Historisches ArchivNeubau am Eifelwall könnte im Budget bleiben

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Freigelegte Fassade: Die Lamellen schützen vor der Sonne.

Freigelegte Fassade: Die Lamellen schützen vor der Sonne.

Köln – Kölns neues Gedächtnis zeigt allmählich sein Gesicht. Am Eifelwall kündigt sich immer stärker an, dass dort ab 2021 das neue Historische Archiv samt Rheinischem Bildarchiv seine Türen öffnet. Es ist nicht irgendein Bau, sondern laut Stadt das modernste kommunale Archiv Europas. Und angesichts seiner Vorgeschichte ist es vermutlich das Großprojekt in Köln, das am meisten Symbolkraft in sich trägt, schließlich erinnert es immer auch an das Unglück vom 3. März 2009, als das Archiv am Waidmarkt einstürzte, zwei Menschenleben unter sich begrub.

Risikoreserve ist erschöpft

Am Freitag präsentierte die Stadt bei einem Rundgang den Fortschritt der Arbeiten – und eine positive Nachricht: „Wir sind im Kostenrahmen, aber das Risikobudget ist aufgebraucht“, sagte Petra Rinnenburger, Leiterin der Gebäudewirtschaft. 75,978 Millionen Euro plus zehnprozentiger Risikoreserve beträgt der Kostenrahmen, also 83,576 Millionen Euro. Es sind jene 83,576 Millionen Euro, die der Stadtrat am 12. Mai 2015 verabschiedet hatte. Heißt: Der Neubau könnte – Stand jetzt – im Budget bleiben, die großen Gewerke sind ausgeschrieben.

Der neue Baudezernent Markus Greitemann gab aber zu Bedenken, „dass ein Risiko in den Nachträgen liegt“. Der Begriff steht für Forderungen der Baufirmen, wenn sie der Auffassung sind, dass sie mehr Arbeiten erledigten mussten als der Vertrag vorsah. Und der Projektsteuerer hatte in seinem Bericht von Mitte Juni viele Risiken genannt, unter anderem Mängel am Rohbau.

Mittlerweile haben die Bauarbeiter einen Teil des Gerüsts abgebaut, auf 50 Metern den Blick auf die Fassade offen gelegt. Es ist eine Fassade, die von sogenannter Baubronze geprägt ist, dabei handelt es sich um bronzefarbenes Metall. Es schimmert in unterschiedlichen Farbtönen, je nach Lichteinfall, Architekt Felix Waechter attestiert dem Material einen gewissen Charme durch die Patina. 7,6 Millionen Euro hat die Fassade gekostet, inklusive unter anderem Fenster und Türen. Viel Geld, doch das Archiv ist ein hochkomplexer Bau.

Die teils empfindlichen Archivmaterialien und Fotografien vertragen wenig Licht, ebenso große Temperaturunterschiede – und dennoch sollte das neue Archiv offen gestaltet sein, die Menschen einladen. Also setzte Architekt Waechter Lamellen namens „Brise soleil“ vor die Fassade, um die Sonneneinstrahlung um 70 Prozent zu minimieren. „Die nötige Klimastabilität im Gebäude erreichen wir nur, wenn nicht ständig von außen Hitze kommt“, sagte Waechter. Insgesamt verfügt das Archiv später über neun Klimazonen, eine Werkstatt braucht ja andere Bedingungen als ein reines Büro. Deshalb dauert es nach der Fertigstellung 2020 wohl auch noch ein Jahr, bis das Archiv komplett eingerichtet ist, 6,56 Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Hinzu kommen die Kosten für den Transport der Archivalien aus ihren vorübergehenden Lagerungsstätten zum Eifelwall.

Insgesamt etwa 150 Menschen arbeiten später in dem Haus, für die Öffentlichkeit gibt es im Lesesaal 45 Plätze, zudem einen Ausstellungs- und Vortragsraum. Die Regalkilometer summieren sich auf etwa 60.

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