Große ResonanzÜber 2300 Unterzeichner der Petition gegen Woelkis Reformunwilligkeit

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Kölner Dom

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Köln – Die Zahl ist eigentlich unwichtig. Auch wenn mit rund 2300 Unterzeichnern die Petition des Kölner Journalisten Kurt Gerhardt durchaus große Resonanz erfahren hat, bedeutender dürfte wohl sein, wie die zahlreichen Unterzeichner die Haltung des Erzbischofs Rainer Maria Kardinal Woelki beispielsweise gegenüber Reformbemühungen wie dem synodalen Weg der Deutschen Bischofskonferenz kommentieren. Die Kommentatoren verhalten sich durch die Bank so ganz anders als es ansonsten häufig in offenen Foren vorzufinden ist. Unsachlichkeiten oder gar Beleidigungen bleiben aus. Es sind nahezu ausschließlich engagierte, gläubige katholische Christen, die sich zu Wort melden. Und es zerreißt sie. Ihr Herz blutet angesichts der Entwicklungen in ihrer Kirche.

Die Gefahr einer Protestantisierung machte Woelki in dem synodalen Weg aus. Weiheämter für Frauen? Für den Kardinal undenkbar. „Ich verbringe zu viel Zeit damit, die Wogen seiner Äußerungen zu glätten“, kommentiert ein Unterzeichner, der sich als Hauptamtlicher im pastoralen Dienst bezeichnet. Dabei würden die Gemeinden gerade zusammenbrechen. „Das macht mir Angst“, so der Kommentator. Eine junge Mutter, die sich nach eigener Aussage in der Kirche engagiert und der es wichtig ist, ihre Kinder im katholischen Glauben zu erziehen, fühlt sich alleine gelassen. Ohne Reformen, da ist sie sich sicher, „werden wir den größten Teil meiner Generation verlieren“.

Doch nicht nur jüngere Christen sind ob der zunehmenden Kirchenaustritte besorgt. „Die Kinder sind schon alle ausgetreten, und wir Älteren müssen uns ständig rechtfertigen“, schreibt eine Seniorin. Die Gründe dafür liegen bei allen Unterzeichnern auf der Hand, es sei der Reformunwille ganz besonders im Kölner Bistum. Allen voran, dass Frauen die Gleichberechtigung verwehrt werde. „Die Bistumsleitung ist einfach nicht in der Lage, der Wahrheit ins Auge zu schauen“, schreibt ein Unterzeichner, der nach eigener Aussage „seit Jahrzehnten in der Kirche engagiert“ ist. „Wir brauchen endlich einen Dialog auf Augenhöhe“, so ein weiterer Kommentator. Erschütternd für die Kirchenleitung müsste sein: Viele tragen sich mit dem Gedanken, auszutreten. Und bei weitem ist nicht Protest der Vater des Gedankens. „Ich fühle mich alleine gelassen“, ist vielmehr oft zu lesen. Ein Kommentar, der wohl niemanden kalt lässt, der sich eine Zukunft für die Kirche wünscht: Eine ältere Dame schreibt, dass schon so viele in ihrer Familie und im Bekanntenkreis ausgetreten seien. Zu allererst die Kinder und Jugendlichen. Verzweifelt beendet sie ihren Kommentar: „Wer wird denn dann noch beten?“

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„Diese Verzweiflung, diese Ratlosigkeit – das geht mir an die Nieren“, sagt Kurt Gerhardt. Er habe um die Kommentarfunktion gar nicht gewusst, als er die Online-Petition gestartet habe. Heute empfindet er sie als den wichtigsten Teil. „Wer um den Ernst der Lage wissen will, der muss diese Kommentare lesen“, sagt er mit Blick auf die Kirche. „Ich hoffe, dass sie nicht ungehört verhallen.“ Doch Gerhardt, selbst engagierter katholischer Christ, will sich keiner Illusion hingeben. „Wenn ich einerseits die Kommentare lese und andererseits bedenke, wie die Kirche ihren Mitgliedern entgegenkommt, dann bekomme ich das leider nicht deckungsgleich.“

kirchenreformkoeln.de

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