Heilig-Geist KrankenhausEinzige Kölner Klinik mit Hebammenkreißsaal

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Besonders viel Ruhe und Zeit gibt Hebamme Nella Barion den Frauen im Kreißsaal.

Besonders viel Ruhe und Zeit gibt Hebamme Nella Barion den Frauen im Kreißsaal.

Köln – Wasser, Feuer, Erde und Holz. Die vier Kreißsäle im Heilig-Geist Krankenhaus in Longerich sind nach den Elementen benannt. Rund 1.500 Kinder wurden hier 2017 geboren – Tendenz steigend. Seit Februar werden einige von ihnen ausschließlich mit der Hilfe von Hebammen auf die Welt gebracht. Das heißt: Der Arzt bleibt draußen.

Seit das Nippeser St. Vinzenz-Hospital seine Geburtshilfe geschlossen hat, ist das Heilig-Geist Krankenhaus die einzige Kölner Klinik, die einen so genannten Hebammenkreißsaal anbietet. Das Konzept hat eine Arbeitsgemeinschaft des Hauses innerhalb eines Dreivierteljahres gemeinsam mit Ärzten und Hebammen ausgearbeitet. Seit Februar sind 28 Babys im Hebammenkreißsaal in Longerich geboren. Die Räumlichkeiten sind dabei dieselben – Wasser, Feuer, Erde und Holz –, nur dass ein Schild an der Tür anzeigt, wenn die Hebammen die Leitung übernommen haben.

Ärztliches Eingreifen ist im Notfall möglich

„Frauen, die sich für das Konzept entscheiden, wollen die natürliche Geburt aus eigener Kraft bewältigen“, sagt Nella Barion, eine der drei leitenden Hebammen im Heilig-Geist Krankenhaus. Das bedeutet eine Geburt ohne Eingreifen, mit viel Zurückhaltung, Ruhe und Zeit. „Die Möglichkeit haben Frauen in anderen Krankenhäusern natürlich auch“, betont Barion – dennoch sei der Hebammenkreißsaal eine ganz bewusste Entscheidung für alle Beteiligten, sowohl für die Frauen als auch für die Geburtshelferinnen.

Zwei Vorbereitungstermine gibt es in Longerich, bei denen auch abgeklärt wird, ob die Rahmenbedingungen stimmen. Nur Frauen, die gesund sind, können teilnehmen, Schwangerschaftsdiabetes oder eine falsche Lage des Kindes im Bauch der Mutter sind ein Ausschlusskriterium.

Nachfrage für neues Konzept steigt

Wie im Geburtshaus gibt es wenn von der Frau gewünscht kein ärztliches Eingreifen – wenn es nötig ist, ist der nächste Gynäkologe aber in Rufweite. Die Nachfrage für das neue Konzept steigt. „Zu uns kommen auch Frauen, die durch den Hebammenmangel keinen Platz mehr im Geburtshaus bekommen haben“, sagt Barion.

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33 Hebammen in Voll- und Teilzeit arbeiten derzeit im Heilig-Geist Krankenhaus. Es gibt sogar eine Warteliste. „Das ist außergewöhnlich“, sagt der Chefarzt der Frauenklinik, Dr. Claudius Fridrich. „Die meisten Krankenhäuser haben das Problem, dass sie verzweifelt Hebammen suchen.“ Denn nicht nur die Patientinnen profitieren: Das Konzept fördere die originäre Hebammenarbeit. „Solche Konzepte führen dazu, dass man zufriedene Frauen hat und dann fühlt man sich auch als Hebamme zusätzlich wertgeschätzt“, sagt Barion. „So zu arbeiten macht Spaß. Dann sucht man sich nichts anderes.“

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