bekommen, zwei zusätzliche Standorte im Land zu eröffnen. Die Vergabe einer fünften Lizenz nach Köln wäre damit nicht mehr festgeschrieben – Köln wäre andererseits nicht zwangsläufig aus dem Spiel.

Bekanntermaßen ist die Gauselmanngruppe mit Sitz im ostwestfälischen Espelkamp an einem Engagement privatisierter Spielbanken interessiert. „Natürlich beteiligen wir uns“, sagte Firmenchef Paul Gauselmann kurz vor seinem 85. Geburtstag im August. Die Gruppe betreibt bereits zehn Spielbanken, in Sachsen-Anhalt als Mehrheitseigner, in Berlin und Rheinland-Pfalz mit Beteiligungen. „Die Häuser, die wir führen, sind sehr erfolgreich“, sagt Sprecher Mario Hoffmeister der Rundschau. Und: „Ein privater Betreiber kann das besser als ein öffentlicher.“

Düsseldorf bringt sich in Position

Da Gauselmann sich die Namensrechte für die Düsseldorfer Arena (Merkur-Spielarena) gesichert hat und in der Landeshauptstadt somit sehr präsent ist, scharren Düsseldorfer Landtagsabgeordnete bereits mit den Hufen: Sie sehen ihre Stadt als zwangsläufigen Casino-Standort. „Wir prüfen vorerst Potenziale möglicher Standorte“, sagt Hoffmann. Konkret gehe das erst, wenn die Ausschreibung bekannt ist.

Und zur Frage, ob Köln oder Düsseldorf geeigneter sei, bleibt er diplomatisch: „Eine Großstadt ist kein schlechter Standort.“ Es gehe aber auch um die jeweiligen Einzugsgebiete. Die näher an Düsseldorf liegende Ruhrgebietsschiene ist mit den Standorten in Duisburg und Dortmund gut abgedeckt. Zur Frage, ob er sich auch Spielbanken in Köln und Düsseldorf vorstellen könnten, wollte der Sprecher sich nicht äußern.

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Für die Konzessionsvergabe an einen privaten Investor ist eine europaweite Ausschreibung geplant. Das Innenministerium betont die Verpflichtungen eines neuen Betreibers, was die Zuverlässigkeit angeht, gleiches gelte für Spielerschutz und die Vorbeugung krimineller Handlungen. Es sei ein Beirat mit Vertretern des Landes geplant.

Planungen in Köln-Deutz

In Köln liefen bereits Planungen für eine Fläche am Bahnhof Deutz, doch die Gespräche stockten, auch aufgrund der Privatisierungspläne. Nun ist der Standort am Ottoplatz kein Thema mehr. Und auch wenn die Casino-Euphorie deutlich eingetrübt ist, will die Stadt das Thema nicht abhaken. Köln bleibe bei der Vergabe im Spiel, sagte ein Stadtsprecher. Auch die Kölner CDU betonte die Ambitionen: „Der Casino-Standort Köln ist weiterhin im Rennen“, sagte CDU-Partei- und Fraktionschef Bernd Petelkau.

„Das Areal in Deutz hat sich leider als ungeeignet erwiesen, denkbar wäre aber beispielsweise ein Alternativ-Standort am Flughafen. Im Sommer hatte der Rat die Prüfung dieses Gebiets beschlossen. Für die Kölner SPD steht fest: „Jetzt steht Köln mit leeren Taschen da! Die Düsseldorfer wollen sich das Casino und die Millionen schnappen.“ 

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