Großmarkt am RaderbergStadt will Verträge nicht verlängern – Händler vor dem Aus

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2019 sollen die ersten Händler ausziehen aus dem Großmarkt in Raderberg. Danach stehen sie vor dem Nichts.

2019 sollen die ersten Händler ausziehen aus dem Großmarkt in Raderberg. Danach stehen sie vor dem Nichts.

Köln – Fallen gelassen. Wie eine heiße Kartoffel. So fühlen sich die Händler des Großmarktes in Raderberg. Die Uhr tickt für sie unerbittlich. 2019 laufen die ersten Verträge aus. Vor Jahren hat der Inhaber – die Stadt Köln – das Datum festgesetzt. Da ging die Planung noch davon aus, dass 2020 auf dem Gelände des Großmarktes die Bauarbeiten für die Parkstadt Süd beginnen und bis dahin ein neuer Großmarkt in Marsdorf steht. Der Termin ist vom Tisch.

Zwischenzeitlich wurde er auf 2023 verschoben. Auch an den glauben längst nicht mehr alle. Und dennoch ist 2023 ein Hoffnungsschimmer für die Händler. Wenigstens bis dahin könnte die Stadt doch ihre Verträge verlängern, wandten sie sich flehentlich an die Verwaltung. „Doch das wurde uns einfach verweigert“, sagt Michael Rieke von der Interessengemeinschaft Kölner Großmarkt.

Gespräch mit OB Reker

Aus dem alten Großmarkt sollen sie raus und den neuen gibt es nicht – dass den Händlern ihre wirtschaftliche Existenz unter den Füßen weggezogen wird, hat in der jüngsten Sitzung des Wirtschaftsausschusses im nichtöffentlichen Teil für Ärger gesorgt.

Alles zum Thema Henriette Reker

„Wir haben uns in unserer Not an die Fraktionen gewandt“, sagt Rieke. Und die verlangten Rechenschaft. „Die Verwaltung muss endlich die Pachtverträge bis 2023 verlängern. Die Händler brauchen Planungssicherheit, sonst stehen 2000 Arbeitsplätze auf dem Spiel“, schlug unter anderem Jörg Frank, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, auf den Tisch. Gewirkt hat das nur bedingt. „Wir haben nun Einzeltermine bei der Wirtschaftsförderung bekommen“, sagt der IG-Sprecher. Das kann dauern. Rund 180 Unternehmen gibt es am Großmarkt.

Egal, Rieke setzt eh keine Hoffnung in die Einzelgespräche. Er hat sich vielmehr den kommenden Freitag im Kalender dick angestrichen. Für diesen Tag hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker die IG zu sich ins Büro gebeten. Dabei soll es auch um ein Gutachten gehen, mit dem geklärt werden sollte, wie hoch der städtische Betriebskostenzuschuss für einen Großmarkt in Marsdorf sein müsste und ob er sich mit EU-Recht verträgt. Nach Informationen der Rundschau liegen die Ergebnisse nun vor. Insider berichten, der Zuschussbedarf sei erheblich und nur dann zu rechtfertigen, wenn der Großmarkt in Köln zur Daseinsvorsorge gehöre.

„Planung in Marsdorf ist vollkommen aus der Luft gegriffen“

Rieke interessiert das Ergebnis nicht. „Das Gutachten wurde auf der Grundlage der Planungen für Marsdorf erstellt. Doch die Planung in Marsdorf ist vollkommen aus der Luft gegriffen.“ Der IG-Sprecher nennt als Beispiel die geplante Halle. „Viel zu hoch.“ Frischware auf einem Großmarkt werde nicht hoch gestapelt. Der Käufer wolle die Qualität im Vorbeigehen testen und könne nicht fünf Paletten erklimmen. „Das wäre zu verhindern gewesen, hätte im Vorfeld mal jemand mit uns gesprochen.“ Doch die Planung unter der damaligen Wirtschaftsdezernentin Ute Berg lief gänzlich ohne die Händler.

Dass die Händler nun vor dem Aus stehen, das hat für Ralph Sterck, Fraktionsvorsitzender der FDP, Methode. „Marsdorf ist CDU-Land, dort wohnt der CDU-Parteivorsitzende Bernd Pettelkau.“ Der Protest gegen den Großmarkt unter den Anwohnern ist groß. Die Union will ihren Wahlkreis nicht verlieren. „Also lässt man das Projekt mit Hilfe einer überzogenen Planung und eines daraus resultierenden negativen Gutachtens sterben“, sagt Sterck. Dass die Händler ihre Existenz verlieren, werde dabei billigend in Kauf genommen.

Zustände, die Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, die Hände über den Kopf zusammenschlagen lässt. „Die Stadt handelt fahrlässig“, warnt er. Werde den Großmarkthändlern die Existenz genommen, könnten Wochenmärkte und Restaurants nicht mehr wie gewohnt beliefert werden. „Wer die Händler fallen lässt, vernichtet die dahinterstehende Infrastruktur.“

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