Bei „rot“ ist die Bahn schon vollKVB arbeitet an Auslastungsanzeige für Fahrgäste

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Enge vermeiden ist höchstes Gebot in der Corona-Pandemie. Die KVB arbeitet an der Einführung eines Auslastungsanzeige für Bus und Bahn.

Köln – Für die Busse soll sie noch in der ersten Jahreshälfte 2021 kommen. „Ob die Umsetzung für die Stadtbahnen möglich ist, wird derzeit geprüft“, sagt der Sprecher der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), Matthias Pesch. Die KVB arbeiten an einer Auslastungsanzeige für ihre Fahrzeuge. Kunden sollen mit ihrer Hilfe über die App des Verkehrsbetriebs und auch über die Anzeigen an den Haltestellen vor Fahrtantritt erfahren können, ob es in einem Bus oder einer Bahn voll ist.

Noch gibt sich die KVB zugeknöpft. Details werden nicht verraten. Doch wohin die Reise möglicherweise geht, lässt sich in Stuttgart ausmachen. Bei den Stuttgarter Stadtbahnen (SSB) – dem ehemaligen Arbeitgeber der KVB-Chefin Stefanie Haaks – ist man vorbildhaft schon einen Schritt weiter.

Ein Thema bei vielen Unternehmen

„Nahezu alle Verkehrsunternehmen sind an dem Thema jetzt dran“, sagt Benjamin Jeschor, Sprecher des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS), zu dem auch die KVB gehört. Corona befeuert die Suche. Auch der VRS steht nicht hinten an. Er kann sogar schon auf ein System verweisen. Die Hinweise an die Kunden basieren auf Prognosen. Um vorauszuahnen, wie voll es in einer Regionalbahn sein könnte, werden Daten aus Fahrgastzählungen, der geplanten Kapazität sowie anfallenden Verspätungen der Züge und den aktuellen Verbindungsanfragen der VRS-App einbezogen. Was bei Regionalbahnen ungefähr die Realität widerspiegeln kann, ist für Stadtbahnen im engen Takt kaum praktikabel. Zumindest nicht als alleiniges Instrument.

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„Das beste Mittel sind automatische Zählsysteme“, sagt Volker Torlach. Er leitet beim Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart die Abteilung „Fahrgastinformation“. In der Schwabenmetropole soll dieses System noch im Laufe des Jahres eingeführt werden. „Die Ein- und Aussteiger werden über eine Lichtschranke erfasst“, erklärt der Experte. Die arbeite so fein, dass sie mit großer Genauigkeit erkennen könne, ob einer ein- oder aussteigt. Auch zwei Personen, die nahezu nebeneinander die Schranke durchqueren, würden keine Hürde darstellen.

Mehrere Quellen nutzen

Dass auch die KVB mit einem Lichtschrankensystem arbeiten möchte, verdeutlichen Antworten auf Nachfragen der Rundschau. In den neueren Bussen sei ein Zählsystem schon vorgerüstet, sagt Sprecher Matthias Pesch. Für die jüngst bestellten neuen Stadtbahnen sei das ein Punkt in der Auftragsliste. „Wir prüfen derzeit, wie unterschiedliche Softwares dabei zusammenspielen“, ergänzt er.

Nicht nur eine Quelle nutzen, sondern mehrere, dazu rät auch Torlach in Stuttgart. „Es gibt sehr viele Systeme zur Auslastungserfassung: „Über Gewichtsmessungen der Fahrzeuge, über die Einwahl von Handys, über Zählstellen an den Haltestellen“, erläutert er. In Stuttgart ist ein weiteres, denkbar einfaches System schon eingeführt: Die Fahrgäste können über die App des Verkehrsverbundes melden, wie eng es in der Bahn zugeht. Einmal klicken wischen in Richtung „Es gibt noch freie Plätze“, oder „Es gibt keine freien Plätze mehr“, schon helfen sich die Fahrgäste selbst. Das Ergebnis wird über die Apps als Ampelsystem vermittelt. Das schaltet auf Rot, wenn es eng wird. Für den, der Enge meldet, hat es aber keinen direkten Nutzen mehr. Dennoch, je mehr Daten, desto besser: „Wichtig ist, dass das System lernen kann“, sagt Torlach. Algorithmen helfen bei Vorhersagen.

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Corona befeuert das Thema, aber für Corona wird die KVB wohl zu spät kommen. Greift die Impfkampagne, dürfte das Virus in Ketten gelegt sein, bevor es Zählsysteme in Kölner Stadtbahnen gibt. Jedoch, überfüllte Bahnen sind nie angenehm. Und sollte es gelingen, über Auslastungsanzeigen Fahrgastströme so zu lenken, dass es beim Ein- und Aussteigen nicht zu Gedränge kommt, sondern zügig läuft, steigt die Pünktlichkeit.

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