imm cologneKölner Einrichtungsmesse zeigt digitale Wohntrends

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Besucher der imm cologne 2020.

Köln – Das Mosaik im Badezimmer wirkt zunächst ganz unspektakulär – bis sich die vermeintlichen Fliesen als Teil einer wasserdichten Leuchtwand erweisen. Das Ausstellungsstück im „Smartvillage“ der Möbelmesse kann nicht nur mit Leuchtschrift anzeigen, wenn jemand an der Haustür klingelt, sondern auch mit einem Wisch über die bunte Fläche die Wassertemperatur steuern. Ralf Masmeier hat aber schnell genug von den „intelligenten“ Funktionen, die Moderator Tim bei einem einstündigen Rundgang am letzten Messetag vorführt. „Das ist mir für zu Hause dann doch zu modern“, findet der Besucher.

Roboter in der Wohnung folgen

Derweil versucht Astrid Linscheidt aus dem Massagesessel von Medisana hochzukommen. Eine Messehostess muss helfen, den richtigen Schalter zu finden. „Sehr lustig. Aber das wäre für meine Mutter schon vor zehn Jahren nichts gewesen“, befindet die Besucherin: „Dieser Stuhl ist richtig hart. Man spürt alle Massagebälle.“ Sie liebäugelt eher mit der Sauna, die in jeden 60 Zentimeter tiefen Wandschrank passt. „Die hat ja wohl bei jedem in der Wohnung Platz“, findet sie. „Aber ich würde die Glastür abdecken.“ Auch beim Material hat sie noch einige vom Ausstellungsstück abweichende Vorstellungen. Hochglanzflächen und Holzelemente müssten es für sie sein.

Ihre Begleiterin, Claudia Lausberg, stört sich derweil am Roboter, der darauf trainiert ist, Alten und Kranken hinterherzufahren oder sich an bestimmte Stellen im Haus schicken zu lassen. Doch der fahrende Computerhelfer, dem die Firma Bosch noch beibringen will, im Notfall Hilfe zu rufen, hat merklich Probleme, an Besuchern vorbeizumanövrieren. Laut Display will er schon seit geraumer Zeit in die Küche. Er trägt alle Patientendaten in sich und soll vergessliche Menschen erinnern, den Blutdruck zu messen. Selbst kann er das nicht.

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Eine digitale Waage im Spiegel

Mike Van Strijdonk ist gerade angekommen, hat in einer Ausstellungskoje aber schon auf einer Waage gestanden, die das Gewicht digital im Spiegel anzeigt. Freundin Lynn Vanalderwereldt hat gleich entschieden, dass so eine Spielerei viel zu teuer wäre. Sie würde Geld für die Platzsparsauna ausgeben. „Das ist jedenfalls etwas, das ich sonst noch nie gesehen habe“, freut sich auch Van Strijdonk. Eigentlich war das Paar aus Belgien nach Köln gekommen, um einen Kaminofen zu finden.

Ein DeLorean DMC-12, den viele aus dem Film „Zurück in die Zukunft kennen“, parkt im „Smart Village“. Als Oldtimer der 80er Jahre hätte er ein H-Kennzeichen verdient, aber dieser Wagen hat ein E am Ende des Nummernschilds. Kai Schubert aus Aachen erfährt verwundert, wie im Flügeltürer mit Edelstahlkarosse ein Elektromotor den Ottomotor ersetzte, so dass das Getriebe erhalten blieb. Schubert bleibt skeptisch. „Er ist so kein Oldtimer mehr, der eine Wertanlage darstellen würde. Und ich habe keine Erfahrung, wie zuverlässig ein solcher Elektroumbau ist.“

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In der „Smart Residenz“, wo Waschbecken und Regale auf Knopfdruck auf und nieder fahren, um etwa Rollstuhlfahrern entgegenzukommen, erklärt Tobias Brake die smarten Miele-Geräte: Ein Geschirrspüler, der auf zweimal Klopfen aus dem Schrank fährt, ist mit Waschmaschine, Dampfgarer, Trockner und Ofen vernetzt, ebenso mit der Dunstabzugshaube, die Chemie versprüht, um Geruchsmoleküle zu spalten. Allein die Geräte kosten 18 000 Euro.

Photovoltaik klebt auf der Dachpfanne

Hendrik Keller und Andreas Skoup sind allerdings von ihrer Entdeckung im Smartvillage, das die Kölnmesse eingerichtet hat, schon nach kurzem Gespräch überzeugt: Das Paar aus Duisburg interessiert sich für Keramikdachpfannen des Niederländischen Herstellers ZEP. „Wir haben ein altes Dach und müssen es erneuern. Dabei wollen wir Geld sparen und energetisch bauen“, sagt Keller: „Diese Pfannen mit aufgeklebtem Solarmodul sind wartungsfrei. Weil es keine Unterkonstruktion gibt, kann sich kein Moos ansammeln und kein Wasser ins Dach eindringen“, fasst der Mann die Vorteile zusammen.

Auch Nachteile kennt er. „Wenn ein Modul ausfällt, sind wegen der Reihenschaltung elf weitere außer Betrieb.“ Andrea Skoup hat Bedenken, weil ein Baum Schatten auf das Dach wirft. Keller denkt dennoch, dass sich die höhere Investition gegenüber herkömmlichen Photovoltaikanlagen rechnet. Die Rheinenergie bietet dieses System mit dem Ziegelhersteller Nelskamp und dem Photovoltaikpartner aus den Niederlanden an.

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