Im Herbst geht es losKragplatte der Rheinpromenade muss dringend ersetzt werden

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Sieht stabiler aus, als sie ist: Der Spannstahl in der Platte am Rheinufer kann rissig werden und rosten.

Köln – Sie ist die Flaniermeile Kölns. Mehr Schokoladenseite geht nicht als auf der Rheinuferpromenade zwischen Deutzer Brücke und Fischmarkt. Ein Laufsteg vor Altstadtpanorama. Doch die Platte, die bis zu fünf Meter über die Ufermauer herausragt, muss nun dringend ersetzt werden. Die Sicherheit gebietet es nachdrücklich. Ein Bauvorhaben in zwei Abschnitten, das seine Tücken hat und für das es die Hilfe von Väterchen Rhein braucht.

Warum muss die alte Platte weg?

Die alte Kragplatte hat es in sich. Und zwar den Spannstahl Sigma oval St145/160 aus dem Baujahr 1963. Sein Name klingt irgendwie massiv, der Stahl ist es aber nicht. Er neigt zu Spannungsrissen, in denen sich dann Rost breit machen kann. Von außen gibt es dafür keine Anzeichen. So könnte die Kragplatte ohne Vorwarnung ihre Spannung verlieren, die sie aber braucht, damit sie auf den frei schwebenden fünf Metern über dem Rhein unter Druck nicht abbricht. Einfach verstärken geht nicht, sagt die Stadtverwaltung. Der Arbeitsaufwand wäre enorm und das Risiko, dass die Kosten aus dem Ruder laufen, zu groß. Die Oper lehrt Vorsicht.

Wie wird die neue Kragplatte aussehen?

Genau wie die alte. Abmaße und Form sollen beibehalten werden. Warum verändern, was seit rund 60 Jahren beliebt ist. Zum überwiegenden Teil wird die neue Platte aus Fertigbetonteilen zusammengesetzt und mit einer Neigung von 3,5 Prozent eingebaut. Damit Regenwasser ablaufen kann. Vorgefertigt sind dann bereits Löcher für sechs Platanen, den Pegelturm und zwei Notausstiege. Der Spindelturm zur Deutzer Brücke ist eine Einheit mit der jetzigen Kragplatte und auch er wird durch den Sigma oval St145/160 auf Spannung gehalten. Also weg damit. Ein neuer Spindeltreppenturm aus Stahl ist geplant.

Wo machen künftig die Schiffe fest?

Nicht mehr an der Mauer unter der Kragplatte. Die Belastung wäre zu groß, ihre Verstärkung zu teuer. Die Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrtsgesellschaft (KD) soll darum Dalben bauen. Das sind Pfähle, die in den Rheinboden getrieben werden und an denen dann die Schiffe vertäut werden können. Über eine Landungsbrücke geht es dann für die Passagiere ans Rheinufer.

Was wird aus dem KD-Pavillon?

Dessen Zeit läuft ab. Er befindet sich auf der Kragplatte – und muss weg, sagt die Stadt. Den brauchen wir aber, sagt die KD. Man befinde sich nun in der Klärung, heißt es darum aus der Verwaltung. Es müsse nun besprochen werden, ob es überhaupt noch einen Pavillon geben kann und wenn ja, wie der auszusehen hat. Die Erneuerung der Kragplatte könne unabhängig davon vorangetrieben werden.

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Was passiert mit dem Lieferverkehr?

Der wird ausgesperrt – wie jetzt schon. Die neue Kragplatte wird an allen Zuwegen mit mechanischen Pollern versehen. Die senken sich nur noch für Rettungswagen oder Wartungs- und Reinigungsfahrzeuge. Und auch auch nur dann, wenn die zusammen nicht mehr als 30 Tonnen auf die Waage bringen.

Wie aufwendig werden die Arbeiten?

Sehr. Es ist eng am Rheinufer und die Zufahrtsmöglichkeiten sind beschränkt. Darum muss Väterchen Rhein seinen Buckel hinhalten. Der gesamte Abbruch und auch der überwiegende Teil des Neubaus wird über den Fluss erfolgen. Nur Beton, der vor Ort gegossen werden muss, wird landseitig angeliefert. Mit Schiffen wird der Schutt weggeschafft und die Fertigbetonteile angeliefert. Weil es beim Abbruch laut zu geht, ist eine Schallschutzwand vorgesehen. Für die Bauzeit werden Umleitungen für Spaziergänger und Radfahrer eingerichtet.

Wie ist der Zeit- und Kostenrahmen?

Im kommenden Herbst soll es losgehen. Für die Arbeiten werden 15 Monate veranschlagt. Aber diese Planung steht auf schwankendem Grund, denn markantes Hoch- oder Niedrigwasser können den Arbeitsfluss hindern. Eben weil der Rhein die Zu- und Ablieferstrecke ist. 13,2 Millionen Euro lässt sich die Stadt ihren Laufsteg vor Schokoladenseite kosten. 11,9 Millionen gehen benötigen Abriss und Neubau. 1,3 Millionen Euro sind für die Planung fällig.

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