Homann rechnet mit Jäger abDroht der Kölner SPD ein neuer interner Streit?

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Es gibt viel zu besprechen bei der Kölner SPD: Die Parteivorsitzende Christiane Jäger bei der Wahlkreiskonferenz in Chorweiler im Gespräch mit dem Fraktionsvorsitzenden  Christian Joisten. 

Köln – Beifall und Buhrufe: Es war ein Wechselbad der Gefühle, was die 259 Delegierten bei der SPD-Wahlkreiskonferenz am Samstag erlebten. Die Nachwirkungen des denkwürdigen Auftritts von Mike Homann (wir berichteten) beschäftigen die Partei weiterhin.

Ist er ein Nestbeschmutzer, der aus gekränkter Eitelkeit die Harmonie bei der Kür des Oberbürgermeister-Kandidaten Andreas Kossiski gestört hat? Oder einer, der zu Recht den Finger in die Wunde legt und offen das kritisiert, was auch vielen anderen Genossen sauer aufstößt?

Mike Homann: „Weder solidarisch, noch gerecht“

Zwischen diesen beiden Extremen bewegt sich das Meinungsbild in der SPD, nachdem der Rodenkirchener Bezirksbürgermeister Homann das Verfahren der SPD-Spitze zur Kandidatenauswahl als „weder solidarisch, noch gerecht“ kritisiert, schwere Vorwürfe gegen Parteichefin Christiane Jäger erhoben und im letzten Moment seine Bewerbung als OB-Kandidat zurückgezogen hatte.

Homann beklagt, dass es keinen offenen Wettbewerb zwischen den möglichen OB-Kandidaten gab, das habe die Parteispitze nicht zugelassen (siehe Interview). Jäger ging auf seine Vorwürfe nicht ein, eine Aussprache fand bei der Konferenz nicht statt. Auf Anfrage der Rundschau sagte Jäger, es habe ein vom Vorstand beschlossenes Verfahren mit einem klaren Auftrag gegeben, das man „verantwortungsvoll und mit einem guten Ergebnis“ durchgeführt habe. Fraktionschef Christian Joisten ergänzte, auch Homanns Bewerbung sei „ein gutes Angebot für die SPD und für die Kölner“ gewesen, man habe sich am Ende aber für Kossiski entschieden.

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Der frühere Kölner SPD-Chef Jochen Ott sagte: „Diese Angriffe auf die gewählte Vorsitzende sind inakzeptabel, zumal die Vorwürfe haltlos sind. Wer vorgibt, die Interessen der Partei im Blick zu haben, der tritt so nicht auf.“ Als „überflüssig“ bezeichnete der ehemalige Kölner DGB-Chef Wolfgang Uellenberg-van Dawen Homanns Auftritt.

Kritik von der Bundestagsabgeordneten Lale Akgün

„Man kann auf Probleme hinweisen und Kritik an der Vorgehensweise für die Bewerberauswahl äußern. Auch öffentlich. Aber dann muss man auch kandidieren und der Partei Gelegenheit geben, darüber abzustimmen.“ Es sei „unehrlich“, wenn Homann sage, mit dem Rückzug seiner Kandidatur wolle er den Riss in der Partei kitten. Homanns Auftritt sei „nicht zielführend“ gewesen, meint die frühere Kölner SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün.

„Wenn er so einen Auftritt hinlegt, hätte er auch zur Wahl antreten müssen. Nur sich hinstellen und jammern, ist nicht okay.“ Homann habe aber völlig recht, wenn er für die Suche nach einem OB-Kandidaten ein offenes und transparentes Verfahren einfordere. „Es wäre viel besser gewesen, wenn sich die Kandidaten in einem offenen Prozess präsentiert hätten.“ Dabei erfahre man auch viel früher, wie ein Kandidat ankomme – nicht nur in der Partei, sondern vor allem beim Bürger. „Ich finde, wir sollten intern mehr Demokratie praktizieren“, sagte Akgün.

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