Impfungen in Kölns MesseEine Corona-Bilanz zum letzten Tag des Kölner Impfzentrums

Lesezeit 3 Minuten
20210719_tb_Impfungzentrum_Deutz_003

Das Impfzentrum in Köln schließt am 29. September. 

Köln – Das Zusammenpacken des medizinischen Geräts, der Abbau der Infrastruktur, all das ist durchaus Routine in der Messehalle 1. Erst zu Monatsbeginn war das Impfzentrum in eine kleinere Messehalle gezogen, am heutigen Dienstag ist Schluss, so will es der Beschluss der Bundesländer. Was heißt das für den Impffortschritt und die Entwicklung der Pandemie? Wir ziehen Bilanz mit Gesundheitsdezernent Professor Harald Rau:

Hohe Impfbereitschaft in den vulnerablen Gruppen

Zu Wochenbeginn vermeldete das Gesundheitsamt der Stadt eine Inzidenzzahl von 58,5, die Tendenz ist rückläufig. In der Gruppe der Menschen, die älter als 60 Jahre sind, ist inzwischen eine Impfquote von knapp 90 Prozent erreicht, bei den 18- bis 59-Jährigen liegt die Quote bei knapp 80 Prozent (siehe Kasten). „Die Durchimpfung in der vulnerablen Gruppe ist enorm. Der Impffortschritt bei der zweiten Gruppe ist noch nicht zufriedenstellend.

Es wird zunehmend mühsam, diese Altersgruppe zur Impfung zu bewegen“, sagt Prof. Harald Rau. Das sorgt derzeit jedoch nicht für einen Anstieg der Infektionen. Rau sagt deshalb auch: „Die aktuelle Lage macht wirklich Hoffnung, deshalb gibt es einen gewissen Anlass zur Entspannung. Auf der anderen Seite bin ich durchaus differenziert, denn wir wissen nicht, wie der Herbst verläuft. Wir müssen den Spagat halten zwischen Infektionsschutz und Normalität“. Generell gelte: Je mehr Infektionen es gibt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit von Mutationen des Virus.

Alles zum Thema Impfung

Stadt hält an mobilen Impfangeboten fest

Von jetzt an können sich Impfwillige im Gesundheitszentrum am Neumarkt impfen lassen. Termine können hierfür vereinbart werden, notwendig ist dies aber nicht. Die Stadt will weiterhin an ihren mobilen Impfangeboten festhalten, ansonsten können bei den Hausärzten Termine für Impfungen vereinbart werden.

„Die Hausärzte machen einen guten Job, sie werden beim zunehmenden Impfgeschehen eine verantwortungsvolle und wirksame Rolle übernehmen. Aber klar ist auch, dass wir mit unserem Impfzentrum noch niederschwelliger und einfacher zu erreichen waren“, sagt Rau. Daher die Fortsetzung der mobilen Impfungen. Zuletzt hatten Hausärzte den bürokratischen Aufwand und das geringe Interesse an Impfungen in den Praxen beklagt.

Entspannung auf den Intensivstationen

Auf den Intensivstationen der Kliniken liegen derzeit 49 Covid-Patienten. Doch nicht bei allen ist das auch der Behandlungsgrund. Teilweise wurden die Infektionen bei der Einlieferung oder vor einer geplanten Operation zufällig entdeckt.

Rau spricht von „Nebenbefunden“. Etwa 16 Prozent der Intensiv-Betten seien von Covid-Patienten belegt. „Die Kapazität für Covid-Patienten ließe sich erhöhen, aber es müssten bundespolitisch Anreize geschaffen werden, um die Erlösausfälle der Kliniken zu kompensieren“, so die Forderung von Rau. Entsprechend beruhigend fällt das Fazit des Gesundheitsdezernenten aus: „Bei der intensivmedizinischen Kapazität stehen wir gut da. Sie war in Köln zu keinem Zeitpunkt überreizt und ist es auch jetzt nicht“, stellt Rau fest.

Mit 2G zurück zur Normalität

Am kommenden Wochenende werden 33 000 Fans das Heimspiel des 1. FC Köln gegen Greuther Fürth besuchen dürfen, erstmals hat das Gesundheitsamt einer Zweidrittel-Auslastung zugestimmt.

Gleichzeitig streben viele Wirte in der Stadt eine hohe Auslastung ihrer Kneipen zum Sessionsauftakt am 11. November an, Voraussetzung ist das 2G-Modell, also der Zutritt ausschließlich für geimpfte und genesene Gäste. „Das bedeutet Sicherheit zu einem vertretbaren Preis. Ich kann mir gut vorstellen, dass unter diesen Bedingungen mehr möglich ist“, macht Rau Hoffnung.

Die Pandemie verändert unser Nähe-Empfinden

Nein, zum Sessionsauftakt würde Dr. Harald Rau sich nicht in eine volle Kneipe quetschen, um mit fremden Menschen zu singen, zu schunkeln und anzustoßen. Auch nicht, wenn alle geimpft oder genesen sind. Aber das ist seine persönliche Entscheidung. „Ich fahre regelmäßig Straßenbahn, da war es zum Teil schon sehr voll. In der Pandemie habe ich ein komisches Gefühl entwickelt, wenn die Dichte gefühlt zu hoch ist. In eine volle Kneipe würde ich mich noch nicht stellen. Aber ich akzeptiere es auch, wenn sich jemand anders entscheidet“, sagt Rau.

Rundschau abonnieren