Gutes Geld, schlechter RufTaugen teure Mikro-Appartements als Buhmann?

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Platz ist in der kleinsten Hütte: Voll möblierte Mikro-Appartements liegen im Trend, das Bild zeigt eine Mini-Wohnung auf Rädern.

Platz ist in der kleinsten Hütte: Voll möblierte Mikro-Appartements liegen im Trend, das Bild zeigt eine Mini-Wohnung auf Rädern.

  • Die Mikro-Appartements boomen in Deutschland.
  • 2014 gab es gut drei Mal so viele Mini-Wohnungen wie noch sieben Jahre zuvor, zeigt eine aktuelle Studie von Immobilienforschern.
  • Aber taugen die Mikro-Appartements zum Buhmann?

Köln – 1351 Euro Miete für 23 Quadrameter. Pro Monat. Direkt an der Eigelsteintorburg. Das ist ein ziemliches Wort – mittlerweile aber mehr oder weniger normal, wenn in Köln Vermieter möblierte Wohnungen inklusive Wasser, Strom, Heizung und Internetanbieten. Es ist möglich, weil Leute es bezahlen.

Tilman Gartmeier, Geschäftsführer des Projektentwicklers Cube Real Estate, spricht im Zusammenhang mit den sogenannten Mikro-Appartements von einer „maximalen Zahlbereitschaft der Mieter“, übersetzt heißt das: Fast alles ist möglich. Jörg Hänsel, stellvertretender Pressesprecher des Kölner Mietervereins sagt: „Es bringt halt Rendite, aber es nicht das, was wir angesichts des knappen Wohnungsmarktes in Köln brauchen.“

Studie zeigt Boom der Mikro-Appartements

Tatsächlich boomen die Mikro-Appartements in Deutschland: 2007 waren es nur 32 500, sieben Jahre später schon 132 400, ein Plus von 307 Prozent, gut drei Mal so viel. Das hat eine aktuelle Studie der Immobilienforscher von F+B-Beratung gezeigt. Und Immobilienexperte Ralph Henger vom Institut der deutschen Wirtschaft sagt: „Es ist unheimlich attraktiv, noch mehr Geld auf kleinem Raum rauszuholen. Die Rendite für die Mikro-Appartements ist hoch, da können die Vermieter pro Quadratmeter mehr Miete verlangen, die Mietpreisbremse zieht nicht wegen der möblierten Wohnung.“

Zwar flaute es bis 2018 wieder leicht ab auf 127 500 Wohnungen. Trotzdem: Dieser Typ Wohnungen hat sein Nischendasein aufgegeben – auch in Köln. Von rund 11 300 Wohnungsangeboten sind 32,2 Prozent möbliert. Köln liegt bundesweit an der Spitze, nirgends ist der Unterschied zwischen möbliert und unmöbliert größer: Ein möblierter Quadratmeter kostet immerhin 8,25 Euro mehr. Stadtplaner Torsten Bölting (siehe auch unten stehendes Interview) sagt: „Aber es gibt dadurch einen Effekt, diese hohen Preise ziehen den Markt mit – auch über die Mietspiegel.“

Viele Interessenten für wenig Flächen

Aber taugen die Mikro-Appartements zum Buhmann? Nehmen sie etwa Familien Wohnungen weg? Werden zu viele dieser teuren Wohnungen gebaut? Baudezernent Markus Greitemann sagt generell: „Solche Flächen gehen ein Stück weit verloren, auch für Familien. Aber es muss beides gehen.“

Wie viele andere Großstädte hat Köln wenige freie Flächen, darum balgen unter anderem Mieter, Industrie, Gewerbe, Schulen. Doch vor allem für Menschen, die nur kurz in der Stadt sind, taugen Mikro-Appartements, etwa wenn ein Projekt nur einige Monate dauern. Oder Pendler. Wofür eine teure Küche selbst kaufen, wenn man nur vier Monate in der Stadt ist? Die Rundum-Sorglos-Pakete kosten wenigerals ein Hotel, unter anderem Online-Vermittlerplattformen wie die Kölner „Homelike“ bieten sie an. Laut Geschäftsführer Dustin Figge sind sie im Schnitt 40 Prozent günstiger als ein Hotel. Im Gegensatz zur viel kritisierten Plattform „Airbnb“ vermittelt „homelike“ aber laut eigener Aussage nur Unterkünfte ab 30 Tagen, die durchschnittliche Dauer liegt bei vier Monaten.

Definition

Eine allgemein gültige Definition von Mikroappartements gibt es nicht, der Begriff wird meist verwendet wenn von Ein-Zimmer-Wohnungen gesprochen wird, die voll möbliert sind. Sie sind bis zu 35 Quadratmeter groß. Es gibt aber eben auch deutlich größere Wohnungen, die möbliert sind.

Meistens sind alle üblichen Leistungen über einen Inklusivpreis abgedeckt, also Internet, Strom oder Heizung. Der Mieter muss sich also um wenig kümmern. (mhe)

Es gibt laut Figge zwei unterschiedliche Arten der Appartements. Nummer eins: Die Serviced Appartements, sie sind häufig an Hotels angeschlossen oder hotelähnlich, haben etwa einen Pförtner, ein Restaurant oder ein Fitness-Studio. Nummer zwei ist die private Wohnimmobilie - und die sorgt schon mal für Unmut im Rathaus. Die Stadtverwaltung registriert Missbrauch. Das Wohnungsamt teilt mit: „Da dies jedoch häufig ohne entsprechende Genehmigung in bestehenden Wohngebäuden geschieht, werden nicht nur diese teils eigens umgebauten Appartements dem normalen Wohnungsmarkt entzogen.“

Zwar gibt es Angebote wie „homelike“ schon länger, aber mittlerweile ist es ziemlich üblich, Unterkünfte im Internet unkompliziert zu buchen. Henger vom Institut für deutsche Wirtschaft sagt: „Der Markt für die Mikro-Appartements hat sich unheimlich professionalisiert, dazu trägt auch die Digitalisierung bei. Es gibt nun die entsprechenden Plattformen, das macht es deutlich leichter für Vermieter.“ Und Bölting sagt, „das ist ein bisschen wie Urlaub buchen und dadurch recht einfach“.

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