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Händler beklagen ZuständeNächste Runde für die Zukunft des Kölner Großmarkts

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Arbeiten hinterm Bauzaun: Die Zustände auf dem Großmarkt werden immer unwürdiger für die Händler.

Köln – Die Jahreszahlen purzeln wie Fallobst. Erst sollte der Großmarkt 2020 dem Neubaugebiet Parkstadt Süd in Raderberg weichen, nach Marsdorf ziehen. Dann wurde auf 2023 verschoben. Nun schält sich immer mehr heraus: Es wird wohl vor 2025 nichts werden mit dem Umzug. Die finanz- und wirtschaftspolitischen Sprecher der Grünen und der CDU jedenfalls halten einen früheren Termin mittlerweile für unrealistisch, wie sie bei einer Konferenz mit Großmarkthändlern einräumten. Für die Händler werden die Zustände auf dem Areal in Raderberg derweil immer unzumutbarer.

Händler beklagen die Zustände

Fermin Montaner Morant fasst es in einem Satz zusammen: „Wir sind wirklich in Not.“ Seit 30 Jahren sei er mittlerweile Großmarkthändler. „Für mich, für die Gastronomie, für die Stadt.“ Der Dank: Die Abrissarbeiten haben partiell begonnen. Die Händler versuchten, zwischen Müll, abgewrackten Autos und Sperrungen ihr Geschäft weiter zu betreiben. 2018 beschloss der Rat, mit 1,8 Millionen Euro die Infrastruktur für die Händler im Marktkerngebiet aufrecht zu erhalten. „Kein Cent“, so beziffert Morant die bisher geflossene Summe. Noch existenzbedrohender: Die Stadt hatte zugesichert, die „Kernhändler“ bekämen ihre Verträge bis 2023 verlängert. Mittlerweile beschäftigt die Interessensgemeinschaft Großmarkt einen Justiziar, um diese Zusicherung notfalls einzuklagen. Der spricht gar von einem „Kreuzzug“ gegen die Händler.

Ratsbündnis  hält am Großmarkt fest

Ein brüchiger Strohhalm in dieser Lage: Immerhin hält das designierte Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt an der Verlagerung des Großmarktes fest. Das Projekt wird im gerade ausgearbeiteten Bündnispapier erwähnt. Doch es ist mit reichlich Unwägbarkeiten flankiert. Zuvorderst: Auf den Beller Wiesen in Marsdorf will die Ratsmehrheit nicht nur den Großmarkt, sondern auch das Trainingsgelände des 1. FC Köln ansiedeln. Ein Platzkonflikt scheint programmiert. Zudem ist aus dem Papier herauszulesen, dass die Standortdiskussion für den Großmarkt nochmals aufgemacht werden könnte.

Das ruft die Industrie- und Handelskammer auf den Plan. Er werde sich in die Diskussion um das FC-Gelände nicht einbringen, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Ulrich Soénius. Doch eines gehe gar nicht: Trainierende Kinder in einem Gewerbegebiet. „Das gehört dort nicht hin.“ Nicht lange, und Sicherheitsaspekte würden dort jede Gewerbeansiedlung unmöglich machen. Zwar sei er nie ein Freund der Verlagerung des Großmarktes nach Marsdorf gewesen. „Doch nunmehr verfolgen wir diesen Plan schon seit Jahren, jetzt muss er auch mal durchgezogen werden.“

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Als Bremse für den Umzug galt bisher die CDU. Ihr wird zur Last gelegt, durch Taktieren und Verzögern die Verlagerung des Großmarktes verhindern zu wollen. Motivation: Dortige Stammwähler nicht vergraulen. Dirk Michel ist nunmehr für die Union Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses. Interpretationen des Bündnispapieres oder politische Taktik interessierten ihn nicht. „Mit geht es jetzt nur um die Händler“, versichert er in der Konferenz der IG Großmarkt. Anfang März will Michel eine fraktionsübergreifende Gesprächsrunde einberufen. Die soll sich auf einen Fahrplan einigen und klären, „warum bei der Verwaltung in dieser Sache seit einem halben Jahr nichts mehr geschehen ist.“

Die Verwaltung versichert indes auf Nachfrage der Rundschau, „dass der Zeitplan (2023) eingehalten werden kann“. Demnächst werde dazu ein Workshop nachgeholt. Bei den Vertragsverlängerungen laufe alles nach Absprache.   

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