Heiraten am 18.8.18 in KölnHochzeittrubel am schönsten Tag mit der Schnapszahl

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Das Tattoo hat sich Lothar Hörchner für seine Frau Helene aufs Handgelenk stechen lassen.

Köln – Für den Schönsten Tag hat Lothar Hörchner sich getraut und Schmerzen auf sich genommen: „Es hat ein bisschen weh getan. Alles nur für meine Frau Helene“, sagt der 51-Jährige und zeigt sein erstes und „sicher auch einziges“ Tattoo vor: Gestochen scharf hebt sich die Skyline Kölns auf seiner Haut am Handgelenk ab, darunter in Schönschrift: 18.8.18. Ein ewiges Zeichen der Liebe, direkt am Puls. Der Hochzeitstag mit Schnapszahl wird dem frisch verheirateten Ehepaar sicher unvergesslich bleiben – auch weil es der Namenstag seiner Helene ist.

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Ja zueinander sagten auch Verena und Sascha Güldenmeister

Viele Bräute in weißer Seide und Spitze oder sommerlichem Rosé, Gatten im Anzug, mit und ohne Fliege, gaben sich Samstag im Rathaus standesamtlich das Jawort. Vor dem Eingang am Alter Markt werden an diesem besonderen Tag Saxophonständchen gespielt, Sektempfänge ausgerichtet und fürs Erinnerungsfoto posiert -– unter Beobachtung neugieriger Touristen, die sich durch den Hochzeits-Trubel gerne von der historischen Stadtführung ablenken lassen.

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Andrea und Frederik Rudolph

Große „Ja“- und Herz-Ballons flattern an Bändern gen Himmel, aber rote Rosenblätter und Papierschnipsel wirbeln nicht durch die Luft. „Das ist ja leider verboten“, sagt ein Gast und packt die Konfettischleuder wieder ein. „Lassen Sie andere nicht im Konfettiregen stehen“, mahnt ein Schild am hinteren Rathaus-Eingang, wo seit einiger Zeit die Traupaare ein- und ausgehen. Das Streuen von Reis & Co ist seit Anfang des Jahres verboten. „Es soll hier immer ordentlich aussehen“, erklärt Angelika Barg, Leiterin des Standesamtes. Mit Mullbinden und Infusionsgestell rücken stattdessen die Familien von Tania und Nico Wagner (beide 33) an. Die Kölner Ärztin mit indischen Wurzeln, gekleidet in einem weißgoldenen Seidensari, und der Lehrer arbeiten sich mit der Schere durchs Mullbinden-Geflecht und beweisen auch beim symbolischen Legen eines Tropfes mit blutrotem Himbeerlikör, dass sie gut miteinander harmonieren.

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Überraschungen nach der Trauung erwarteten Tania und Nico Wagner, die sich durch Mullbinden schneiden mussten.

Das Trau-Datum 18.8. ist für die Beiden ein „schöner Zufall“, der Termin passte am besten in ihre Pläne. Die Ehe sei „auch ein Ja zur Gründung einer neuen Familie, bei dem wir gemeinsam einen Namen aussuchten und gemeinsam einen neuen Lebensabschnitt beginnen“, so Nico Wagner, „und ein Ja dazu, dass wir nicht so leicht auseinanderzubringen sind“, ergänzt Tania. Ihre Hochzeitsreise führt auf die Seychellen – und im Oktober trauen sie sich kirchlich.

Die meisten der 47 Paare haben die Schnapszahl bewusst gewählt, einer der Hauptgründe: Damit sie den Hochzeitstag nicht so schnell vergessen. Schon am 7.7.2017 erhielt Verena den Heiratsantrag von Sascha Güldenmeister (29) bei einer Kreuzfahrttour in Kroatien. An einem 18.8. vor 45 Jahren haben ihre Eltern geheiratet. „Es ist unheimlich schön,“ schwärmen die 31-jährige Lehrerin, die als „Baby der Woche“ am 10.8.87 das erste Mal mit Foto in der „Rundschau“ war , und der Mitarbeiter eines Kreuzfahrtveranstalters von ihrer Trauung.

Hochzeitsrekorde

Der 18.8.18 – ein sehr begehrtes Hochzeitsdatum. Das Kölner Standesamt war Samstag mit elf Kollegen im Dauereinsatz. Sie trauten insgesamt 47 Paare – 32 davon im Rathaus, weitere 15 gaben sich an besonderen Orten wie Schloss Wahn, im LVR-Turm oder im Elefantenhaus das Jawort (wir berichteten). An die bisherige Rekordzahl von Trauungen an Tagen mit „Schnapszahl“ in Köln kam der 18.8. allerdings nicht heran: 133 waren es am 11.11.2011. (MW)

„Es lief alles wunderbar, alles nach Plan, alle sind gut drauf, die Sonne scheint, es kann nicht schöner sein“, bilanziert auch die Standesamtsleiterin nach dem arbeitsreichen Tag. „Die Zahl Acht ist, auf die Seite gelegt, ja ein Zeichen der Unendlichkeit“, sagt sie zur tieferen Bedeutung. „Auch eine Ehe sollte ja dauerhaft sein.“ Auf Dauer noch an ihren neuen Nachnamen gewöhnen muss sich Andrea Rudolph (32), die mit Mann Frederik (38) aus Bieberach zum Heiraten in die alte Heimat Köln gereist ist. Verheiratet zu sein empfinden beide nach dem Ringtausch als „wunderschönes Gefühl, die emotionale Bindung wird noch tiefer“!

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