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IG verlässt SitzungenNächste Runde im Kölner Gastro-Zwist eingeläutet

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Das Ordnungsamt an der Aachener Straße 

Köln – Das Verhältnis war nie gut, mittlerweile kann es aber wohl mit Fug und Recht als einigermaßen zerrüttet bezeichnt werden. In scharfen Worten hat sich die Kölner IG Gastro via Facebook einmal mehr über den Umgang des Ordnungsamtes mit den Gastronominnen und Gastronomen beklagt.

Zusätzlichen Zündstoff bekam das Thema, als das Ordnungsamt mitten in der „gastronomischen Rushhour“ zwischen 19 und 21 Uhr unangekündigt zu Kontrollen in Betrieben auftauchte – mit dem Privatfernsehen im Schlepptau. Der Ton sei grenzwertig bis „pampig“ gewesen, es habe keinerlei Erklärungen gegeben, sogar mit der Schließung eines Lokales sei vor laufender Kamera gedroht worden, erklärt die IG Gastro.

„Über Rechte und Pflichten informiert“

Dass das Ordnungsamt vom Fernsehen begleitet wurde, bestreitet die Stadt nicht. Wohl aber, dass es keine Informationen gegeben habe: „Vor jedem Einsatz werden die Fernsehteams über ihre Rechte und Pflichten informiert. Dazu gehört der Hinweis, dass nicht öffentliche Gelände oder Betriebe nur nach Erlaubnis durch den oder die Eigentümerin oder eine verantwortliche Person betreten werden und anwesende Personen ohne Genehmigung nicht gezeigt werden dürfen“, heißt es in einer Stellungnahme.

Probleme zwischen dem Ordnungsamt und der IG hatte es aber auch so schon genug gegeben im Vorfeld. Die IG ist aus den so genannten „Clearing-Sitzungen“ zwischen Stadt und Vertreterinnen und Vertretern der Gastronomie ausgestiegen. Die waren unter Leitung der Stadtdirektorin eingerichtet worden, um Konflikte möglichst im Vorfeld zu bereinigen. Nach zwei Sitzungen stand für die IG allerdings fest: Eine dritte wird es nicht mehr geben.

IG Gastro fühlt sich vom Ordnungsamt nicht ernst genommen

Man habe das Gefühl gehabt, vorgeführt zu werden, Einzelfälle dürften nicht zu Gespräch gebracht werden und „jede kleinste Kritik“ am Vorgehen des Ordnungsamtes werde zurückgewiesen. Die Stadtdirektorin habe beim ersten Treffen unaufmerksam gewirkt, beim zweiten Mal erst gar nicht mehr teilgenommen. „Medienwirksame Konfliktfähigkeit“, die in der Realität überhaupt nicht vorhanden sei, mache man nicht länger mit.

Was den Ausstieg der IG Gastro aus den Clearing-Sitzungen angeht, so weist die Stadt auf den Unterschied zwischen den Sitzungen und der Clearing-Stelle im Allgemeinen hin. Diese ist bei der „Zentralen Anlaufstelle Gastronomie“ (ZAG) angebunden, hier können das ganze Jahr über Fälle benannt werden, die dann mit den jeweiligen Beteiligten besprochen werden. Die Vorwürfe der IG Kölner Gastro könnten in dieser Form nicht nachvollzogen werden, die Tür stehe weiteren Gesprächen aber offen, man sei nach wie vor eingeladen sich einzubringen und auszutauschen.

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Am Verhältnis der IG zur Anlaufstelle Gastronomie lässt IG-Vorstand Till Riekenbrauk auch keinen Zweifel: „Dort fühlen wir uns ernst genommen, können viele Dinge ganz offen ansprechen“, sagt er. Auch über „die Stadt“ will er keinesfalls den Stab brechen, „da gibt es mit vielen Stellen nach wie vor viele gute Gespräche“. Nur mit dem Ordnungsamt komme man zumindest im Moment wohl auf keinen grünen Zweig mehr.

Sollten sich die Dinge ändern, werde man auch gerne wieder an den Sitzungen teilnehmen, und man habe auch schon entsprechende Signale bekommen. „Einige Teilnehmer der letzten Runde haben berichtet, dass sich schon einiges geändert hat und auch Einzelfälle besprochen wurden. Nur schade, dass man immer erst auf den Busch klopfen muss“, meint Riekenbrauk.

Kommentar zum Thema: Im Gespräch bleiben

Dass in einer ohnehin angespannten Atmosphäre ein barsches Auftreten des Ordnungsamtes mit Privatfernsehen im Schlepptau nicht gerade zur Beruhigung der Gemüter führt, kann nicht wirklich überraschen. Und dass das Auftreten einzelner Mitarbeiter des Ordnungsamtes nicht immer den eigenen Ansprüchen entspricht, weiß man auch bei den Verantwortlichen. Gleichwohl kann man natürlich nicht alle über einen Kamm scheren, wie es allzu leicht passiert in diesen Tagen.

Denn dass sich auch die IG Gastro auf schweres Geschütz versteht, ist mittlerweile ebenfalls bekannt. Auch dort herrscht bisweilen ein Ton, der der Sache nicht dienlich sein kann. Um so wichtiger ist es, dass alle Parteien im Gespräch bleiben: Letztlich kann niemandem daran gelegen sein, einem eminent wichtigen Teil der Wirtschaftsbranche dauerhaft Schaden zuzufügen. Dass es anders geht, haben Stadt und Gastronomen gerade erst bei den Außenbereichen an der Aachener Straße bewiesen, wobei die Gemengelage vielleicht eine etwas andere war. Reden hilft und hat schon viel geholfen. Wenn sich beide Seiten ernst nehmen.

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