Hoffnung auf HeilmittelKölner Uniklinik testet Medikamente gegen Covid-19

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Hofft auf die Studienergebnisse: der Infektiologe Dr. Jan Rybniker

Hofft auf die Studienergebnisse: der Infektiologe Dr. Jan Rybniker

„Wir brauchen dringend Studien, um zu erfahren, wie Patienten behandelt werden können“, sagt Dr. Boris Böll. Vor dieser Frage stehen der Intensivmediziner und seine Kollegen an der Uniklinik täglich: Was machen wir mit Patienten, die schwer an Covid-19 erkrankt sind?

Denn zugelassene Medikamente gibt es nicht. Aber Wirkstoffe, die vielversprechend sind und schon bei anderen Krankheiten eingesetzt werden. Sie werden jetzt für internationale Studien an Corona-Patienten getestet. Die Uniklinik beteiligt sich an drei dieser Studien.

Tocilizumab und Sarilumab werden eingesetzt

Boris Böll wendet zwei Wirkstoffe an, die bereits bei der Behandlung von rheumatoider Arthritis eingesetzt werden: Tocilizumab und Sarilumab . Sie wirken gegen eine Überreaktion des Immunsystems – zumindest bei der Arthritis. Auch bei Covid-19-Infizierten gibt es Hinweise, dass ein schwerer Verlauf auf solch eine überschießende Immunreaktion zurückzuführen ist. „Die Kollegen in China und Italien haben die Medikamente in ihrer Not eingesetzt“, sagt Böll. Wichtig sei jetzt jedoch, wissenschaftlich abzusichern, ob sie helfen „oder vielleicht doch eher Schaden anrichten“. Teilnehmen an der Studie können kritisch Kranke, die auf der Intensivstation liegen. Sogar beatmete Patienten können eingeschlossen werden, „das ist bei Studien sehr selten“, erklärt der Mediziner.

Wirkstoff oder Placebo per Zufall

Wer teilnimmt, bekommt Infusionen. Darin ist entweder der Wirkstoff oder ein Placebo, also ein wirkungsloser Ersatz. Wer mit dem Medikament oder mit dem Placebo behandelt wird – das allerdings durchgängig – wird nach dem Zufallsprinzip vom zentralen EDV-System der Studie entschieden. Die Ärzte vor Ort haben keinen Einfluss darauf. „Durch solche randomisierte Studien bekommen wir sehr gute Ergebnisse“, meint Böll.

Intensivmediziner Dr. Boris Böll

Intensivmediziner Dr. Boris Böll

Sein Kollege Dr. Jan Rybniker betreut in der Klinik I für Innere Medizin eine Studie zu Remdesivir. Fünf Patienten hat er in die mittlerweile geschlossene Studie aufgenommen: Corona-Infizierte, die zwar stationär aufgenommen werden mussten, aber nicht auf die Intensivstation.

Remdesivir wurde ursprünglich gegen Ebola entwickelt. Es hemmt das Wachstum des Virus in der Wirtszelle. Im Labor wurde festgestellt, dass der Wirkstoff in der Petrischale auch gegen SarsCovII-Viren wirkt. „Da hat man dann direkt einen Gang höher geschaltet“, sagt Rybniker. Die Studie soll jetzt nachweisen, ob es diese Wirkung auch im Menschen entfaltet.

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Der Vorteil: langwierige Prüfungen, ob das Medikament überhaupt für Menschen verträglich ist, entfallen – diese Hürde hat es schon für die Zulassung als Ebola-Medikament genommen. Jetzt geht es nur noch um die Wirksamkeit bei Covid-19. Die Patienten bekommen das Medikament – oder den Placebo-Wirkstoff – täglich intravenös. Jan Ryniker und seine Kollegen dokumentieren, ob es ihnen besser oder schlechter geht, wie ihre Körpertemperatur ist, wie ihre Blutwerte sind. „Das Medikament wird gut vertragen, es gibt kaum schwerwiegende Nebenwirkungen“, soviel kann Rybniker sagen.

Die Daten von 13 Patienten aus Deutschland und 1063 aus der ganzen Welt werden für die Studie ausgewertet. Der Infektiologe hofft, dass bald Ergebnisse vorliegen. „Wenn sie positiv sind, wird das Medikament dann für jeden zugänglich gemacht.“

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