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Held des AlltagsKölner Helmut Brügelmann engagiert sich vielfältig für Bedürftige

Lesezeit 3 Minuten
Vielseitiger Held des Alltags: Helmut Brügelmann packt überall dort an, wo seine Mitmenschen Hilfe brauchen.

Vielseitiger Held des Alltags: Helmut Brügelmann packt überall dort an, wo seine Mitmenschen Hilfe brauchen.

  • Helmut Brügelmann ist Vorstandmitglied in drei Kölner Vereinen, die Bedürftigen helfen
  • Neben seiner Mitarbeit in der Suppenküche hat er eine Hausaufgabenbetreuung für junge Menschen aus schwierigen Verhältnissen aufgebaut
  • Dieses Jahr hat er den Preis „Köln Engagiert“ gewonnen

Köln – Helmut Brügelmann packt an. In Turnschuhen, Jeans und Poloshirt flitzt der 66-Jährige umher. Im engen Durchgang zwischen dem Dom und dem Römisch-Germanischen-Museum stapelt er Lebensmittelkisten. Das ganze Team von „Juttas Suppenküche“ ist da, wie an jedem zweiten Freitag.

2019 mit dem Preis „Köln Engagiert“ ausgezeichnet

In der Schlange stehen Menschen, die wenig Geld haben oder sogar obdachlos sind. Es ist Juttas, nicht Helmuts Suppenküche. Nur ausnahmsweise steht Brügelmann derzeit so im Mittelpunkt. Denn: Er engagiert sich in so vielen Vereinen für Bedürftige, dass er zu den diesjährigen Trägern des Preises „Köln Engagiert“ gehört. Die Jury wählte ihn aus 178 Vorschlägen.

Die Geschichte beginnt 1993. Brügelmann war einer von zwei geschäftsführenden Gesellschaftern des beinahe 200 Jahre alten Textil- und Familienunternehmens F.W. Brügelmann Söhne, das an der Brügelmannstraße in Deutz sitzt. Eines Tages kaufte die Ordensschwester Helene Siebert dort ein paar Pullover für die Mitternachtsmission Köln, deren Leiterin sie war.

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Hausaufgabenbetreuung auf die Beine gestellt

Jährlicher Höhepunkt ihres Wirkens war eine große Feier an Heiligabend, die im Alten Wartesaal am Hauptbahnhof stattfand. „Ich hatte gerade meine erste Scheidung hinter mir und wollte nicht wieder bei meinen Eltern unterm Weihnachtsbaum sitzen“, erzählt Brügelmann. Also half er beim Fest – und blieb dabei. Ihr hohes Alter zwang Schwester Helene einige Jahre darauf, ihr Engagement zu beenden. Doch die Weihnachtsfeier gibt es bis heute. Seit 1998 steht sie unter der Leitung von Brügelmann.

80 Helfer versorgen jedes Jahr bis zu 500 Gäste. 2012 trat Brügelmann dann in den Ruhestand –zumindest theoretisch. In der Zeitung hatte er vom Kalker Mittagstisch gelesen. Die Initiative kümmerte sich damals am Nachmittag um junge Leute aus schwierigen Verhältnissen. Praktisch direkt nach seinem letzten Arbeitstag fing Brügelmann dort an – vier Tage die Woche, für je sechs Stunden. Er besorgte Lebensmittel für die bis zu 150 Mittagessen und installierte eine professionelle Hausaufgabenbetreuung, bei der er selbst mithalf. Er blieb bis kurz vor der Auflösung des Mittagstischs Anfang 2019. „Ich wollte einfach nicht mittags schon im Jogginganzug vor den Doku-Soaps sitzen“, sagt er heute.

Schriftführung, Organisation und Finanzen

Zu Juttas Suppenküche kam Brügelmann 2016. Gründerin Jutta Schulte traf ihn über die Gründerin des Mittagstischs, Elisabeth Klotz (ehemals Lorscheid). Die Frauen erhielten 2010 jeweils einzeln den Preis „Köln Engagiert“ und kannten sich daher. 2017 kamen dann sogar noch die Street Angels Cologne dazu, die am Breslauer Platz sonntags Lebensmittel und Hygieneartikel für Obdachlose ausgeben.

Bei der Suppenküche und den Street Angels ist er Schriftführer. Er organisiert, kümmert sich um die Finanzen, erledigt Bürokratisches wie die Vereinsgründungen und hält den Kontakt zur Stadt und zu Spendern. „Das macht alles Helmut. Der löst meine ganzen Probleme“, sagt zum Beispiel Suppenküchen-Chefin Schulte. Sie war es auch, die ihn für den Preis vorschlug. „Der is super“, lobt auch Karin (62) aus Mülheim, die seit sechs Jahren zur Suppenküche kommt.

Die Liebe bei den Street Angels gefunden

Dabei schaden seine Kontakte über die Familie, die Firma und seiner sehr aktiven Mitgliedschaft beim Traditionscorps Rote Funken nicht. Seit 2013 sitzt er sogar im dreiköpfigen Vorstand des Fördervereins für den Erhalt des Funken-Hauptquartiers Ulrepforte – zusammen mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Brügelmann erläutert: „Inzwischen kennt man natürlich auch ein paar von der Stadt und sagt eben: So okay, komm, kannst du mir da mal helfen?“

Aber auch persönliche Beziehungen hat er gefunden: Für ihn seien die Funken „schon irgendwo meine Familie“, erzählt er. Und: „Seit vier Monaten habe ich eine neue Liebe. Sie arbeitet auch bei den Street Angels und so haben wir uns kennengelernt.“

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